Der Rotary Club lud ein: Vernissage des 13. Amrumer Künstlerfests


Mehrere hundert Besucher*innen flanierten den gesamten Abend durch das Gemeindehaus in Norddorf und kauften fleißig.

Kunterbunt, azurblau, pastellgelb, kontrastreich – so vielfältig ging es vergangenen Mittwoch und Donnerstag im Gemeindehaus Norddorf zu. Bereits zum 13. Mal lud der Rotary Club Amrum zum diesjährigen Künstlerfest ein. Rund 20 Künstler und Künstlerinnen, vorrangig von der Insel selbst, erhielten die Möglichkeit, ihre Werke einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren und selbstverständlich zu verkaufen. 25% des jeweiligen Erlöses kommen der Kinder- und Jugendarbeit auf Amrum zu Gute.

Eröffnet wurde die Veranstaltung am Mittwoch um 19 Uhr mit einer großen Vernissage. Rund 300 Gäste kamen pünktlich zur Eröffnungsrede der im Juni neu gewählten Präsidentin  Carmen Klein ins Gemeindehaus. Klein bezeichnete die Ausstellung als “Wellnessoase” für die Besucher, die nur dank des Engagements der anwesenden Kunstschaffenden zustande gekommen ist und einen Genuss für jeden Anwesenden darstellte. Besonders hervor hob die Präsidentin die beiden bereits verstorbenen Künstler Otfried Schwarz alias Pancho und Rüdiger Skadow, die in den vergangenen Jahren treue Teilnehmer des Amrumer Künstlerfestes waren und wenigstens in Gedanken am heutigen Abend dabei sein sollten. Den Nachlass von Skadow verwaltet dessen Ehefrau Dr. Susanne Edinger, die den Erlös seiner Bilder komplett dem Rotary Club spendet.

Einen besonderen Dank spricht Carmen Klein nicht nur allen rotarischen Helfer*innen, sondern auch Oke Martinen und der Landjugend für die tatkräftige Unterstützung beim Auf- und später Abbau des Künstlerfestes aus. Auch Kerstin Voß, die mit ihren Werken aus Lüneburg angereist ist, wird für die Spende eines ihrer Bilder an den Rotary Club ausdrücklich gedankt.

Am Ende wünscht die Präsidentin allen einen fantastischen Eröffnungsabend und lässt ihre Worte von den Klavierklängen durch Rüdiger Sokollek ablösen, der den ganzen Abend hindurch immer wieder für stimmungsvolle Begleitung sorgt.

Wein und Tapas gingen reichlich über den Tresen der rotarischen Helfer*innen.

Mit einem Glas Wein in der Hand wird nun die nächsten knapp vier Stunden durchs Gemeindehaus flaniert, mit Künstler*innen und Bekannten geschnackt – und gesnackt. Kleine Tapasteller gehen zahlreich über den Tresen der rotarischen Helfer.

Die Kunst an diesem Abend ist vielfältig. Den meisten Ausstellenden dient verständlicherweise die Natur, die sie umgibt, als Inspiration. Mal fotografisch inszeniert, mal fotorealistisch gemalt. Ein anderes Mal abstrakt. Mal knallig bunt, mal monochrom und pastellen.

Aktuell ein besonders wertvolles Relikt vergangener Tage: Die Mini-Maus in Steenodde, die gerade von Grund auf erneuert wird. Festgehalten hat sie hier Rüdiger Seiffert.

Auf einigen Werken erkennt man konkrete Orte wieder, wie beispielsweise die “Mini Maus” in Steenodde (Georg Dittmar, Rüdiger Seiffert), andere Werke fangen die Stimmung der unterschiedlichen Tages- und Jahreszeiten ein (u.a. Nick Jungclaus, Kai Quedens). Bei manchen Werken steht wiederum die Technik im Vordergrund, die das Besondere der jeweiligen Kunst ausmacht. Petra Kleibömer, die von Föhr kommt und das dritte Mal beim Amrumer Künstlerfest dabei ist, hat die sogenanntenfersköwen biljen (verschobene Bilder) erfunden. Die farbenfrohen Ölbilder setzen sich aus kleinen Kästchen zusammen, die vor Vollendung des Gesamtwerkes als kleine Einzelkunstwerke funktionieren. Selbst vertraute Motive erhalten dadurch eine neue Wendung.

Besonders beliebt: Nach einer knappen halben Stunde hat die 20-jährige Caroline Flor bereits mehrere ihrer bemalten Fliesen verkauft.

Einen besonderen Ansatz fand auch die erst 20-jährige Künstlerin Caroline Flor, die zum ersten Mal dabei ist. Mit Aquarellfarben bemalt die junge Studentin glasierte Keramikplatten mit Amrumer Motiven. Eine innovative Verbindung der alten Friesischen Tradition mit neuen Methoden. Das kommt gut an bei den Besucherinnen und Besuchern. Eine knappe halbe Stunde nach Eröffnung der Vernissage hat Caroline Flor bereits drei ihrer Fliesen verkauft.

