Für viele Bewohner war der heftige Sturm am Mittwochabend und in der Nacht zu Donnerstag deutlich zu hören.
Was aber im Deckmantel der Nacht an den Küsten passierte, bekam kaum einer wirklich mit. Das Hochwasser zum frühen Morgen hatte es in sich. Mit einem Wasserstand von 2,30 Metern über dem mittleren Tidehochwasser liefen die Nordseebrecher die Küsten an und rissen erneut riesige Sandmassen mit sich. In Dagebüll schaffte es der Pegel gar auf 2,60 Meter.
Westlich des Schullandheimes Ban Horn hat die Dünenkette, die den Gebäudekomplex noch vor den Ansturm der Wassermassen schützt, erneut einen riesigen Abtrag erfahren. Die auf Amrum tätigen Mitarbeiter des Landesbetrieb Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz (LKN), schätzen den Verlust an Dünensubstanz auf gute acht Meter. Wieder wurden alle Sandpuffer, die durch Maßnahmen des biotechnischen Küstenschutzes angelagert werden konnten, in nur einer Nacht abgeräumt. Nun steht die Dünensubstanz den Brechern ungeschützt gegenüber. Zumal das Nachmittags- und Nachthochwasser erneut mit bis zu einem Meter auflaufen sollten, sind die Aussichten mehr als düster für den Küstenabschnitt im Norden der Insel. „Die verbleibende Barriere von rund zehn Metern ist bei weiteren Sturmfluten schnell aufgebraucht“, befürchten die Mitarbeiter, die ihr Maschinendepot in direkter Nachbarschaft zum Landschulheim haben. In Utersum auf Föhr sind ebenfalls große Sandverluste zu beklagen. In Schlüttsiel verfrachtete das Hochwasser die Eisschollen kurzerhand auf den Fähranleger und legte somit den Fährverkehr lahm.
Durch die Veränderungen im Strömungsverhalten kommt es bei den sogenannten Kantenfluten zu enormen Sandverlusten. Sie kommen mit nicht einmal besonders bedrohlichen Wasserständen einher, doch durch die regelrechte Fräswirkung der Wellen geht Kubikmeter um Kubikmeter Sand verloren. Alte schon längst vergessen geglaubte Relikte werden von der Macht der Natur, durch den massiven Sandverlust im Bereich des Norddorfer Badestrandes bis hin zur Nordspitze freigespült.
Oft haben an dieser Stelle schon Küstenfachleute gestanden und über bezahlbare Maßnahmen zu beraten. Geholfen hat es bisher leider wenig.
Thomas Oelers