Mit zunehmender Dunkelheit kam die Angst…(to)


Ein vermeintlich cooler Surftrip einer Gruppe von Surfern vom Norddorfer Strand aus, hätte bei stürmischen Winden aus Nordwest durchaus ein tragisches Ende nehmen können.

Nicht ohne Gefahr... Surfen bei Starkwind

Nicht ohne Gefahr… Surfen bei Starkwind

Ob die Beteiligten nun einfach Pech hatten, da Surfmaterial nicht der Belastung standhielt, eine Fehleinschätzung der eigenen Möglichkeiten vorlag oder aber die Unterschätzung des Gefahrenpotentials aufgrund des markanten Wetters zu diesem Szenario an der Westseite der Insel Amrum geführt haben, bleibt im Nachhinein dahingestellt.

Kurz vor halb neun am Freitagabend ging bei der Rettungsleitstelle Nord in Harrislee der Notruf ein, dass zwei Surfer westlich des Quermarkenfeuers in Seenot geraten sind und der im Seezeichenhafen Wittdün stationierte Seenotrettungskreuzer „Vormann Leiss“ auslaufen möge. Entsprechend der Ausrückeordnung, die im Einsatzleitrechner für die Einsatzstichpunkte Surfer im Wasser für den Bereich Norddorf hinterlegt sind, wurden daraufhin Einsatzkräfte der Amrumer Feuerwehren, des Rettungsdienstes, Notarzt und die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger alarmiert.

Was war geschehen? Laut der Aussage eines beteiligten Surfers waren sie in einer sechsköpfigen Gruppe von Surfern vom Strand in Norddorf gestartet, um die schwer aufgewühlte Nordsee mit ihren Surfbrettern zu durchpflügen. Dabei hatten sie sich zum Ziel gesetzt, auch dem Gebiet nahe der rund vier Kilometer vom Norddorfer Strand entfernten und in rund zwei Kilometer Entfernung zur Amrumer Küste vorgelagerte Sandbank „Jungnamensand“ einen Besuch abzustatten. „Die Wellen seien dort besonders hoch und taugen für gute Sprünge“, so die Motivation. Nach der Rückkehr an den Strand, blieb ein auswärtiger Surfer aber überfällig. Drei erfahrene Wassersportler der Gruppe machten sich erneut auf den kräftezehrenden Weg um die Suche aufzunehmen.

Ziel war der Jungnamensand...
Ziel war der Jungnamensand...

Der gesuchte Surfer trieb derweil mit einem gebrochenen Gabelbaum hilflos durchs Wasser. Eine Rettung durch seine Surfkollegen gestaltete sich aufgrund der extremen Wetterbedingungen mit bis zu sieben Windstärken nicht wunschgemäß. Die beiden zur Hilfe geeilten Surfer hatten sich entschieden, den nach deren Einschätzung bereits psychisch belasteten Kollegen mit einem der heilen Bords zurücksurfen zu lassen. Damit begannen aber ihre eigenen Probleme. Mittlerweile war ein weiterer Surfer der Gruppe eingetroffen und informierte per wassergeschütztem Mobiltelefon einen Bekannten. Dieser solle doch auf dem Rettungskreuzer anrufen, weil die Mitsurfer um Hilfe bitten würden. Zur Motivation und Beruhigung blieb der erfahrene Insulaner bei den Havarierten.

„Alle sonst üblichen und gut funktionierenden Abschleppversuche gelangen aufgrund der extremen Wettersituation nicht. Auf einer überfluteten Sandbank konnten wir uns aufgrund des enormen Ebbstroms auch nicht halten und versuchten kraulend und surfend das Ufer zu erreichen“, berichtete der Amrumer. „Mit der Dämmerung kam auch bei uns die Angst auf, dass wir es nicht mehr an Land schaffen könnten. Die Lichter am Strand gaben uns eine wichtige Orientierung“, gestand der durchaus erfahrener Surfer ein.

Derweil pflügte der Seenotrettungskreuzer „Vormann Leiss“ durch die aufgewühlte See zur angegebenen Position. Zur optimalen Behandlung der schon seit Stunden im Wasser befindlichen Personen hatte der Kreuzer zusätzliches medizinisches Fachpersonal in Form einer Notärztin und eines Rettungsassistenten am Fähranleger aufgenommen. Aufgrund der flachen Wasserverhältnisse im Zielgebiet wurde das mitgeführte Tochterboot „Japsand“ gegen 21.30 Uhr unterhalb von „Jungnamensand“ ausgesetzt, um so die Suche aufnehmen zu können.

Glücklicherweise schafften die in Seenot befindlichen Surfer es mithilfe des auflandigen Winds um 22.00 Uhr dann doch noch völlig erschöpft aus eigener Kraft südlich des Quermarkenfeuers ans rettende Ufer zu gelangen. Von dort wurden sie per Trecker zum Norddorfer Badestrand gebracht.

Der Notarzt vor Ort führte die entsprechenden Untersuchungen durch und attestierte den Patienten eine gute Verfassung. „Den Sportlern ging es gut und in Anbetracht der langen Verweildauer im Wasser waren sie erstaunlicherweise auch nur leicht unterkühlt“, so der Notarzt.

„Eine Materialschwäche birgt bei solchen extremen Wetterbedingungen die größte Gefahr und ich bin froh, dass es im Nachhinein so glimpflich ausgegangen ist“, berichtete der Amrumer.

Verantwortlich für diesen Artikel Thomas Oelers

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Über Peter Lückel

Peter Lückel wurde 1961 in Duisburg geboren und ist in Mülheim an der Ruhr und Essen-Kettwig aufgewachsen. Seine Affinität zum Wasser hat ihn schon immer an das Meer gezogen. 1983 konnte er dem Sog nicht mehr widerstehen und ist sozusagen nach Amrum ausgewandert. Heute arbeitet er als freier Grafiker auf der Insel, ist verheiratet und hat 2 Kinder. Im Jahr 2000 hat er Amrum-News mit gegründet und ist dort Chefredakteur.

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