Fahrwasservertiefung vor Dagebüll und Wittdün


“Hegemann II” im Einsatz. © Gerd Arnold

Der Saugbagger „Hegemann II“ ist seit der vergangenen Woche wieder in der Hafenzufahrt von Dagebüll im Einsatz.

Die Fähren benötigen mehr als nur eine Handbreit Wasser unter dem Kiel. Bei einer Grundberührung muss die Schiffssicherheit von einem Experten der Schiffsklassifikationsgesellschaft DNV/GL (Det Norske Veritas/Germanischer Lloyd) geprüft werden. Dabei wird vor allen der Unterboden untersucht.

Das kann im Hafen geschehen, da steigt man in den Rumpf des Schiffes und überprüft diesen von Innen. Schlimmstenfalls ist ein Werftaufenthalt nötig, wo dann das Schiff von unten betrachtet werden kann. Werden keine Schäden festgestellt wird die Fähre für den Schiffsverkehr wieder freigegeben. Alles das nimmt viel Zeit in Anspruch und bedeutet den Ausfall der Fähre.

Um dieses zu verhindern passt die Wyker Dampfschiffs-Reederei (W.D.R.) ihren Fahrplan den veränderten Wasserstandsvorhersagen an. In den letzten Tagen herrschte starker Ostwind, der das Wasser aus den Nordseehäfen drückte. Dann gibt es auf der W.D.R.-Website (https://www.faehre.de/aktuell/) folgende wichtige Meldung: „Aufgrund des vorhergesagten Niedrigwasserstandes kommt es zu folgenden Änderungen im Fahrplan“.

„Als erstes steht die Sicherheit unserer Schiffe und unserer Passagiere im Vordergrund“, so Betriebsleiter Nick Obert von der W.D.R..

Die „Hegemann II“ baggert, wie schon im Vorjahr, die schmale Fahrrinne vor Dagebüll aus und bringt diese wieder auf Solltiefe. Damit haben die Schiffe bei normalem Niedrigwasserstand wieder etwas mehr Wasser unter dem Kiel, das Nadelöhr vor Dagebüll wird aber bei Ostwind weiterhin zu Veränderungen im Fahrplan führen. Mit der rechtzeitig angekündigten Fahrplanänderung kann jeder Fährbenutzer seine Termine dann besser planen.

 

Technische Daten „Hegemann II“

Eingesetzt als Saugbagger

Länge: 66,96 m – Breite: 12,00 m – Tiefgang: 1,50 m – Baujahr 1991

Flagge: Niederlande

 

“Mersey” zwischen Anleger und Seezeichenhafen. © Gerd Arnold

Hochmoderner Hybrid-Wassereinspritzbagger „Mersey“ vor Wittdün im Einsatz

In Wittdün war die Fahrrinne der W.D.R.-Schiffe nicht direkt betroffen, sondern der weitere Verlauf vom Anleger 1 bis in den Seezeichenhafen. Hier benötigen u.a. die Behördenschiffe und der Seenotrettungskreuzer „Ernst Meier-Hedde“ die geforderten Solltiefen. Es hilft auch den Versorgungsschiffen die den Hafen von Steenodde ansteuern.

Die in Dagebüll und Wittdün eingesetzten Schiffe wurden vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Elbe-Nordsee für die Arbeiten beauftragt.

„Mersey“, ein Wasser-Injektionsbagger, genauer gesagt ein vielseitiger Schiffstyp der über Wasserinjektionsbagger-, Massenfluss- und Power-Jetting-Systeme verfügt. Das Wasserinjektionsbaggern ist eine effiziente und umweltfreundliche Methode, um die Tiefe von Fahrrinnen, Häfen, und auch Jachthäfen beizubehalten. Das Schiff gehört zum weltweit tätigen, 1868 gegründeten, niederländischen Unternehmen Van Oord Dredging and Marine Contractors (Van Oord) mit Hauptsitz in Rotterdam. Es ist auf ihrem Gebiet eines von vier weltweit führenden Unternehmen.

Als Reederei betreibt das Unternehmen ca. 100 Arbeitsschiffe, darunter sind etwa 70 verschiedenste Baggerschiffe und Schwimmbagger.

