Bürgernah und authentisch – Dr. Andreas Tietze vom Bündnis 90/Die Grünen besuchte die Insel Amrum …


 

Infostand Biodüne, links Dr. Andreas Tietze, Stephan Wiese, Wahlkreismitarbeiter(FOTO Ralf Hoffmann)

Im Rahmen des Wahlkampfes der bevorstehenden Landtagswahlen in Schleswig-Holstein am 8. Mai 2022 besuchte Dr. Andreas Tietze vom Bündnis 90/Die Grünen für einen Tag die Nordseeinsel Amrum. Seit 2009 ist er als Abgeordneter im Landtag tätig und übernahm 2017 das Amt als Wirtschaftsausschussvorsitzender. Neben der Funktion als Sprecher seiner Fraktion für die Themen Tourismus, Wohnungsbau und Mobilität ist er ebenfalls Mitglied im Petitionsausschuss.
Ein großes Tagesprogramm wurde für diesen Besuch in Kooperation zwischen dem Wahlkampfteam und einem Teil der Amrumer Grünen-AG geplant. Unter anderem bot ein Infostand vor der Biodüne in Wittdün die Möglichkeit für Interessierte, sich über das Parteiprogramm der Fraktion zu informieren, als auch Dr. Tietze Fragen zu stellen und in den Dialog miteineinander zu treten.

Mitmach-Aktion

Am Nachmittag luden die Organisator*innen der Amrumer Grünen AG zu einer Mitmach-Aktion für Eltern und Kinder auf der Wiese am Fähranleger ein, die von Mechthild Wrede, Anna Grütte und Klaus-Peter Grzeschke begleitet und durchgeführt wurde.
Am Abend fand in der Jugendherberge in Wittdün eine offene Diskussionsrunde zu den Themen “Nachhaltiger Tourismus & Wohnraum für Insulaner*innen” statt. Für die Amrumer Grünen AG als Veranstalter dieses Aktionstages begrüßten Mechthild Wrede und Anna Grütte herzlich Dr. Andreas Tietze und alle erschienen Insulaner*innen und Gäste sowie den Musiker und Künstler Georg Dittmar, der für das musikalische Rahmenprogramm sorgte.

von links: Carmen Klein, stellv. Bürgermeisterin Wittdün, Nicole Hesse (Hotel Seeblick), Dr. Andreas Tietze, Ulf Jürgensen, (Jugendherberge), Frank Timpe (Amrum Touristik) Foto S. Jensen

Dr. Andreas Tietze hiess seine geladenen Gäste Nicole Hesse (Hotelchefin Seeblick****Genuss und Spa Resort Amrum), Wittdüns stellvertretende Bürgermeisterin Carmen Klein, Tourismusleiter Frank Timpe (Amrum Touristik) und Gastgeber Ulf Jürgensen (Jugendherberge Wittdün) sowie die erschienenen Zuhörer*innen herzlich willkommen zu einer Diskussionsrunde, in denen über aktuelle Themen auf der Insel gesprochen wurde.

Im Fokus stand dabei besonders die Wohnungsproblematik. Ausreichenden und vor allem bezahlbaren Wohnraum für Insulaner sowie adäquate Unterbringungen für dringend benötigte Fachkräfte zu generieren, bringt viele Inselbetriebe aus allen Branchen zusehends an ihre Grenzen und Möglichkeiten. Nicole Hesse betonte in diesem Zusammenhang: „Nicht nur die Gäste sollen es hier schön haben, sondern auch die Mitarbeitenden aller Betriebe müssen genügend Anreize finden, um zum Arbeiten auf die Nordseeinsel kommen zu wollen und auch zu bleiben. Es wird Zeit, hier ein Gleichgewicht zu erreichen, um alles, was die Insel ausmacht, für die Zukunft zu erhalten”, betonte Nicole Hesse. Carmen Klein fügte hinzu: „Wenn es dem Amrumer gut geht, geht es automatisch auch dem Gast gut”. Ein großer Appell also an die Politik, die Verwaltungen und Kommunen, bestehende Verordnungen zu überarbeiten und zu verändern, der auch aus der Runde der Zuhörerschaft unterstützt wurde. Es gab viele Wünsche und Anliegen zu den verschiedenen Themen, die Dr. Andreas Tietze gerne mit in den Kieler Landtag nehmen möchte.

