Nächtliche Anrufe von besorgten, hochschwangeren Kurgästen – Alltag für eine Hebamme auf Amrum.
Hubschrauberflüge bei Windstärke 9, Hausgeburten und Sturzgeburten bei Schnee und Eis auf dem Seenotkreuzer „Vormann Leiss“– von normalen Arbeitszeiten und gängigen Geburten kann die Hebamme Antje Hinrichsen weniger berichten, als von besonderen, außergewöhnliche Geschichten. Geschichten, die nicht nur Mütter bangen lässt und gleichermaßen zu Tränen rührt. Geschichten, die man hören und über die man lesen will. Das dachte sich Autor Hubertus Tigges, dessen Buch „Nordseekinder – Antje Hinrichsen, Hebamme auf Amrum“ gerade im Jens Quedens Verlag erschienen ist.
Hubertus Tigges hat mit Antje, wie er sie freundschaftlich verbunden im Buch nennt, selbst eine Geburt erlebt; die seiner Tochter Anna vor drei Jahren. „Hubertus sprach mit fast unmittelbar nach der Geburt an, ob ich mir vorstellen könnte, mit ihm zusammen ein Buch über meine Arbeit zu schreiben“, erinnert sich Antje Hinrichsen. „Klar“, bekam er dann von ihr als Antwort. Wenn es auch zwei Jahre gedauert hat, bis das Buch entstand. Hubertus Tigges, der seine Zeit als werdender Vater einfühlsam und sehr persönlich in dem knapp 100 Seiten starken Buch beschreibt, zog während der Schwangerschaft seiner Frau von Berlin nach Amrum. Und obwohl er eine völlig „normale“ Geburt erleben durfte, ausreichend Spannendes, Schönes und gleichermaßen Aufregendes gibt es von den zahlreichen Geburten zu erzählen, die Antje Hinrichsen in ihren 15 Berufsjahren auf der kleinen Nordseeinsel Amrum, ihrer Heimat, erlebte.
„Nordseekinder“ ist ein einfühlsames Porträt der Hebamme Antje Hinrichsen geworden, die mit ungewöhnlichen Bedingungen oft Außergewöhnliches leistet. „Es ist im Wesentlichen als Dankeschön gedacht,“ erklärt der gebürtige Sauerländer Hubertus Tigges und schwärmt nach wie vor von Antje, die ihm und seiner Frau „wohltuend und hilfreich“ in den schönsten und aufregendsten Stunden zur Seite stand.
In Zukunft vielleicht ein Luxus für werdende Amrumer Mütter – wie sich bis Februar 2013 herausstellen kann. Denn wie auch im Buch erwähnt, steht für Antje Hinrichsen aktuell nicht fest, ob sie die Geburtshilfe weiterführen oder lediglich die Vor- und Nachsorgen betreuen wird. Geburtenrückgang und die ständig steigende Versicherung machen selbst der Hebamme zu schaffen, die so manche Mütter und Kinder gerettet und 365 Tage im Jahr, 24 Stunden pro Tag in Rufbereitschaft steht.
„Es ist schon etwas Besonderes, auf dieser Insel zu leben“, resümiert Tigges, der vor einem Jahr aus beruflichen Gründen von Amrum nach Föhr mit seiner Familie überwechselte. „Aber die Arbeit einer Hebamme auf Amrum ist fast unbeschreiblich.“ Fast. Hubertus Tigges, dessen Spezialgebiet das Verfassen von Alltagsbiografien ist, also Biografien über Privat-Menschen und Familien, hat mit „Nordseekinder“ sein viertes Buch geschrieben.
Eine besondere Frau mit einem ungewöhnlichen Beruf: Antje Hinrichsen, Hebamme auf Amrum. Neben den persönlichen Erlebnissen des Autors und der Hebamme, und einigen persönlichen Fotografien, finden sich kompakt erzählte Geschichten über ungewöhnliche Geburten auf Amrum, wie sie das Leben nicht besser schreiben könnte. Sabine Streitel
Das Buch „Nordseekinder“ ist ab sofort zu einem Preis von 11 Euro (1 Euro davon geht an die Hebamme selbst) in ausgewählten Buchhandlungen auf Föhr und Amrum erhältlich.
Sabine Streitel
Ein Weihnachtsbuch! Es wird vielen Freude machen und viele Erinnerungen bei ” gewordenen Eltern” werden wach.
Aber auch die stille Arbeit von Antje Hinrichsen wird dadurch in viele Köpfe der Amrumer kommen. Denn seieen wir doch ehrlich: bei einer Geburt, der Vor- und Nachsorge zu diesem Ereignis ist nach wie vor der Höhepunkt ” Ein Kind ist und heut geboren”!
Und die hebamme? Sie ist eben da.
Antje Hinrichsen wird ihr Leben weiter führen. Vielleicht aber nicht mehr als Hebamme.Und wenn es so kommen wird, dass die Versicherung sie ” auffrisst, dann ist es zu spät. Uns jedes Jahr die alte Frage: wie werde ich im nächsten Jahr die Zahlung der Versicherung schaffen.
Ich weiss, dass die Amrumer Rotarier ihr geholfen haben, sicher auch im Stillen andere Leute.
Aber wo ist die Kirche? was ist mit dem Begriff ” Diakonie”?Dieser Begriff umfasst u.a. auch die Verantwortung für soziale Belange.
Ich werde in einem Schreiben an den Kirchenvorstand diesen bitten, die Unterstützung der Hebamme auf Amrum in ihren Kollektenplan aufzunehmen. Das ist nichts Ungewöhnliches, es wird allerorts für Frauenhäuser und ähnlichen Institutionen gesammelt.
Vielleicht kann auch von einer Institution, die viel Stimme hat, ein Spendenkonto eingerichtet werden.
Klar ist, nicht Antje Hinrichsen persönlich braucht diese Unterstützung,sondern nur die Hebamme! Von wem auch immer.
Wenn die Kirche Projekte wie ” LandArt” ins Leben ruft und viele Sponsoren an Land zieht, warum auch nicht mal ein Projekt “Hebamme”, dass vielleicht nicht so spektakulär ist, aber sehr viel kirchennaher!
Meine Hebamme war Frau Hartung und wir fanden es als Kinder toll, wenn wir sie trafen!
Allen Amrumern und “Entscheidern” ein gesegnetes Weihnachtsfest