Aufgrund der extremen Eislage vor dem Hafen Wittdün, sah sich die Wyker Dampfschiffs-Reederei am Samstagabend veranlasst, den Fahrplan dahingehend zu ändern, das Amrum am Sonntag nur noch zu Hochwasserzeiten bedient wird. Nur die 7:00 und 16:30 Uhr Verbindungen von Amrum nach Dagebüll und die 14.00 Uhr Verbindung von Dagebüll nach Amrum wurden aufrechterhalten.
Wie der Geschäftsführer Axel Meynköhn auf Anfrage mitteilte, habe am Samstag das Anlegemanöver des Fährschiffes MS „Uthlande“ in Wittdün allein 45 Minuten gedauert. Die dauerhafte Ostwindlage mit deutlich verminderten Wasserständen presse das Eis immer fester zusammen und lasse den Kapitänen der Fährschiffe bei Niedrigwasser keinen Freiraum zum ohnehin schwierigen Manövrieren in dem engen Fahrwasser. Es ist zu befürchten, dass der Notfahrplan für Amrum auch in den kommenden Tagen gefahren werden muss, bis sich die Eislage durch ein Drehen des Windes entspannen könne, so der Geschäftsführer.
„Wir sehen uns im Moment, wo der Ostwind immer wieder für deutlich geringere Wasserstände zum Niedrigwasser sorgt, aus Sicherheitsgründen nicht mehr in der Lage, die Hafeneinfahrten von Wittdün und Dagebüll anzulaufen. Erst in der vergangenen Woche erlitt der Schraubenantrieb des Fährschiffes „Rungholt“ beim sich Freiwühlen vor Wittdün einen kapitalen Propeller-Schaden.
Die Sogwirkung der verbauten Kort-Düsen, das sind im Grunde Rohre, die die Schiffsschraube umschließen und für eine höhere Leistungsumsetzung sorgen, reißen bei zu wenig Wassertiefe durchaus auch größere Fremdkörper, wie zum Beispiel Natursteine, vom Grund mit. Nach der Sichtung des Schiffsantriebes in der Werft ist dieses Szenario die einzige schlüssige Erklärung für die Zerstörung. Zwei der vier Flunken des Propellers erlitten Totalschaden. Ein von der Reederei zu tragender Schaden, der sich nach ersten Einschätzungen, auf nahezu 30.000 Euro beläuft. Wir können es aber nicht riskieren bei dieser Eislage nochmals eines der leistungsstärksten Fährschiffe zu beschädigen und aus dem Fahrplan nehmen zu müssen,“ so Axel Meynköhn.
Wie ernst die Eislage bereits ist, bestätigte Kapitän Andreas Kruse von der „Nordfriesland“. „In den vergangenen Tagen konnten wir noch durch die Eisschollen hindurchfahren, doch der extreme Frost sorge mit Temperaturen von bis zu 8°C unter dem Gefrierpunkt für eine rapide Zunahme der Dicke und Neubildung der Eisschollen. Bei der Abfahrt am Sonntagmorgen von Wittdün, bedurfte es zweier Anläufe, bevor wir mit voller Maschinenleistung überhaupt vom Anleger loskamen. Die Eisschollen waren schon so stark und kompakt, dass wir sie nur noch mit Mühe wegdrücken konnten und trotz des ablaufenden Wassers gerade mal auf eine Geschwindigkeit von 0,5 bis 2,5 Knoten kamen. Eine große Gefahr in dem engen Fahrwasser sind dabei auch die unters Eis geratenden und so nicht sichtbaren Seezeichen. Wenn man die Tonne, ihren Tonnenstein oder die Befestigungskette erwischt, droht die Manövrierunfähigkeit“, so Kapitän Kruse. Die Verbindung am Nachmittag verlief dagegen erstaunlich einfach und ohne Komplikationen. Wäre die Lage zu unsicher gewesen, hätte er aber das Anlaufen Wittdüns auch notfalls abgebrochen, um nicht ein mögliches Vertreiben auf eine Sandbank zu riskieren.
Interessant ist es für uns immer wieder, die Amrum-News von unserer Lieblingsinsel lesen zu können. Bei uns im Schwarzwald schneit es heute auch wieder, doch blieben wir bisher von diesen eisigen “nordischen” Temperaturen verschont.
Wie verschafft sich der Seenotrettungskreuzer im Ernstfall freie Fahrt über die gefrorene See? Ist er mit einer besonderen Ausrüstung ausgestattet?
Das würde mich interessieren.
Herzliche Grüße aus dem Südschwarzwald
Hallo Herr Oelers,
ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie meine Frage beantworten würden. Bei der Angabe meiner eMail-Adresse ist mir leider ein kleiner Fehler unterlaufen.
Herzliche Grüße aus dem zugeschneiten Südschwarzwald von Corinna Kramer
Moin Frau Kramer,
nach Auskunft des Vormanns des Seenotrettungskreuzers “Vormann Leiss”, Jens Petersen, stellt die derzeitige Eislage noch keinerlei Probleme für den im Seezeichenhafen Wittdün stationierten Seenotrettungskreuzer dar. Das Schiff hat keine besondere Eis-Klasse, aber einen schlanken Rumpf und eine sehr gute Motorisierung. Bei einer heutigen Einsatzfahrt nach Dagebüll, fuhr man bis Föhr durch hartes Treibeis. Danach war das Vorkommen unproblematisch.
Allerdings steht eine Änderung der Windrichtung auf Südwest bevor und der Wind soll stark auffrischen. Wenn es dazu noch schneien sollte und das Eis nach Dagebüll vertrieben wird, bedeutet dies eine noch größere Behinderung, des dann gesamten Fährverkehrs.
Herzliche Grüße von der Nordseeinsel Amrum