Am vergangenen Wochenende rissen die digitalen Meldeempfänger die Feuerwehrkameraden auf der Insel Amrum aus ihrem Geschehen und brachten ihren Adrenalinspiegel auf Touren.
Gemeldet wurde am Samstagnachmittag, dass im Schullandheim “Honig-Paradies” in Nebel, eine Rauchentwicklung im Kellerbereich einer der Gebäude bemerkt wurde.
“Brisant war dabei, dass laut der Aussage eines Passanten ein Kind berichtete, im Keller würde es brennen und wieder verschwand”, erläuterte Nebels Gemeindewehrführer Jens Lucke als Einsatzleiter am Einsatzort die Umstände des Einsatzes. Seit dem galt es als vermisst und es konnte nicht ausgeschlossen werden, dass es sich wieder im Keller befand.
Wegen Erdarbeiten war die Zufahrt vom Uasterstigh zum “Ual Aanj”, dem Einsatzort, für Fahrzeuge über 2,8 t blockiert. Die anrückenden Einsatzkräfte mussten einen erheblichen Umweg über die rückwärtigen Feldwege fahren. Zudem war durch diese Erdarbeiten auch noch die zentrale Wasserversorgung in diesem Bereich beschädigt und die Hydrantenleitung direkt vor dem Gebäude ausgefallen.
Soviel schlechte Zufälle darf es doch nicht geben. Richtig. Bei diesem Szenario hatten Gemeindewehrführer Jens Lucke und der stellvertretende Amtswehrführer Klaus-Peter Ottens ihre Finger gehörig im Spiel. Sie hatten zwecks einer Amtswehrübung für das Absetzen des Notrufs gesorgt. Alarmiert wurden dabei über die Meldeempfänger die Freiwilligen Feuerwehren Nebel, Süddorf-Steenodde und Wittdün mit der Wärmebildkamera, mit dem Einsatzstichwort Feuer mit der Ergänzung Y für Menschenrettung. Die Freiwillige Feuerwehr Norddorf wurde wegen ungenügender Besetzung der Wehren mit Trägern von Pressluftatemgeräteträgern nachalarmiert.
„Bei einem Ernstfall wäre auf der gesamten Insel Sirenenalarm ausgelöst worden, um die fehlenden Einsatzkräfte nachzualarmieren“, erklärte Klaus-Peter Ottens.
Als Besonderheit gab es für Gemeindewehrführer Jens Lucke und Ortswehrführerin Süddorf-Steenodde Claudia Motzke als Einsatzleitung die Sperrung der Straße “Ual Aanj” abzuarbeiten. Das Umleiten der nachrückenden Einsatzfahrzeuge über die L 285 von Süddorf aus wurde von der Leitstelle Nord unterstützt. Das Ranführen von Löschwasser aus der Straße “Uasterstigh” band zusätzlich Einsatzkräfte.
Währenddessen konnte der “Brandherd” im Keller, der sich am Ende eines Verbindungsganges befand, mithilfe der Wärmebildkamera schnell lokalisiert und gelöscht werden. Allerdings konnte das vermeintlich “vermisste Kind” ,trotz intensiver Suche im völlig verqualmten Keller, nicht gefunden werden. Die Suche wurde auf das Umfeld der Gebäude ausgedehnt. Wiederum leistete die Wärmebildkamera wichtige Hilfe, sodass die vermisste Person dem Rettungsdienst des Kreises rasch übergeben werden konnte.
„Die Zusammenarbeit der Inselwehren war wieder einmal vorbildlich und routiniert“, fasste Einsatzleiter Jens Lucke nach dem Einsatz zusammen. „Es darf aber nicht darüber vergessen werden, dass mit 26 Einsatzkräften die personelle Beteiligung insgesamt als mangelhaft anzusehen war. Ob das an dem letzten Einsatzstichwort “Übung” auf dem Melder lag, ist Spekulation“, zog Klaus-Peter Ottens Bilanz. Er dankte den Beteiligten für ihren persönlichen Einsatz und die zügige und routinierte Abarbeitung der Lage. „Wären allerdings weitere Komplikationen dazu gekommen, hätten wir ein extremes personelles Problem im Bereich Atemschutzgeräteträger gehabt“, so der stellvertretende Amtswehrführer.
Thomas Oelers