Das Gräberfeld liegt linkerhand am Ortseingang von Steenodde und umfasst heute eine Fläche von ca. 10.000 qm. Es stammt aus der Wikingerzeit in etwa um 800 n. Chr.. Zu dieser Zeit sind von Westen her Friesen die Küste hinaufgewandert um hier sesshaft zu werden und von Norden her nahmen die Wikinger den Küstenraum in Besitz. Zwischen diesen beiden Völkern sind kriegerische Auseinandersetzungen zu dieser Zeit, zumindest anfänglich, anzunehmen. Aus dieser Zeit ragt das Gräberfeld mit ehemals 88 kleinen Rundhügeln aus der Geesthöhe bei Steenodde heraus. Es sind wohl eingewanderte Friesen, die hier ihre letzte Ruhestätte gefunden haben, entsprechend kann man die Grabbeigaben der Urnengräber, so denn welche gefunden wurden, deuten.
Wissenschaftliche Untersuchungen fanden allerdings erst Ende des 19. Jahrhunderts statt, zuvor wurden etliche Gräber zerstört, geplündert oder durch damalige Anwohner eingeebnet um Platz für Häuser zu schaffen oder landwirtschaftlich nutzbares Gelände erhalten zu können. Heute sind nur noch 26 der Grabhügel erhalten.
Zwar schickte bereits der Amrumer Pastor Lorenz-Friedrich Mechlenburg (*15. Februar 1799 in Nebel auf Amrum, †15. Oktober 1875 ebenda) während seiner Amtszeit von 1827 – 1875 erste Berichte über frühzeitliche Kulturspuren an den an Archäologie interessierten dänischen König Frederik VII. (*6. Oktober 1808 auf Schloss Amalienborg in Kopenhagen, †15. November 1863 auf Schloss Glücksburg; von 1848 – 1863 König von Dänemark und Herzog von Holstein), es war jedoch der deutsche Chemiker und Privatgelehrte Prof. Hermann Otto Wilhelm Olshausen (*7. Juli 1840 in Kiel, †10. Januar 1922 in Berlin), der in den 1880er Jahren systematische Analysen durchführte. Seine Forschungsergebnisse veröffentliche er dann erst 1920 in seinem ausführlichen Werk „Amrum. Bericht über die Hügelgräber auf der Insel nebst einen Anhange über die Dünen“, erschienen im Verlag Berlin Leuschner.
Es bestand zuvor in der Amrumer Bevölkerung kaum ein Interesse an der vorzeitlichen Geschichte, zu hart und karg waren die Lebensumstände auf der Insel. Und wenn etwas Brauchbares gefunden wurde, ist es in den Alltag übernommen worden. So sollen Findlinge von steinzeitlichen Grabkammern für den Bau des Friedhofwalles benutzt worden sein, oder auch als Ankersteine (sog. Mooringe) eine neue Verwendung gefunden haben. Der Amrumer Lehrer und Küster Bandix „Böle“ Bonken (*18. Mai 1839 auf Hallig Gröde, †10. April 1926 in Bollhaus; auf Amrum tätig von 1865 – 1893), grub mit der Hilfe von Schülern unsystematisch und ohne jegliche wissenschaftlichen Grundlagen in den Hügeln herum und verkaufte die Funde an Inselgäste um mit dem Erlös Instrumente für den Posaunenchor kaufen zu können. (zu Bandix Bonken siehe auch „Mystische Orte auf Amrum 03 – Böle Bonken Bank“, Amrum News, 7. Mai 2024).
In unmittelbarer Nähe zum Gräberfeld finden sich auch zwei wesentlich ältere Grabstätten aus der Bronzezeit (2200 v. Chr. – 800 v. Chr.), darunter der mächtige Grabhügel „Eesenhuuch“. (27 m Durchmesser und ist 5 m Höhe).
Vor allem alte Friedhöfe sind oftmals Orte der Vergänglichkeit, Stille und Mystik. Betrachtet man das Steenodder Gräberfeld als einen friesischen Friedhof aus der Wikingerzeit, so steht man hier wahrlich an einem „Mystischen Ort“.