Amrum News hat im Interview mit Dr. Andreas Tietze noch einmal nachgefragt:

AmrumNews:

Herr Dr. Tietze, schön, dass Sie sich die Zeit für ein kurzes Interview mit uns nehmen. Was sind Ihre Themen in diesem Wahlkampf?

 

Dr. Tietze:

Unsere Themen sind im Tourismus sehr vielschichtig. Das erste Thema, welches ganz oben steht, ist bezahlbarer Wohnraum. Wir erleben, dass es eine Wohnungsknappheit gibt, dass wir auch staatlicherseits unterstützen müssen. Förderprogramme müssen da sein, aber vielleicht auch doch die eine oder andere staatliche Unterstützung einer staatlichen oder einer gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft. Der Wohnungsbau ist das A und O. Das kann nur gelingen, wenn wir da gemeinsam wirken. Land, Kreis und Kommunen. Beim Wohnungsbau ist auf jeden Fall wichtig, dass es ein sozialer Wohnungsbau ist, dass es eben bezahlbare Mieten gibt. Soziale Wohnbauprojekte, wie wir sie auch hier auf Amrum gesehen haben. Ich habe da heute Haustürwahlkampf gemacht. Und es zeigt, wieviele Familien da wohnen, wie gut es ist, dass Amrum da ein solches Projekt aufgelegt hat. Wir brauchen mehr davon. Zweitens brauchen wir bei der Frage des Wohnraumes alternative Ideen. Also nicht immer unbedingt Fläche vermarkten, sondern in den Ausbau von Innenverdichtung gehen, also Dachgeschossausbau ist so ein Thema, aber auch Wohnen für Menschen, die vielleicht kleine Wohnformen vorziehen wie Tinyhouses oder andere. Das ist ja alles sehr verrechtlicht heute. Da wollen wir eine Experimentierklausel einführen, die dazu führt, dass eben auch mehr Spielräume für die Kommunen entstehen und dann auch mehr Vielfalt bei diesen Wohnprojekten möglich ist. Stichwort Generationenwohnen ist ein Thema. Das sind so Themen, die uns bewegen. Das zweite ist das Thema Nachhaltigkeit. Wir sind der Auffassung, dass das Wachstum im Tourismus an seine Grenzen kommt. Wir brauchen da das Thema nachhaltige Konzepte. Das ist auch ein wichtiger Bestandteil in der Tourismusstrategie, d.h. also weniger große Hotelneubauten, auch moderne Angebote für Reisende, die mit dem Rad unterwegs sind. Also ich denke so an bed&bike Angebote, denke aber auch an Familienangebote. Und das letzte ist natürlich, dass wir gerne wollen, dass auch in touristischen Destinationen das Thema Energiewende funktioniert. Energie ist ja heute ein, muss man ja leider sagen auch durch die Entwicklung in der Ukraine, ein teurer Rohstoff. Und da wollen wir eben mehr, dass eben auch Menschen in Tourismusdestinationen von den erneuerbaren Energien profitieren, Wind und Sonne zum Beispiel. Und dass auch gerade die Energie, die wir beispielsweise auf dem Festland produzieren, auch die Inseln in diesen Genuss kommen, diese Energie kostengünstig zu beziehen. Dass wir hier insgesamt von den fossilen Brennstoffen, also auch vom Gas gerade bei den Hotels und den Wohnungen wegkommen, und diese möglicherweise durch Wasserstoff ersetzt werden. Möglicherweise durch Fernwärmenetze, die mit Wasserstoff betrieben werden und damit eben auch eine Unabhängigkeit von diesem Gas, gerade von diesem russischen Gas, erfolgt.

