„Eigentlich hatte ich mir gewünscht, dass unsere Tochter nicht Heiligabend oder Neujahr geboren werden sollte“, lächelt Lisa Zimmermann (33 Jahre jung) aus Nebel ihre 48 cm große Tochter glücklich an. Nun sind sie zu viert und die sechsjährige Schwester Lina freut sich über die Verstärkung. „Na klar passe ich auf sie auf“, verspricht sie. Davon, dass ihre gerade tief schlafende Schwester richtig brüllen kann, wurde sie bereits überzeugt.
Sie ist zwar noch richtig zierlich und hat doch schon für ordentlich Aufregung gesorgt. Als erste Geburt des neuen Jahres hatte Mia am 01.01.2015 um 6.24 Uhr im Kreißsaal des Kreiskrankenhauses in Wyk auf der Nachbarinsel Föhr das Licht der Welt erblickt. Das brachte ihr als Neujahrsbaby bereits die ersten Medienberichte ein. Stichtag war eigentlich der 10. Januar und die letzte Wehenschreiber-Untersuchung (CTG) am 29. Dezember hatte auch noch nichts Gegenteiliges vermuten lassen.
Als dann in der Neujahrsnacht die Wehen einsetzten, rief Ehemann Fin Zimmermann die Amrumer Hebamme Antje Hinrichsen an. Die war kurze Zeit später aus dem Nachbarort vor Ort und entschied nach der routinierten Untersuchung, dass es Zeit wurde, den Weg in den Kreißsaal anzutreten. Per Rettungswagen ging es zum Seezeichenhafen in Wittdün, wo bereits der Seenotkreuzer „VORMANN LEISS“ auf der Station Amrum die Maschinen angeschmissen hatte. Kurz vor halb vier hatte die Seenotleitung Bremen der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) die Besatzung alarmiert und den erforderlichen Transport der hochschwangeren Frau ins Krankenhaus nach Wyk angekündigt.
Eile war geboten, sollte das Kind nicht noch auf dem Seenotkreuzer geboren werden. Der ansonsten routinierte Maschinist Bernd Zimmermann konnte sich bei diesem Einsatz nicht von einer besonderen Aufregung freisprechen, galt es doch seine Schwiegertochter ins Krankenhaus zu bringen. „Gefühlt gab es in dieser Nacht einen 3 kn „Opabonus“ als die „Vormann Leiss“ mit voller Kraft nach Wyk dampfte“, schmunzelte Fin Zimmermann. Bei ruhiger See und mit dem Strom waren die Bedingungen optimal. Zum Glück, denn die werdende Mutter hatte so starke Wehen, dass sie die ganze Überfahrt nur stehend ertragen konnte. Um 4.50 Uhr übergaben die Seenotretter die werdende Mutter an den Landrettungsdienst in Wyk.
„Als wir am Krankenhaus ankamen, sagte der Rettungssanitäter, dass es ja nur noch ein paar Meter wären, dann hätte ich es geschafft“, erinnerte sich Lisa Zimmermann. „Ihr Blick muss Bände gesprochen haben, zumal der Rettungssanitäter sich seiner unbedarften Worte schlagartig bewusst wurde“, schmunzelt der stolze Vater.
„Bereits eine Stunde nach eintreffen im Kreißsaal war die kleine Mia (2860 g) nach einer „Traumgeburt“ da“ freut sich Hebamme Antje Hinrichsen. Für sie war es die 265. Geburt, die sie in ihrer Zeit als Hebamme auf Amrum begleitet hat. Am 14. Februar 2006 hat sie die letzte Hausgeburt durchgeführt. Veränderte Bedingungen bei der Hebammenhaftpflichtversicherung und ein Umdenken der werdenden Mütter leiteten den Trend ein, die Geburt im Krankenhaus durchzuführen. „Bei zwei Geburten musste danach der Rettungswagen und bei einer die Messe des Seenotrettungskreuzers als Kreißsaal fungieren“, erinnert sich die Hebamme an ihre achtzehnjährige Wirkzeit als Geburtshelferin.