Die 62. Sommerausstellung in der Amrumer Mühle zeigt Fotografie und Malerei: 49 groß- und kleinformatige Werke, die hervorragend zusammenpassen. Die 19 Fotografien von Claudia Haarmann und 30 Aquarelle von Wiebke Meier machen sich ganz wunderbar in den schönen Räumen der historischen Windmühle, zu deren Erhalt die Erlöse aus dem Verkauf der Bilder beitragen.
Beide Künstlerinnen sind auf Amrum keine Unbekannten. Sie kommen, unabhängig voneinander, seit vielen Jahren auf die Insel, die Eine aus Berlin, die Andere aus Heiligenhafen. Für ihre Werke erhielten sie bereits verschiedene Auszeichnungen und ihre Arbeiten waren in Einzelausstellungen schon in Nebel und Norddorf zu sehen. Für Beide ist Amrum eine Quelle der Inspiration.
Die Künstlerinnen ergänzten sich in besonderer Weise, sagte Kai Quedens, der als Zweiter Vorsitzender des Mühlenvereins am Sonntagvormittag die Doppel-Ausstellung fachkundig eröffnete. Sie näherten sich in ihrer Kunst jeweils dem anderen Medium an: „die Malerin mit ihren, manchmal fast fotografischen Bildern und die Fotografin, die in ihren Bildern die Malerei sucht und auch findet. Das passt.“
Wiebke Meiers meisterlichen Aquarelle zögen uns in ihren Bann. Man könne in ihren atmosphärischen Bildern viel mehr als nur eine Abbildung der Natur entdecken: Lasierendes, Ineinander-Verschmelzendes, mutig ins Bild gesetzte Akzente, aber auch die reizvollen Zufälligkeitendes Arbeitens mit Wasserfarben.
Für die Nass-in Nass-Technik verwende sie meist Baumwollpapier, raues gern für die See und feines für die Portraits, damit die Farben gut hervorkommen. Sie skizziere draußen in der Natur, aquarelliere aber drinnen, denn Wind und Sand machten es schwer, auf Amrum größere Formate im Freien zu handhaben, verriet sie auf Nachfrage ihres Künstlerkollegen. Erstmals für diese Ausstellung hat Wiebke Meier auch Portraits von Amrumer Persönlichkeiten gemalt und stellt zwei neue, ungewöhnlich große Landschaftsaquarelle vor. Alle Arbeiten sind in diesem Jahr entstanden.
Auch Claudia Haarmann steuerte für die Ausstellung in der Mühle ein Portrait bei: die sich putzende Möwe A1RK. „Ich sehe A1RK in jedem Jahr, seit ich sie 2018 fotografiert habe. Sie ist nur weniger bekannt als HR76, die frechste Möwe Amrums.” Man soll den Vogel erkennen, darum sei die Aufnahme focussiert.
Claudia Haarmanns kontemplative, durch leichte Bewegung der Kamera bewusst Unschärfe herstellenden Fotografien forderten uns in Zeiten des allgegenwärtigen Autofocus heraus. „Ihre Bilder erinnern mal an impressionistische, mal an abstrakte Malerei, sind aber doch gestische Fotografien, in die sie ihre Gedanken und Empfindungen einfließen lässt. Sie liebt das Licht, und das Licht liebt sie“, formulierte Kai Quedens treffend.
Ihr sei die Erfassung der Atmosphäre eines Ortes wichtiger als dessen exakte Erkennungsmerkmale abzubilden, erklärte die Fotografin, die bis 2010 noch analog fotografiert hat und ihre digitalen Aufnahmen nicht nachträglich am Computer bearbeitet. Von ihren Fotokunstwerken gibt es immer nur eine limitierte Anzahl von Belichtungen.
Viele der ausgestellten Fotografien entstanden im März dieses Jahres. Welch‘ ein Zufall: Wie Claudia Haarmann verbrachte Wiebke Meier, die schon seit Kindertagen nach Amrum kommt, den diesjährigen Frühjahrsurlaub auf Amrum auch im März und feierte zusammen mit ihrer Familie 25 Jahre (!) Amrum-Urlaub in Folge. Ausnahmsweise hatten die Leichtathletik-Begeisterten diesmal in Norddorf statt statt in Süddorf Quartier genommen – im selben Haus und exakt zur selben Zeit wie Claudia Haarmann. Wenn das kein Zufall ist?!
Dass viele Arbeiten der Ausstellung gerade in dieser Zeit entstanden sind, hebt sie von oft Gesehenem ab. Denn Wiebke Meiers Landschaftsaquarelle, insbesondere ihre Wald- und Wiesenansichten, spiegeln dieses nasse Frühjahr auf Amrum atmosphärisch ebenso interessant und stimmig wider wie Claudia Haarmanns Fotografien, die in ihre Arbeiten gekonnt den Reiz von Spiegelungen im Wasser aufgreift.
Gleich nach der Ausstellungseröffnung am Sonntag konnte Volker Langfeld dann auch die ersten roten „Verkauft“-Punkte an ausgewählte Werke kleben. Mögen es zum Erhalt der Amrumer Windmühle noch viele werden. Danke an beiden Künstlerinnen für die gelungene Ausstellung!
Die 62. Sommerausstellung in der Nebeler Windmühle ist noch bis zum 31. Oktober zu sehen.
Astrid Thomas-Niemann ist gelernte Schifffahrtskauffrau sowie studierte Sprach- und Erziehungswissenschaftlerin.
Sie hat viele Jahre als Schifffahrtsanalystin gearbeitet und lebt seit 2015 in Wittdün. Als junge Frau kam Astrid 1981 das erste Mal auf die Insel und besuchte auf Zeltplatz II die Niemanns aus Hamburg, die Amrum seit 1962 urlaubsmäßig die Treue halten, inzwischen bereits in der 4. Generation.