A.N:

In welchen Bereichen/Themen sehen Sie beim Erreichen Ihrer Ziele Schwierigkeiten und wie wollen Sie diesen begegnen?

Dr. Tietze:

Das ist eine gute Frage. Ich stehe für Bürgernähe. Ich möchte mich selbst jetzt in den nächsten 5 Jahren wirklich intensiv um Nordfriesland kümmern. Deshalb trete auch hier als Direktkandidat an. Ich bringe 13 Jahre Erfahrung mit. Bürgernähe heißt dann auch Foren zu finden, wo das stattfindet. Ich könnte mir verschiedene Modelle vorstellen, zum Beispiel so etwas wie runde Tische. Dass es regelmäßige Treffen gibt, wo man mit den Abgeordneten über diese Themen sprechen kann. Das kann online stattfinden, aber auch live – das Angebot ist wichtig. Ich habe jetzt angefangen eine Website einzurichten mit einer Bürgerplattform, auf der sich Bürger*innen mit Fragen direkt an mich wenden können. Ich will nicht nur meine eigenen Wahlprogramme präsentieren, sondern auch einmal hören: was haben Sie eigentlich für Themen, die sie interessieren? Wo kann ich helfen? Wo können wir vielleicht auch den einen oder anderen gemeinsamen Weg gehen, weil ich durch die Erfahrung, die ich habe, natürlich auch weiß, wo man anfragen muß. Ich habe das Netzwerk, kenne die Ministerienvertreter*innen. Ich weiß, wo man gezielt Informationen her bekommt. Das würde ich gerne für die Region einbringen. Ich möchte auch Politik den Bürger*innen mehr erklären. Wir sind ja tatsächlich auch selbst als Politiker nicht immer auf der Höhe, wenn ich an die Corona-Verordnungen denke. Da haben sie 30 – 40 Veränderungen und müssen das innerhalb kürzester Zeit alles erfassen. Paragraphen werden minimal verändert. Das ist auch für uns schwer, das immer alles nachzuvollziehen und da muß man Bürgerinnen und Bürgern Auskunft geben und ist selber nicht schlauer. Und sehr schnell verfügt man über Wege, wie man sich dann schlau macht. Man kennt die Pfade, die man gehen muß. Da würde ich auch gern mit den Bürgerinnen und Bürgern mehr oder minder drüber sprechen, wie man vielleicht selbst auch wieder interessierter wird. Also Bürgerinnen und Bürger müssen eben in einer Demokratie nicht sagen, ich wähle einmal und dann ist fünf Jahre gut, sondern ich würde das gerne auch in einem kontinuierlichen Prozeß haben. Dass ich mich regelmäßig mit meiner Politik den Bürgern transparent mache und vielleicht auch meine Themen, die ich habe, besser vorstelle, so dass man auch hier mit mir in einen regelmäßigen Austausch kommen kann.

A.N:

Warum sollten sich Wähler*innen für Sie und Ihre Partei entscheiden, und was ist Ihre Botschaft an zukünftige Wähler*innen?

Dr. Tietze:

Der Wähler hat zwei Stimmen. Er kann die Grünen wählen, dann wird die Partei gewählt. Das ist dann entscheidend für die Sitze im Landtag. Das ist eine wichtige Stimme. Und wir hoffen natürlich auch, dass wir viele Zweitstimmen bekommen. Ich trete ja zum ersten Mal an, um den Wahlkreis wirklich direkt zu gewinnen. Ich sage den Bürger*innen, guckt Euch die Kandidaten an, und dann schaut Ihr, was diese Kandidat*innen für euch anbieten. Ich biete an, dass ich zwar sage, ich habe grüne Werte, aber ich möchte mich im Dialog mit den Bürger*innen hier treffen. Dazu biete ich meine Erfahrung an. Ich möchte die Themen Nordfrieslands jetzt 5 Jahre vertreten. Es ist wie eine Bürgermeisterwahl – es geht um die Person und für diese Person werbe ich, für mich, ich sage schaut euch meine Website an. In einem Imagefilm erkläre ich den Menschen, was ich gemacht habe. Man kann dort erkennen, mit welcher Professionalität ich mittlerweile politische Dinge angehe und auch mit Bürgerinnen und Bürgern diese Themen bearbeite.

