Für die Seehundjäger auf Amrum bedeutete die Wurfsaison der Seehunde bereits zusätzliche Arbeit. Gerade mal 1 – 2 Tage alt, so schätz Seehundjäger Holger Lewerentz den ersten Heuler auf Amrum ein. Nachdem ihn die Mitarbeiter der Schutzstation Wattenmeer den verlassenen Nachwuchs gemeldet hatten, sammelte der Seehundjäger den Heuler kurz vor der Amrumer Odde an der Westküste Amrums ein.
Nach einem kurzen Zwischenstopp auf der Wandelbahn in Wittdün, wo noch deutlich die Nabelschnur zu sehen war und der Sympathieträger gewässert wurde, ging es dann gleich mit der Nachmittagsfähre nach Dagebüll und weiter zur Seehundaufzugsstation nach Friedrichskoog. Die Anzugskraft solch eines süßen Tieres mit großen Knopfaugen war enorm. Lewerentz war gleich von Kindern und Erwachsenen umgeben, die den Säugling zu gern angefasst hätten. „Die Zähne können schon richtig Schaden anrichten“, warnte Holger Lewerentz nachdrücklich. Beim Einsammeln war das Seehundbaby zwischenzeitlich auch mal schlecht gelaunt und zeigte dem Seehundjäger seine Beißer.
Eine kleine Kostprobe seines Ruf Lauts nach der Mutter gab es auch noch auf der kurz mal Zweckentfremdeten Decke von der Kiosk-Terrasse. „Wegen der Nabelschnur ist es wichtig, dass eine weiche Unterlage das Tier schützt und wir den Sand abspülen, um ein Wundscheuern zu vermeiden“, erklärt Lewerentz. Die Untersuchung, ob es sich um ein Männchen oder Weibchen handelt, wollte Lewerentz dem Jungtier ersparen und das den Mitarbeitern der Aufzuchtstation in Friedrichskoog überlassen.
In der Aufzugsstation hat der Nachwuchs eine reelle Chance auch ohne die eigene Mutter aufzuwachsen und später ausgewildert zu werden.