Die SEG der Amrumer Feuerwehren haben eine Übung erfolgreich bewältigt. Letzten Dienstag wurde im Bereich des Amrumer Leuchtturms im Rahmen eines Übungsabends eine Großschadenslage mit 10 Verletzten inszeniert. Geübt werden sollte insbesondere die Versorgung der Verletzten im Rahmen der erweiterten Ersten Hilfe, den Umgang mit den Sanitätstaschen aus dem MANV-Anhänger, die Betreuung und den Abtransport der Betroffenen zu einer Verletztensammelstelle.
Täuschend echt waren die Verletztendarsteller geschminkt um der Übung einen möglichst realen Rahmen zu geben. Unterschiedliche Verletzungsmuster wurden simuliert um zu zeigen, dass kein Fall dem anderen gleicht. Bei früheren Übungsabenden wurden die theoretischen Grundlagen der Erstversorgung von Verletzten erläutert, Untersuchungs- und Transporttechniken sowie Betreuungsmaßnahmen geübt, so dass die Mitglieder der SEG nun ihre erlernten Fähigkeiten realitätsnah zeigen konnten.
„SEG“ bedeutet „Schnelleinsatzgruppe“ und bezeichnet in Deutschland Einsatzkräfte, die so ausgebildet und ausgerüstet sind, dass sie bei einem „MANV“ („Massenanfall von Verletzten“) bei außergewöhnlichen Ereignissen Verletzte, Erkrankte und andere Betroffene versorgen können.
Eine „MANV“-Situation ist, zumindest zu Beginn eines Großschadensereignisses, dadurch gekennzeichnet, dass ein Missverhältnis zwischen Betroffenen und Helfern besteht. In der Regel wird in der Notfallmedizin eine verletzte oder erkrankte Person zumindest von zwei qualifizierten Rettungsdienstkräften, z. B. einer RTW-Besatzung (RTW = Rettungswagen), im Rahmen einer Individualversorgung betreut. Übersteigt die Anzahl von Betroffenen die Anzahl der verfügbaren professionellen Helfer, liegt eben besagter „MANV“ vor. Auf der Insel Amrum ist für gewöhnlich nur ein RTW mit entsprechenden Fachkräften „rund um die Uhr“ einsatzbereit, in Ausnahmefällen kann ein zweiter RTW mit einer weiteren Rettungsdienstkraft besetzt werden. Zudem ist ein „NEF“ (Notarzteinsatzfahrzeug) mit einem Notfallmediziner als Selbstfahrer besetzt. Dies bedeutet, dass auf Amrum ein „MANV“ eintritt, sobald eine Anzahl von mehr als zwei entsprechen zu versorgenden Verletzten oder Erkrankten vorliegt, also sehr schnell ein wie oben beschriebenes Missverhältnis eintreten kann. Als weitere zu beschreibende Besonderheit ist die Tatsache, dass auf Grund der Insellage, wenn überhaupt, nur sehr zeitverzögert ausreichende überörtliche Hilfe „von außen“ zu erwarten ist.
Mit vier Feuerwehren hat Amrum ein überdurchschnittlich großes Potential an motivierten Hilfskräften, und so liegt es nahe hieraus entsprechend engagierte Mitglieder in erweiterter Erster Hilfe zu einer „SEG“ auszubilden. Seit nunmehr 15 Jahren finden auf Initiative von Dr. Claudia Derichs und den Rettungsdienstmitarbeitern des Kreises Nordfriesland regelmäßig entsprechende Übungsabende und auch Übungen für die Amrumer Feuerwehren statt. Der Kreis Nordfriesland hat auf der Rettungswache in Nebel einen „MANV“-Anhänger stationiert, der mit medizinischen Hilfsmitteln zu Versorgung von zehn Schwerverletzten ausgerüstet ist.
Über 20 Feuerwehrmänner/frauen sind derzeit als „SEG“ einsatzbereit und haben ihr Können nicht nur bei der letzten Übung unter Beweis stellen können. Wie wichtig und sinnvoll die Vorhaltung entsprechender Ressourcen auch auf der Insel Amrum ist, haben die Notärzte mit dem Rettungsdienst und den Feuerwehren ja auch schon „in echt“ zeigen müssen. Vielen sind noch die Großschadenslagen „Adler-Express“ (Juni 2014) und „Eilun“ (September 2012) am Fähranleger in Wittdün in Erinnerung.
Allen Feuerwehr/SEG-Mitgliedern und deren Ausbildern sowie den Verletztendarstellern sei an dieser Stelle für ihr Engagement herzlich gedankt!