Endlich: Aus der alten Inselapotheke in Nebel ist ein neuer Laden geworden. Nach fast zehn Jahren einsamen Daseins gibt es dort jetzt wieder Leben und: coole Klamotten für Klein und Groß, Whisky, Gin, Limo, bunte Handtücher, Bücher, Longboards, Taschen und alte Schallplatten. Der Name: Blaufeuer.

Die Inhaber: Sybille und Sven Hasenclever, Amrumer seit über acht Jahren. Schöne Überleitung von Alt zu Neu: Aus Georg Quedens’ Chronik erfährt man, dass Anneliese Klindt, die hier dreißig Jahre lang ihre Apotheke führte, oft Besuch vom alten Inselarzt Dr. Ide hatte, dem ein Blick auf die ausgestreckte Zunge der Gäste reichte, um zu wissen, was los war. Fast genau so war es jetzt am Eröffnungssonntag wieder. Denn Bäcker Henning Claussen von gegenüber, der das Haus vor Kurzem gekauft hatte, hatte in seinen unglaublich schönen Eröffnungsgeschenk-Kuchen so viel Blaufeuer-Farbe einfließen lassen, dass man für den Rest des Abends genau sah, wer bei Hasenclevers war und vom Kuchen genascht hatte. Alles Blaufeuer-Zungen!

So einen Laden gibt’s noch nicht auf Amrum. Das Multistore-Konzept ist spannend und bringt schöne Kombis hervor. Wo steht schon Guy De Maupassants „Auf See“ neben Kinderpuschen? Eine alte Vinyl-Scheibe von Morricones „Spiel mir das Lied vom Tod“ neben der Chino-Hose vom In-Label Adenauer und den coolen Windjacken von Maloja? Frank Sinatra neben Bruichladdich-Whisky? Neil Diamond neben Nabokovs Lolita? Es gibt Second-Hand-Bücher und – neu: das schöne Sortiment vom mare-Verlag, nebst Zeitschrift natürlich. „Wir haben uns gefragt, in was für einen Laden würden wir selbst gern gehen“, sagen die Inhaber zu ihrer unkonventionellen Idee. So ein Shop ist für beide Neuland. Sybille und Sven Hasenclever, die seit Jahren mit dem Radio verbandelt sind, er als ehemaliger Moderator von NDR Info, sie als Buchrezensentin, leben seit acht Jahren auf der Insel und vermieten in ihrem „Walden“-Haus am Nebeler Tanenwai eine „Walden“-Idylle genau wie in Henry David Thoreaus gleichnamigen Outdoor-Klassiker. Ihre älteste Tochter Lia berichtet für Amrum News über alles Neue an der Öömrang Skuul, und der Jüngste unter den vier Kindern, Nio, ist ein Jahr alt und war am Sonntag wahrscheinlich einer der wenigen ohne blaue Zunge.

An der Wand im „Blaufeuer“: immer wieder alte Amrumer Bohlenweg-Bohlen. „Rechtmäßig erworben“, sagt Sven Hasenclever und grinst. Die Rückseite ist mit Signalfarbe in Orange bestrichen und leuchtet. Davor hängen die Longboards. „An meiner alten Ballettstange“, sagt Sybille Hasenclever. Diese schöne Mischung aus Alt und Neu gibt’s eben nicht nur beim Sortiment. Neben einem alten Schultisch aus der Öömrang Skuul stehen alte Kinostühle aus Indien. Regale und Tresen sind eher im schnörkellos-coolen Industrie-Look.
Mit dem Sortiment sind die beiden noch nicht fertig. „Mal schauen, was noch kommt und was vielleicht wieder geht“, sagt Sven Hasenclever. „Auf jeden Fall wird’s noch mehr Kindersachen geben“, sagt seine Frau. „Spielzeug von der französischen Firma Djeco und Outdoor-Sachen von Finkid.“
Wie schön der Platz vorm Haus (ohne Friesenwall!) zum Trinken und Leute gucken geeignet ist, wird sich schnell beweisen. Unter den schattenspendenden Bäumen soll es kleine Snacks geben. Und man könnte eisgekühlten Gin Tonic zu sich nehmen. Wohlgemerkt: ordentliches Tonic und feinen Gin, von so kleinen Destillerien wie den Berliner Brandstiftern oder The Duke aus München. Das ist echt ein Grund zur Freude! Auch drinnen gibt’s Platz zum Klönen, zwei große Treffpunkt-Tische mit Kuhfell-Bänken vor einer Sieht-aus-wie-Stein-Tapete. Schlichte Farben, Ziegelrot, Rauchblau, Holz, grauer Estrich. Ein weiterer Grund zur Freude: der Laden soll in den dunklen Monaten ein Ort mit Licht sein. „Wenn im Winter jemand kommt, der Gesellschaft will, dann machen wir die Tür auf und bitten ihn an unseren Tisch.“

Zur Eröffnung sang und spielte Jochen Klüßendorf, Nebeler Surfschulenmann und Hamburger Schauspieler: „Songs von meiner Band ‘ kauftn, die wand an. davor häng ndern, s dort jetzt wieder Lebenamensgeber ir auf und reden”ang Skuul, die wand an. davor hängGut‘ und auch ein paar von mir.“ Die Musik, Country Beat, passte hervorragend in den Laden. Der Mann mit seinem lockeren Auftritt auch. Die neue CD heißt „Wir bleiben draußen“ (gekauft!), der Mann blieb Gottseidank noch ein bisschen drinnen und sang sehr schön.
Blaufeuer ist ein Signal aus der Seefahrt. Ein Nachtsignal, das zur Anforderung eines Lotsen gegeben wird. Verstehen wir es so: Hier brennt immer ein Licht für dich. Komm rein!
Fotos: Undine Bischoff, Kinka Tadsen
Wow – wie cool ist das denn. Schon oft haben wir – wie viele andere vermutlich auch – gedacht, es wäre ja schön, wenn das leerstehende Gebäude wieder mit Leben erfüllt würde…. Bald ist endlich wieder Amrum Zeit und wir werden sicherlich einmal vorbeischauen.