A.N:

Gibt es bei den vielschichtigen Themen für Sie ein Herzensthema – eines, welches Ihnen pesönlich sehr wichtig ist? 

Dr. Tietze:

Ich war jetzt 5 Jahre Mitglied des Petitionsausschusses. Ich habe mich um über 100 Petitionen in diesem Kreis bemüht, also Nordfriesland-Nord. Konnte vielen Menschen helfen, und das ist dann auch keine Parteipolitik, sondern dann sind sie persönlich bei dem Fall. Menschen haben unglaublich viel Frust, wenn sie mit Verwaltungen zu tun haben und werden, leider muss ich sagen, von diesen auch manchmal ungerecht behandelt. Verwaltungen sind auch nicht unfehlbar und schreiben auch Dinge, die nicht immer nur rechtskonform sind. Jede Bürger*in kann sich an den Petitionsausschuss wenden, und ich prüfe dann. Ich bin Anwalt der Bürger*innen, mache ihren Fall zu meinem Fall, und kümmere mich dann darum. Lasse mir Gutachten vorlegen, frage Juristinnen und Juristen und kann sogar Akteneinsicht bei den Behörden beantragen. Die müssen mir alles vorlegen. Dann decke ich diese Widersprüche auf und frage, warum habt ihr das so gemacht? Gegebenenenfalls empfehle ich auch meinen Landtagskolleg*innen ein Gesetz zu ändern, das einfach ungerecht ist, weil Bürgerinnen und Bürger hier hinter die Fichte geführt werden und nicht mehr verstehen, was da beschlossen worden ist oder es in den Kommunen falsch ausgelegt ist. Das ist eine sehr sehr wichtige Tätigkeit, die ich jetzt 5 Jahre gemacht habe.
Da habe ich auch nochmal erkannt, wie wichtig es ist, dass Politik sich erdet, dass wir immer auch ein Bein vor Ort haben und immer nah am Bürger sind, weil man nur so seine Politik auch künftig verbessern kann. Das erwarten auch die jungen Menschen von uns. Das wir ihnen jetzt bei dem Thema Klimawandel bei der Frage, wie kriegen wir die 1,5 Grad-Ziele umgesetzt, nicht das Blaue vom Himmel versprechen. Ihnen auch sagen, was wir tun und was vielleicht schwierig ist, zu tun. Aber dass wir vor allen Dingen authentisch und ehrlich sind. Und auch bei diesem Weg sagen: es ist gut, das ihr dass ihr das so vehement einfordert. Das ist euer Recht als Jugend, das zu tun. Ich kann euch gut dabei unterstützen, aber wir müssen eben auch sehen, was geht und was auch nicht geht.

Vielen Dank für dieses Gespräch, Herr Dr. Tietze!

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Über Susanne Jensen

Susanne Jensen wurde 1965 in Hamburg geboren. In Appen bei Pinneberg aufgewachsen, kam sie nach der Erzieherausbildung 1985 auf die Nordseeinsel. Die Mutter von zwei heut erwachsenen Söhnen arbeitete anfangs einige Jahre in der Fachklinik Satteldüne und war dann von1992 bis 2016 als Erzieherin in den Kindergärten Wittdün und Nebel beschäftigt. Nun ist Susanne wieder tätig als Erzieherin in der Fachklinik Satteldüne.

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