Jeder Sturm hat den Handlungsbedarf im Herbst und Winter erneut verdeutlicht.

Die desaströse Situation für die noch verbliebene Dünenreihe im Bereich westlich des Schullandheimes „Ban Horn“ in der Gemeinde Norddorf auf Amrum, fordert konkrete Maßnahmen. Diese konkreten Maßnahmen forderte Norddorfs Bürgermeister Peter Koßmann von den Verantwortlichen der zuständigen Behörden (wir berichteten). „Dort hat die Dünenkette bereits einen Abtrag erfahren, der die Gefahr birgt, dass auch noch der Rest der schützenden Düne zum Spielball der Naturgewalten wird. Bei jedem Sturm rauschten Meter für Meter des Sandpuffers in die Fluten ab“, zeigte sich Koßmann ernsthaft besorgt.
Bereits im Juni 2010 hatte er an dieser Stelle unter anderen mit dem in Schleswig-Holstein für Küstenschutz zuständigen Ministerialdirigenten Dietmar Wienholdt, MLUR gestanden und um Hilfe gebeten. Nun fand sich die Delegation erneut an der Abbruchkante ein. „Wir brauchen hier zumindest eine Lösung für die nächsten sechs Jahre“, schätzte Koßmann die Lage ein. „Durch den südwestlich gelegenen Ausläufer des Kniepsandes erfahren die Fluten regelrecht eine Richtungsweisung, sodass an dieser Stelle der Strom bis an die Dünen heranläuft und den Bereich stark auskolkt. Erfahrungen zufolge dürfte eben dieser Kniepsandausläufer in den kommenden Jahren gen Norden gewandert sein, sodass sich wieder genügend Sandpuffer aufbauen kann“, beschreibt der besorgte Bürgermeister. Er zog dabei auch eine ähnliche Maßnahme, wie sie die Deutsche Bank vor ihrer Immobilie „Kliffende“ 1990/91 auf Sylt durchführen ließ in die Überlegungen ein. Dort wurden Geotextilbigbags am Dünenfuß verbaut. Bedauerlich empfand Koßmann die Tatsache, dass sich „Küstenschutzministerin“ Juliane Rumpf bereits zum vierten Mal, trotz vorheriger Zusage entschuldigen und den Termin platzen ließ.

Dietmar Wienholdt sah in der Maßnahme der Bigbags allerdings die Gefahr, dass sich dadurch erst richtige Probleme einstellen würden. „Massive Bauwerke haben im Küstenschutz leider auch immer negative Begleiterscheinungen. Hätten wir nicht schon mehrfach Sand vor das Kliff gespült, wären die Geotextilien schon lange fortgerissen worden“, schloss Wienholdt diese Möglichkeit für Amrum kategorisch aus.
„Aufgrund der derzeit nicht vorhandenen Breite des Kniepsandes im gefährdeten Bereich, können Maßnahmen des biotechnischen Küstenschutzes, bei der Buschwerk für einen Sandfang vor den Dünen sorgt, nicht ausreichende Ergebnisse erzielen“, erklärt Alfred Mordhorst vom LKN. Und trotzdem wird es nach erster Betrachtung der Küstenschutzexperten keine großen Alternativen geben. Wenn ohnehin Sand über ist und abtransportiert werden muss, sollte mann diesen an die gefährdete Stelle verbringen, war man sich einig. Solch eine Kooperation mit der Gemeinde hat bereits Anfang des Jahres stattgefunden.
Eine klare Strukturierung der gesetzlichen Vorgaben bezüglich der Zuständigkeit bei der Erbringung des Küstenschutzes, wird dafür maßgeblich verantwortlich sein, dass die eingesetzten Mittel von Landesseite eher überschaubar sein werden. „Selbst wenn die letzte Dünenbastion verloren geht, gilt das Landschulheim als nicht zwingend verloren. Der Standort liegt auf über vier Meter über normalen Tidehochwasser“, verdeutlicht Fachplaner Arfst Hinrichsen vom LKN.
Verantwortlich für diesen Artikel: Thomas Oelers