Endlich Sommer, endlich warm, endlich ausgiebig baden. Doch das Vergnügen wird aktuell durch eine massive Algenblüte getrübt. Teilweise zentimeterdick und ein paar Meter weit ins Meer reichend, kann der braune Algenteppich sich über die See legen. Besucher sind verunsichert: Woher kommen die Algenmassen? Und kann ich bedenkenlos schwimmen gehen?
Das Phänomen ist nicht neu und tritt zur Zeit im gesamten nordfriesischen Wattenmeer auf. Auch Sylt und Föhr haben die wabernde Plage an ihren Stränden. Auf Amrum gab es ein vergleichbares Ereignis 2017, bei dem die Insel wochenlang zusätzlich in mehr oder weniger starken Algenmief gehüllt war. Auch im vergangenen Jahr mussten wir einige Tage mit Gestank und organischem Matsch ertragen.
Die Gründe für das unschöne Auftreten sind unterschiedlich. Hauptursache ist die sogenannte Eutrophierung, also die Überdüngung der Gewässer. Durch die Luft gelangen vor allem Stickoxide in die Nordsee. Aber auch Nährstoffe wie Nitrate und Phosphate werden aus der Landwirtschaft und Industrie über die Flüsse bis in die Meere gespült. In Kombination mit den warmen Temperaturen, dem Sonnenlicht und einer ruhigen See finden die Algen ideale Wachstumsbedingungen und vermehren sich rapide. In der Biologie wird dieses Phänomen als brown tide bezeichnet.
Für Badegäste ist die Algenschwemme wenig ansehnlich. Auch kostet es einige Überwindung durch die dicke braune, teils stark riechende Pampe zu waten, bevor man nach ein paar Metern in klareres Wasser gelangt. Gesundheitsschädlich ist das Aufkommen allerdings nicht. Zumindest nicht für uns Menschen. Die Meeresbewohner leiden durchaus unter dem massiven Aufkommen der pflanzenähnlichen Lebewesen. Die Algen rauben Seegräsern Licht und Sauerstoff zum Wachsen, beim Zerfall können sie die Kiemen der Fische und anderer Meerestiere verstopfen.
Um welche Art Braunalge es sich auf Amrum genau handelt, kann derzeit noch nicht mit Sicherheit gesagt werden. Vermutet wird eine Art der Gattung Ectocarpus, einer Faseralge, die wie praktisch alle Braunalgen ungiftig ist. Bei rund 1500 Braunalgenarten sind die Möglichkeiten jedoch vielfältig – und viele Arten sind selbst für Biologen nur unter dem Mikroskop bestimmbar. Eine entsprechende Probe wird aber zeitnah am Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven im Labor untersucht.