Da ist der größte Wunsch der Familie Martinen aus Norddorf war geworden. Marianne Martinen ist nach langer Krankheitszeit pünktlich zu Weihnachten nach Amrum zurückgekehrt!
Es war im August 2023 als Marianne lebensbedrohlich an einem „Guillain-Barré-Syndrom“ erkrankte. Hierbei kommt es zu entzündlichen Veränderungen des peripheren Nervensystems (will heißen betroffen sind Nervenwurzeln und Nervenverläufe außerhalb des Rückenmarks). Die genaue Ursache hierfür ist nicht bekannt, wobei das seltene und in weniger als 5% tödliche Krankheitsbild oftmals bei immungeschwächten Personen nach viralen Infekten auftritt. In der westlichen Welt entwickelt hierbei 1 von 100.000 Patienten entsprechende Symptome, die sich insbesondere durch eine Schwäche der Muskulatur in unterschiedlicher Ausprägung auszeichnet. Ist die Atemmuskulatur betroffen muss zur Erhaltung des Lebens eine maschinelle Beatmung zum Einsatz kommen. Und genau dies war bei Marianne Martinen der Fall.
Von Mitte August bis Anfang September 2023 lag sie im künstlichen Koma und beatmet im Akutkrankenhaus WKK Heide, danach bis Ende November 2023 auf der Intensivstation der Frührehabilitation der Segeberger Kliniken. Nur langsam besserte sich ihr Zustand, so dass sie in das Beatmungspflegeheim der Fördepflege Kiel verlegt wurde. Auch hier erholte sie sich nur sehr zögerlich bis endlich, nach etwa 18 Monaten künstlicher Beatmung, eine Entwöhnung von den Beatmungsmaschinen gelang und eine Verlegung in eine „normale“ Pflegeeinrichtung ins Auge gefasst werden konnte.
Die Familie von Marianne war und ist ihr großer Rückhalt. Nahezu täglich nahmen die Familienmitglieder die enormen Strapazen auf sich, sie in den verschiedenen medizinischen Einrichtungen auf dem Festland in Heide, Bad Segeberg und Kiel zu besuchen, um ihr beistehen zu können. Und als es sich abzeichnete, dass sie möglicherweise noch dieses Jahr, nach eineinhalb Jahren Krankheitsverlauf, nach Amrum zurückkehren könnte, war dies ein so enormer Motivationsschub, dass tatsächlich noch vor Weihnachten eine endgültige Beendigung der Beatmungsnotwendigkeit gelang.
Eine Woche vor Weihnachten konnte Marianne Martinen in das Zimmer des Fördervereins zur Unterstützung der Altenhilfe auf Amrum in der Wohn- und Pflegeinrichtung der Diakoniestation in Nebel einziehen. Diese Wohneinheit ist vom Förderverein auf Dauer angemietet, um eben solchen Patienten die Möglichkeit zu bieten z. B. im Rahmen einer Kurzzeitpflege, bei pflegerischen Notfallsituationen, oder auch als Überbrückungszeit bis zum Freiwerden einer regulären Wohneinheit in der Einrichtung, auf der Insel Amrum pflegerisch betreut zu werden.
Marianne Martinen und ihre Familie, allen voran ihr Ehemann Martin-Gerhard „Gelly“ und ihre Kinder Marina, Gerret und Jan, sind überglücklich, dass sie nach Amrum zurückkehren konnte, und dies auch noch im „Jubiläumsjahr“ ihrer ersten Rückkehr auf die Insel nach 50 Jahren! Denn die im Jahr 1948 von Amrum gebürtige Marianne ist im Alter von 8 Jahren mit ihren Eltern, wie so viele andere Amrumer und Föhrer auch, nach Amerika ausgewandert. Dort, in New York, lernt sie beim Tanzen beim „Föhr-Amrumer Krankenunterstützungsverein“ den ebenfalls von der Insel Amrum stammenden „Gelly“ kennen, heiratet ihn und schuftet wenig später gemeinsam mit ihm im eigenen „Deli“ (Delikatessen-Store). Nachdem jedoch ihr Haus in Yonkers, einer Stadt, die südlich an New York City grenzt, moderneren Gebäuden weichen sollte, entschlossen sie sich mit mittlerweile zwei Kindern nach Amrum zurückzukehren. Dies war im Jahr 1974, ist also ziemlich genau 50 Jahre her!
Die Lebensgeschichte der Martinens ist bewegend und spannend und hat schon mehrmals Eingang in Fernsehreportagen oder Zeitungsartikeln gefunden. Umso bemerkenswerter ist es, diesen Beiträgen noch ein weiteres Kapitel hinzufügen zu können. Eben die zweite Rückkehr einer „echten“ Amrumerin auf ihre Heimatinsel. Und dies kann man getrost als ein kleines Weihnachtswunder begreifen.
Marianne Martinen und ihre Familie bedanken sich von ganzem Herzen bei allen Beteiligten, die dies möglich gemacht haben. Noch ist Marianne auf einen Rollstuhl und pflegerische Unterstützung angewiesen, es besteht aber durchaus Hoffnung auf weitere Besserung und sie will auch unbedingt wieder „auf die Beine kommen“.