Handlungsbedarf…(to)


Untersuchungsergebnisse der Abwasserwelt auf Amrum ziehen weiteren Handlungsbedarf nach sich.

Spezialkamera bringt Licht in die "Unterwelt"
Spezialkamera bringt Licht in die "Unterwelt"

Von Herbst 2009 bis Frühjahr 2010 hatte eine Spezialfirma ihre Kanalinspekteure im Auftrag der Versorgungsbetriebe Amrum A.ö.R. auf Amrum im Einsatz. Hierbei sollten etwaige Schäden an dem kommunalen Abwassernetz festgestellt werden. Die Untersuchungen wurden mit einer Spezialrohrkamera durchgeführt, die neben der Betrachtung der Hauptstränge auch einen Einblick in die jeweiligen Abzweiger zu den einzelnen Hausanschlüssen gewährte.
Wie Henry Waidhas von den Versorgungsbetrieben Amrum auf Anfrage erklärte, sei diese Untersuchung in drei Arbeitsgängen durchgeführt worden. Hierbei wurden die Kanäle gereinigt, gefilmt und ausgenebelt. Bei dem letzten Schritt galt es, Regenwassereinleitungen in das kommunale Abwassernetz aufzuspüren. Bei dieser Ausneblung rauchte es nicht nur einmal aus privaten Dachrinnen (wir berichteten).

Eindeutiger Beweis... hier wird Regenwasser in das Kanalsystem eingeleitet.
Eindeutiger Beweis... hier wird Regenwasser in das Kanalsystem eingeleitet.

Mit dem Untersuchungsbericht in der Hand galt es für die Betreiber des Abwassernetzes die erforderlichen Maßnahmen zu planen beziehungsweise umgehend in Angriff zu nehmen. „An 20 Stellen waren die Schäden an den Rohren so gravierend, dass sofortiger Handlungsbedarf bestand und wir umgehend tätig geworden sind“, erklärt Waidhas. Durch solche Rohrbrüche können sowohl Abwässer ins Grundwasser entweichen oder aber auch Grundwasser ins Abwassernetz eindringen. Der Untersuchungsbericht zeigte auch viele Fälle auf, bei denen sich die Revisionsschächte nicht im ordnungsgemäßen Zustand befinden. Dazu gehören zum Beispiel ebenso fehlende Steigeisen als auch ausgewaschene Rinnen in den Schächten. Insgesamt bezifferte sich der geschätzte Sanierungsbedarf auf knapp unter 1,7 Millionen Euro. Eine Summe, die auf alle Fälle durch eine Anpassung der Abwassergebühren ab 2012 aufgefangen werden muss.
„Die Haushalte, bei denen festgestellt wurde, dass Oberflächenwasser in das Abwassernetz eingeleitet wird, sind aufgefordert worden, entsprechende Änderungen vornehmen zu lassen. Nur so ist es möglich das Regenwasser satzungsgemäß auf dem Grundstück versickern zu lassen oder aber, wenn vorhanden, der Oberflächenentwässerung zuzuführen“, erklärt das Vorstandsmitglied der Amrumer Versorgungsbetriebe A.ö.R.. Jeder Kubikmeter Oberflächenwasser, der in das Abwassernetz fließt, verursacht unnötigerweise hohe Kosten bei der Einleitung der geklärten Abwässer in die Nordsee. Hierfür muss der Betreiber volumenabhängige Einleitungsgebühren bezahlen.

Einbau des Fettabscheiders und Probenschacht verursachen Mehraufwand bei der Abwasserinstallation...
Einbau des Fettabscheiders und Probenschacht verursachen Mehraufwand bei der Abwasserinstallation...

Bei der Untersuchung wurden auch Hausanschlüsse dokumentiert, die augenscheinlich mit ihren Abwässern große Mengen Fett in das Kanalnetz einleiten. Hierbei handelte es sich vornehmlich um Anschlüsse von gastronomischen Betrieben. Was bei Privathaushalten und reinen Vermietungsobjekten hingenommen wird – auch hier werden durch das Auswaschen von Kochgeschirr und dem Spülen von Geschirr Fette eingeleitet – muss bei gastronomischen Betrieben durch Fettabscheider verhindert werden. Hierbei wird durch ein Kammersystem, das in seinem Volumen der Größe des Gastrobetriebes angepasst sein sollte, das auf dem fäkalienfreien Küchenabwasser schwimmende Fett aufgefangen. Wie lange es dann dauert, bis das Fett sich soweit aufgestaut hat, dass der Abscheider voll ist, hat der Betreiber selbst in der Hand. Hier kann durch das vorherige Aus- und Abwischen von Fetten schon eine große Menge zurückgehalten werden. Denn eins ist sicher, selbst die noch im warmen Wasser gelösten Fette werden sich im Verlauf der Abwasserleitungen abkühlen und an Wandungen niederschlagen. „Ein Abwasseranschluss eines Hotels war vom Fett schon fast zugewachsen. Ein Beweis, dass hier nicht immer ein Fettabscheider zwischengeschaltet war“, erklärte ein Kanalinspekteur bei den letztjährigen Untersuchungen.
„Wir haben die bereits seit vielen Jahren geltende Verpflichtung für Gastrobetriebe, einen Fettabscheider zu betreiben, nicht nachhaltig kontrolliert“, so Waidhas. „Das wird sich aber kurzfristig ändern. Dann müssen die Betriebe einen Nachweis erbringen, aus dem hervorgeht, dass ein Fettabscheider verbaut ist und dieser auch regelmäßig gewartet und gereinigt wird“, kündigt Henry Waidhas an.
Verantwortlich für diesen Artikel: Thomas Oelers

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Über Peter Lückel

Peter Lückel wurde 1961 in Duisburg geboren und ist in Mülheim an der Ruhr und Essen-Kettwig aufgewachsen. Seine Affinität zum Wasser hat ihn schon immer an das Meer gezogen. 1983 konnte er dem Sog nicht mehr widerstehen und ist sozusagen nach Amrum ausgewandert. Heute arbeitet er als freier Grafiker auf der Insel, ist verheiratet und hat 2 Kinder. Im Jahr 2000 hat er Amrum-News mit gegründet und ist dort Chefredakteur.

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