Bernd Zimmermann, er gehört seit 1991 zu den Seenotrettern der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) und lebt seit nunmehr 25 Jahren die Philosophie seines Berufs, Menschen aus Seenot zu retten. Das bedeutet, dass er mit seinen Kollegen der Station Amrum auch dann mit dem modernen Seenotrettungskreuzer „Ernst Meier-Hedde“ aus dem sicheren Seezeichenhafen in Wittdün ausläuft, um Menschen in Seenot zur Hilfe zu eilen, wenn alle anderen Seefahrer und Freizeitkapitäne vor dem Sturm und schwerem Wetter in den Häfen Schutz suchen.
Gelernt hat der 54-jährige Maschinist, der im nordfriesischen Joldelund auf dem Festland geboren wurde und 1970 mit seiner Familie nach Amrum kam, das KFZ-Mechaniker-Handwerk. Im Februar 1982 fing er dann beim Wasser-und Schifffahrtsamt als Werkhelfer auf dem Schiff „Westerharde“ an. Das Motorenwärter-Patent hat Zimmermann in Koblenz gemacht, um dann als Matrose und Motorenwächter auf dem damaligen Tonnenleger „Johann Georg Repsold“ zu fahren. „In der Zeit, wo ich vom WSA freigestellt war, entschloss ich mich mein Maschinenpatent an der Fachhochschule für Technik in Flensburg zu erlangen“, schildert der Seenotretter seinen Werdegang. Die Fortbildung endete 1989 mit dem Erhalt des Patents und einem erneuten Job im Maschinenraum des Tonnenlegers.
Die weitere Kariere beim WSA hätte für den Familienvater allerdings bedeutet, dass er die Beamtenlaufbahn hätte einschlagen und dafür die Insel verlassen müssen. „Das wollte ich damals definitiv nicht“, weiß Zimmermann noch genau. Damit endete die Anstellung beim WSA und die Verbundenheit zum Wasser führte den Maschinisten direkt zum Vormann der „Eiswette“, dem damaligen Seenotrettungskreuzer im Wittdüner Seezeichenhafen. Dort wurde 1991 glücklicherweise Personal gesucht.
„Ich war um 9.00 Uhr an Bord und um 10.10 Uhr war ich bereits zum ersten Einsatz dabei. Am Kniepsand hatten wir mit dem Tochterboot ein Plattbodenboot per Schleppverbindung davor bewahrt, weiter auf den Kniepsand gedrückt zu werden“, weiß der Seenotretter noch genau.
Viele technische als auch medizinische Lehrgänge hat der Seemann seit dem absolviert. Nur umfangreich und optimal geschult ist dieser Job so zu leisten, dass Anderen in der Not geholfen werden kann und man selbst möglichst nicht im Einsatz verletzt wird. „Ich habe diesen Job immer gerne gemacht und bereue es auch heute nicht, diesen Weg eingeschlagen zu haben“, versichert Bernd Zimmermann. Seinen schwersten Einsatz hatte er im Mai 1999, als nach einem tragischen Bootsunglück der Tod vier junger Menschen auf Amrum zu beklagen waren. In einer groß angelegten Suchaktion wurde, nach dem Auffinden des leeren Bootes, nach den Vermissten gesucht. Die Spuren am Boot ließen vermuten, dass sie während der Bootstour zur Nachbarinsel verunglückten. „Die Ereignisse dieses Einsatzes, bei dem ich unter anderem eine Klassenkameradin meines Sohnes bergen musste, sitzen besonders tief in meiner Erinnerung“.
Bei allen Einsätzen, wovon rund sechzig pro Jahr von der Station Amrum aus gefahren werden, hatte der Maschinist immer vollstes Vertrauen in die Technik. Und bei all der erlebten Not gab es bedingt durch die Insellage auch Glücksmomente. Allein vier Kinder wurden auf den Seenotkreuzern der Station Amrum geboren, weil die Geburt der Kinder, deren Mütter per Seenotrettungskreuzer zum Kreißsaal nach Föhr transportiert werden sollten, nicht bis zur Ankunft im Wyker Hafen warten konnten. Die Baubegleitung beim Seenotrettungskreuzer „Ernst Meier-Hedde“, dem Typschiff der neu entwickelten 28-Meter-Klasse der DGzRS Flotte, in der in Berne an der Weser angesiedelten Bauwerft, hat dem 54-Jährigen viel Spaß gebracht und viele neue Eindrücke beschert. Ein Blick in den Maschinenraum zeigt, dass hier auf engstem Raum eine Fülle von moderner Technik verbaut wurde. „Die tägliche Ölstandskontrolle ist für die Motoren überlebenswichtig“, so Zimmermann.
Bei aller Begeisterung für seinen Job denkt er bereits an die Zeit des möglichen Ruhestandes, der in der Seefahrt früher möglich ist, konkret nach. „Ich könnte bereits mit 57 dauerhaft aussteigen und mich mehr um meine Enkelkinder und Hobbys kümmern. Schon ein verlockender Gedanke“, gesteht der Maschinist. Aber erstmal schauen und bis dahin im 14-tägigen Rhythmus mit jeweils 3 Kollegen rund um die Uhr in Bereitschaft sein und auf dem Seenotrettungskreuzer leben, um bei einem Einsatz innerhalb weniger Minuten auslaufen zu können..