Das auffällige Schiff fuhr mehrere Tage parallel zur Nordwandelbahn vom Fähranleger bis zum Seezeichenhafen Wittdün hin und her. Bei der angewendeten Wasserinjektionsbaggerung (WID) wird mit hohem Druck Wasser in den Untergrund injiziert und die Sedimente werden auf natürliche Weise gelöst. Diese sollen mit dem Ebbstrom in die Nordsee abfließen. So werden erforderliche Tiefen von Fahrrinnen und Häfen erhalten.

Seit über 30 Jahren verwendet Van Oord diese Technik auf der ganzen Welt.

Bei dem Schiff wurde die neueste technologische Entwicklung wie aktive Seegangskompensation und dynamische Positionierung angewendet, wodurch das Baggern weitgehend vorprogrammiert und effizienter durchgeführt werden kann. Dank der Manövrierfähigkeit und des sehr begrenzten Tiefgangs eignet sich das Schiffe perfekt für Wartungsbaggerungen in flachen Häfen. Gleichzeitig kann es bis zu 24 Meter Wassertiefe baggern und ist als uneingeschränkte Seeschiff zugelassen.

Besonderes Augenmerk wurde auf das Energiemanagement des Schiffes gelegt. Das Schiffe ist mit einem hybriden Energiemanagementsystem ausgestattet. Dadurch kann das Schiff Energie aus normalerweise verlorener Restwärme in Batterien speichern. Diese Energie wird anschließend unter anderem für den Antrieb verwendet. Dieselelektrische Motoren werden die CO2-Emissionen reduzieren. Das neue Wassereinspritzschiff wird die neue IMO TIER III-Gesetzgebung zur Reduzierung von NOx-Emissionen erfüllen und die EU STAGE V-Gesetzgebung berücksichtigen. Das Schiff wurde von der Kooiman Marine Group in Zwijndrecht, Niederlande, geliefert. Parallel wurde das Schwesterschiff „Maas“ übergeben. Quelle: van Oord

Technische Daten „Mersey“

Eingesetzt als Offshore, Schlepper-, Versorgungs- oder Baggerschiff

Länge: 43,07 m – Breite: 9,70 m – Tiefgang: 2,10 m – Baujahr: 2021

Flagge: Niederlande

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Über Gerd Arnold

Gerd Arnold, 1957 in Nebel auf Amrum geboren. Ein „echter“ Amrumer mit der friesischen Sprache (öömrang) aufgewachsen. Bis 1972 die Schule in Nebel besucht, danach Elektroinstallateur in Wittdün gelernt. 1976/77 in Wuppertal den Realschulabschluss nachgeholt. Ab Oktober 1977 als Berufssoldat bei der Bundesluftwaffe und seit November 2010 Pensionär. Nach vielen Jahren der verzweifelten Suche nach passenden „bezahlbaren“ Wohnraum auf Amrum endlich fündig geworden, seit Februar 2022 wieder ständig auf Amrum. 2019 ins Team der Amrum News integriert, aber das soll neben dem Angeln nicht die einzige Aktivität auf der Insel bleiben.

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One comment

  1. Dazu habe ich mal eine Frage: Dieses zweite Schiff (Erkennbar an der Rumpfform und Farbe und der Aufschrift des Reeders) sah ich vor einigen Tagen auf Höhe des Anlegers arbeiten. Zeitgleich waren die Schiffspositionsmeldungen der WDR Fähren auf deren Seite ausgefallen. Auf einer Marine-traffic Seite waren die überhaupt nicht, ein Baggerschiff aber schon zu sehen.
    Kann es sein das dieses Schiff für den Ausfall verantwortlich ist? Vielleicht eine Art Schutzabstand oder etwas ähnliches.

    Im übrigen klingt die Wasserinjektionsbaggerung für mich eher nach Strahlpumpe. Sprich: Eine Lenkbare Düse aus der Wasser mit Hochdruck schießt. Etwa wie ein Gartenschlauch bei dem man das Ende zu drückt oder einem “Kärcher” für den Meeresboden. Das Prinzip ist nicht neu. Dieselelektrischer Antrieb mit Wärmerückgewinnung ist es auch nicht, und speziell bei neueren Schiffen sogar erwartbar oder? Interessanter fände ich wie man dort Restwärme in Elektrische Energie wandelt damit diese in Batterien/Akkus gespeichert werden kann. Thermoelemente sind ineffizient und für eine Dampfturbine mit Generator braucht man viel Restwärme und Platz. https://de.wikipedia.org/wiki/Thermoelektrischer_Generator ??? K.M.

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