Ebenfalls zum ersten Mal beim Künstlerfest stellt Elisabeth Büttner-Schwab aus, die das Atelier Parinama in Norddorf betreibt. Ihre Bilder, erzählt Elisabeth, hätten viel mit ihr persönlich zu tun, mit ihrem Seelenleben, ihren Gedanken und Gefühlen. Von einigen wird sie sich deswegen auch nie trennen können. Von den hier ausgestellten Werken, die aufgrund der freundlichen Farbigkeit und harmonischen Formen viel Optimismus verkörpern, glücklicherweise schon. Kleine Objekte – in Bronze gegossene Holzskulpturen – erweitern Büttner-Schwabs visuelle Kunst um haptische Erfahrungen.

Architektin und Künstlerin Karin Theisinger befasst sich in ihren Werken vor allem mit dem Element Wasser.

Besonders heraus stechen beim diesjährigen Künstlerfest auch die Werke der Hamburger Tattooartist Ellen Kolligs. Durch die knalligen Farben, die klaren Konturen und die menschlichen Gesichter, die aus Blumen, Kerzen oder Vasen schauen, wirken die Bilder auf den ersten Blick höchst amüsant und freundlich. Erst bei genauerem Hinsehen offenbart sich eine traurige Tiefgründigkeit, die dazu einlädt, sich intensiver mit Kolligs Werken zu beschäftigen. Von Traurigkeit war an diesem Abend jedoch keine Spur. Fast bis Mitternacht wurde angeregt geklönt, gespeist und getrunken und Runde um Runde durch die Werke gedreht. Nur ein sachter Rausschmiss durch vorsichtiges Lichtanschalten konnte die Besucher zum Gehen bewegen.

Auch immer wieder beliebt: Die beeindruckenden Fotografien von Kinka Tadsen.

Doch dieser Abend war schließlich nur der Auftakt des eigentlichen Künstlerfestes, das am Donnerstag bereits am frühen Nachmittag begann und ebenfalls bis 23 Uhr gehen sollte. Jetzt lockten zusätzlich verschiedene kulinarische Stände im Garten des Gemeindehauses und das Kinderprogramm der Amrum Touristik und der Ballonkünstler Martin sorgten auch bei den kleinen Gästen für Unterhaltung. Als außerplanmäßiger Höhepunkt entpuppte sich der Auftritt des elfjährigen Julius Neuhaus aus Gütersloh, der gerade mit seiner Familie Urlaub auf Amrum machte. Spontan gab er zwei rund 15-minütige Einlagen auf seiner Jazz-Posaune zum Besten und begeisterte damit die Besucher. Kein Wunder – bereits mit dreieinhalb Jahren wusste Julius, dass er Posaune spielen will und gewann seitdem bereits einige Wettbewerbe. Vielleicht haben wir ihn also nicht das letzte Mal auf Amrum gehört.

Und das Fazit aus anderthalb Tagen Künstlerfest? “Es lief hervorragend!”, resümierte Rotary-Präsidentin Carmen Klein. Über 40 Werke wurden verkauft, zusätzlich alle vier aus dem Nachlass von Rüdiger Skadow. Wenn das keine erfolgreiche Bilanz für das 15. Künstlerevent ist – die Amrumer Jugend wird es danken.

Nachsatz: Die in diesem Artikel namentlich erwähnten Künstler*innen sind rein zufällig ausgewählt. Der Dank, dieses Event zu einem vollen Erfolg gemacht und mit viel Herzblut unterstützt zu haben, gilt selbstverständlich allen Ausstellern. 

Print Friendly, PDF & Email

Über Nina Löschner

Nina Löschner kam 1989 kurz vor dem Mauerfall in Ost-Berlin zur Welt. Aufgewachsen auf dem Brandenburger Land zog es sie nach der Schule zurück in die Hauptstadt. In Berlin studierte sie Kunstgeschichte und Englisch, arbeite anschließend im Projektmanagement eines Auktionshauses und schließlich sieben Jahre lang als Redakteurin für Funk und Fernsehen. 2022 nahm sie sich eine berufliche Auszeit und absolvierte einen Freiwilligendienst im Naturschutz auf Amrum. Doch die Insel ließ sie nicht mehr los - und so brach sie alle Zelte in der Hauptstadt ab. Heute arbeitet Nina als Leiterin der Schutzstation Wattenmeer in Wittdün.

schon gelesen?

Mystische Orte auf Amrum 13 – Friedhof der Namenlosen       54°38´55´´ N  /  8°21´13´´ E …                                             

Friedhöfe stecken voller Mythen, Legenden und Geheimnisse. Oftmals legen sie auch Zeugnisse von Grab-, Landschafts- …

Schreibe einen Kommentar

WP2Social Auto Publish Powered By : XYZScripts.com