Die Sturmfluten dieses Winters haben erneut an den sandigen Küsten Amrums enorme Sandabträge beziehungsweise Sandverlegungen verursacht. Dem Spaziergänger boten sich nach den Sturmfluten im Dezember und besonders der am 11. Januar, beeindruckende Sandverluste an Amrums Küsten und an den auf dem Kniepsand vorgelagerten Vordünen. „Wie eine Sandfräse haben sich die Fluten immer weiter an die Dünen herangearbeitet und die Sandpuffer mit jeder zurückrollenden Welle mit fortgerissen“, berichtet Dieter Kalisch vom Verein Jordsand. Er hat eine Reihe von Bildern gemacht, auf denen man die Verluste speziell an der Amrumer Odde nur zu gut sieht.
Auch der 20.000 m³ umfassende Sandpuffer, der erst im Mai vergangenen Jahres zum Schutz am Strandabschnitt vor dem Schullandheim Ban Horn herangefahren wurde, ist so nicht mehr wahrnehmbar. In einer ersten Pressemitteilung der Landesküstenschützer war lediglich zu lesen, dass sich der Sandpuffer bewährt habe. Die persönlichen Eindrücke und das zum Vergleich vorhandene Bildmaterial suggerierten aber einen anderen Eindruck. Die Pressestelle des Landesbetriebes für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz (LKN) bat um Geduld und versprach eine detaillierte Betrachtung der Schäden vor Ort.
Daraufhin wurden die Westküste Amrums und die Südküste Föhrs wurden am 19.01.2015 von Fachleuten des LKN in Augenschein genommen. Dabei wurden die Folgen der Sturmfluten quantifiziert. Die Ergebnisse sind weitgehend ausgewertet und kartenmäßig dargestellt. Auf den Websites der Fachpläne Küstenschutz Amrum und Föhr sind sie öffentlich zugänglich. http://www.schleswigholstein.de/KuestenSchutz/DE/01_Amrum/01_Grundlagen/05_Morphologie/11_Sturmflutschaeden/Schaeden_node.html
Bei der Ermittlung der Schäden wird zwischen Vordünen und Randdünen unterschieden. Vordünen bestehen zum großen Teil aus den Sanddepots, die in den vergangenen Jahren aufgespült oder aufgeweht wurden. Ihr Verlust bedeutet keinen unmittelbaren Substanzverlust für die Inseln.
„Die Sturmfluten der vergangenen Wochen haben an Amrums westlicher Nordspitze deutliche Spuren hinterlassen“, so die Küstenschützer. Auf 650 Metern Länge gab es mittlere bis schwere Schäden an den Randdünen der Amrum-Odde. In anderen Küstenabschnitten Amrums und auf Föhr waren die Schäden gering oder betrafen Sanddepots, die von dem LKN in den vergangenen Jahren angelegt worden waren. Das im vergangenen Jahr angelegte Depot vor dem Schullandheim Ban Horn hat sich bewährt, die Randdünenabbrüche erfolgten nur südlich davon. „Der in den vergangenen vier Jahren über 300 Meter nordwärts gewanderte Kniepsand liegt jetzt rund 500 Meter südlich von Ban Hörn. Behält er seine Dynamik, wird sich die Wellenenergie dort in einigen Jahren deutlich verringern und die Situation weiter entspannen“, erklärt Frank Barten, Geschäftsbereichsleiter Küstenschutz im LKN.
An der Amrumer Odde gab es zusätzlich zu den Randdünenabbrüchen auf 3 Kilometern Länge leichte und mittlere Abbrüche der Vordünen. Auch in Wittdün gab es leichte Vordünenverluste bei Köhns Übergang. Dort streckt sich der Kniepsand erkennbar weiter nach Osten vor und es bilden sich umfangreiche Primärdünen. Am südöstlichen Teil des Steenodder Kliffs traten leichte Kliffabbrüche auf, so dass der Wanderweg teilweise nicht passierbar ist. Diese Abbrüche werden jedoch auch durch abfließendes Niederschlagwasser verursacht, das Erosionsrinnen ausspült.
Auf Föhr wurden Vordünenabbrüche von 1,8 Kilometer Länge bei Utersum registriert. Der im Herbst 2014 zur Sicherung der Inselsubstanz vor dem Parkplatz Sölerkaalkamp auf 300 Meter Länge aufgeschüttete Sand hat einen weiteren Inselrückgang verhindert. Das Depot hat sich an der seeseitigen Böschung leicht umgelagert, ist jedoch in seiner Substanz vorhanden. In Goting, Nieblum und Wyk gab es keine Rand- oder Vordünenschäden.
Der Umfang der in diesem Jahr auf Amrum und Föhr erforderlichen Küstenschutzarbeiten wird nach der regulären Strandbereisung im Frühjahr festgelegt.
Der höchste Wasserstand wurde beim Tief „Felix“ am 11. Januar erreicht. Auf Hooge wurde zu diesem Zeitpunkt eine Windgeschwindigkeit von 9 Beaufort gemessen. Der maximale Wasserstand lag in Wittdün 2,29 Meter über dem mittleren Tidehochwasser, in Wyk 2,39 Meter darüber. Seit 1900 gab es am Pegel List/Sylt 23 höhere Wasserstände; Sturmfluten dieser Art traten im Mittel also alle 5 Jahre auf. Vor Sylt wurden bis zu 5 Meter hohe Wellen gemessen.
Fachplan Küstenschutz Amrum: http://www.schleswig-holstein.de/KuestenSchutz/DE/01_Amrum/01_Grundlagen/05_Morphologie/11_Sturmflutschaeden/Schaeden_node.html
Fachplan Küstenschutz Föhr: http://www.schleswig-holstein.de/KuestenSchutz/DE/02_Foehr/06_Anhang/67_Aktuelles/258_Sturmflutschaeden/Schaeden_node.html
Thomas Oelers und LKN Hendrik Brunckhorst