„Wir werden sicher auf Amrum nicht mehr frei von Ratten sein, aber alle müssen Maßnahmen ergreifen und unterstützen, um die um sich greifende Vermehrung der „kleinen“ Nager zu unterbinden beziehungsweise einzudämmen“, erklärt Norddorfs Bürgermeister Peter Koßmann. Sein Gemeindevertreter Heinrich Johannsen hatte die ungeliebten Bewohner auf der jüngsten Gemeindevertretersitzung thematisiert und eine inselweite Aufklärung sowie Maßnahmen gegen eine weitere Vermehrung gefordert. „Die frei verkäuflichen Tüten mit Rattengift gehören zur Klasse 1 und taugen bestenfalls zum Anfüttern der Tiere“, gab Johannsen zu bedenken. Hier müsse man sich eines Fachmannes bedienen, der professionelle Tipps geben und Gegenmaßnahmen empfehlen und auch durchführen kann.
Leider habe er in den letzten Wochen den Eindruck bekommen, dass sich so mancher Insulaner nicht im Klaren darüber sei, dass es eine Ausweitung der Schädlinge über die ganze Insel gibt. „Ich hatte den Eindruck, dass es regelrecht Ahnungslose gibt oder Solche, die zumindest das Problem nicht in ihrem Dorf sehen wollen“, berichtete Johannsen.
„Wir haben das Problem nicht mehr nur im Garten, sondern bei uns sind die Biester bereits in die Hohlräume des Hauses eingezogen“, berichtete ein Norddorfer auf der Sitzung. „Wir haben bereits einen Schädlingsbekämpfer engagiert. Aber solange man auf vielen Grundstücken immer noch offene Komposthaufen sieht, kommen mir doch Zweifel über das Verantwortungsbewusstsein einiger Nachbarn“, beklagt der Betroffene.
Ob nun aus Unwissenheit, Sorglosigkeit oder aber berechnend, die Beweggründe, warum immer noch Grundstückseigentümer Speiseabfälle offen auf ihrem Grundstück kompostieren, können vielfältig sein. Eines haben sie dabei aber gemeinsam, sie begünstigen die überaus ernst zu nehmende Ausbreitung der unliebsamen Ratten auf Amrum.
Aus gegebenen Anlass appellieren die drei Bürgermeister der Insel alle Haus-, Wohnungs- und Grundstückseigentümer auf Amrum, den Rattenbefall dauerhaft ernst zu nehmen und diesem Umstand mit allen Mitteln entgegen zu wirken. „Auch wenn die Laufzeit der alljährlichen Amtsverordnung zur Rattenbekämpfung in der Winterszeit in Kürze ausläuft, sie gilt vom 01.11.2014 bis zum 30.03.2015, dürfen wir nicht locker lassen, um die ungezügelte Ausbreitung der Ratten zu verhindern“, waren sich die Bürgermeister einig. Hierbei setzen sie auf Aufklärung und streben einen kurzfristigen Termin für eine Informationsveranstaltung auf Amrum an. (wir werden berichten)
Innerhalb eines Jahres entwickelt sich aus nur einem Paar eine Rotte von bis zu 800 Ratten. Wenn dann noch ein reich gedeckter Tisch vorgehalten wird, wäre der Glaube an einen wirksamen Einsatz von Rattenbekämpfungsmitteln überaus naiv. Wenn dann Komposthaufen durch das Aufstellen von Rattenfallen kompensiert werden sollen, kommen echte Zweifel. Wer schmiert sich ein Brot, wenn es auch Kanapees gibt.
Gemäß der Allgemeinverfügung muss jedes Anzeichen von Rattenbefall auf allen Grundstücken der Inseln Amrum und Föhr der Ordnungsbehörde gemeldet werden. Nur so könne man den sich schnell vermehrenden Nagern Paroli bieten und entsprechende Maßnahmen nachschieben. Der Appell der Amtsverwaltung lautet sodann auch, dass ganzjährig Präventivmaßnahmen durchgeführt werden sollten.
Rattenverfügung auf der Amtsseite: http://www.amt-foehr-amrum.de/sa0ratte.htm
Vielleicht würde es auch helfen, wenn auf Amrum grundsätzlich Bio-Mülltonnen eingeführt werden. Dann wären Komposthaufen als Speisereste-Entsorgung nicht mehr erforderlich.
Klaus Kurzke