Tourismus auf Amrum – Was wollen die Amrumer:innen?


Knapp 40 Teilnehmer:innen folgten der Einladung zur Diskussion des TEK.
Foto© Ralf Hoffmann

„Beteiligung erwünscht!“ So könnte in jeder Hinsicht das Fazit der zweiten öffentlichen Veranstaltung zur Tourismusentwicklung auf Amrum lauten, die am 28. März im Gemeindehaus Norddorf stattfand.

Nachdem Birte Grimm im November bereits die Ergebnisse der von der Amrum Touristik in Auftrag gegebenen Einwohnerbefragung mit Erst- und Zweitwohnsitz auf der Insel vorgestellt hatte, ging es nun in einer Art Workshop um das „Tourismusentwicklungskonzept 2023 – 2030 für die Insel Amrum“. Erst vor drei Jahren war das Konzept aus dem Jahr 2017 aktualisiert worden. Es wird stetig fortgeschrieben und bei gegebenem Anlass angepasst. „Da ist nichts in Stein gemeißelt“, so Amrums Touristik-Chef Frank Timpe ganz pragmatisch.

Knapp 40 Teilnehmer:innen waren der Einladung der Amrum Touristik gefolgt, um sich an der weichenstellenden Diskussion über die Fortschreibung des „TEK“, so heißt das Bandwurm-Wort mit 29 Buchstaben, abgekürzt im Fachjargon, zu beteiligen. Darunter waren viele Mitglieder der Bürgerinitiative für ein lebenswertes Amrum, des Öömrang Ferian und auch eine ganze Reihe kommunalpolitischer Mandatsträger:innen, denen das Konzept intern bereits zuvor vorgestellt worden war. Sie nutzten die Gelegenheit zu hören, was die Bürger:innen im Vergleich zu den im politischen Kontext diskutierten Maßnahmen für Vorstellungen und Ideen entwickeln. Letztlich entscheiden ja die von den Gemeinderäten gewählten Vertreter:innen im Verwaltungsrat der Amrum Touristik über die Tourismus-Strategie der Insel.

Ob in Nebel, Norddorf oder Wittdün – wie wollen Sie im Jahr 2030 leben und arbeiten?
Wie die 400 kleinteiligen Hinweise aus der Einwohnerbefragung sollen auch die gut rund Stichwort-Kärtchen aus dem Workshop „Wie wollen Sie 2030 auf Ihrer Insel leben und arbeiten?“ so konkret wie möglich in das Tourismusentwicklungskonzept für Amrum einfließen. Nicht jeder einzelne Vorschlag wird Berücksichtigung finden, denn die Ziele müssen kompromissfähig sein, aber kein Beitrag soll verloren gehen und alle seien später nachlesbar, versicherten Berit Weiß und Kai Ziesemer, die den Prozess als Tourismusforscher:innen im Kieler Institut für Tourismus- und Bäderforschung in Nordeuropa GmbH (NIT) begleiten.
Man kann sich jetzt auch fortlaufend noch an der Diskussion beteiligen. Wo? Online auf einer Dialog-Plattform namens „adhocracy“ und dort sogar mit einer Teilnahmeoption für „Offliner“ (also in Papierform, auch ohne Internet-Zugang). Amrums News wird Sie darüber informiert halten.

Hier wird‘s konkret, aber was ist mit dem medizinischen Zentrum?

Einwohner:innen sind künftig Zielgruppe des Destinationsmanagements auf Amrum.
In der neuen Tourismusstrategie für Schleswig-Holstein spiele die Tourismusakzeptanz eine deutlich größere Rolle. Habe man bisher vor allem auf steigende Gästezahlen gesetzt, so sollen künftig bei der Planung und Umsetzung touristischer Maßnahmen auch die Bedürfnisse der Einwohner:innen vor Ort berücksichtigt werden und als handelnde Akteure sowohl die Betroffenen als auch die Profiteure der Maßnahmen mit einbezogen werden, erläuterte Kai Ziesemer, Strategie-Leiter am NIT, in seinem 50-minütigen (!) Einführungsvortrag. 
In der Zeit der Pandemie seien die Herausforderungen an das Destinationsmanagement besonders deutlich geworden. Mit dem neuen Tourismus-Konzept für Amrum trüge man den veränderten Rahmenbedingungen Rechnung. Inzwischen nehme der Wettbewerb international wieder zu, aber auch die Potenziale für einen ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltigen Tourismus wie ihn die Amrum Touristik bereits in ihrem aktuellen TEK im Blick habe.

Frank Simoneit, FH Westküste und Berater aus Nordstrand, moderierte den Workshop Foto© Ralf Hoffmann

Im Unterschied zu Amrum, wo die Tourismus-Akzeptanz bei der Umfrage im letzten Jahr (noch) relativ hoch war, ist die Akzeptanz in anderen Küsten-Hotspots Schleswig-Holsteins dramatisch gesunken. Dort sehen die Einwohner:innen durch den Tourismus unterm Strich inzwischen mehr Nachteile als Vorteile, sowohl für sich persönlich als auch für ihren Wohn- und Arbeitsplatz – und das merken dann auch die Gäste.
Als Einwohner:in ist Ihre Beteiligung für die weitere Ausrichtung des Tourismus in Schleswig-Holstein ab jetzt also wirklich gefragt. Nehmen Sie diese Chance wahr und beteiligen Sie sich am Dialog.

Die Präsentation der Ergebnisse aus der Einwohnerbefragung auf Amrum und aus anderen Urlaubsorten in Schleswig-Holstein sowie die aktuellen Präsentationen zur Tourismusentwicklung und zur Neuausrichtung der Tourismusstrategie in Schleswig-Holstein finden Sie unter den Suchbegriffen „Tourismus“ und „Touristische Informationsveranstaltungen“ auf der Webseite der Amrum Touristik AöR www.amrum.de

Über Astrid Thomas-Niemann

Astrid Thomas-Niemann ist gelernte Schifffahrtskauffrau sowie studierte Sprach- und Erziehungswissenschaftlerin. Sie hat viele Jahre als Schifffahrtsanalystin gearbeitet und lebt seit 2015 in Wittdün. Als junge Frau kam Astrid 1981 das erste Mal auf die Insel und besuchte auf Zeltplatz II die Niemanns aus Hamburg, die Amrum seit 1962 urlaubsmäßig die Treue halten, inzwischen bereits in der 4. Generation.

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