Alle Jahre wieder: geballte Friesisch-Expertise Föhr-Amrum


Wenn die Freundeskreise vom Öömrang Ferian und der Ferring-Stiftung sich treffen, muss man immer ein bisschen Angst haben, dass sie Ernst machen und nur Friesisch sprechen. Was schade wäre, weil sie immer so interessante Geschichten zu erzählen haben, die man dann ja nicht verstünde. Der Amrumer Verein und die Föhrer Stiftung, in Sachen friesischer Kultur und Sprache das Nonplusultra auf den beiden Inseln, laden sich einmal jährlich gegenseitig ein und unterhalten sich und alle Gäste mit tollen Inselgeschichten. Dieses Jahr auf dem Programm: die Hügelgräber in Steenodde, Amrums Weg zum Ferienparadies und die große Bedeutung der damaligen Navigationsschulen auf Föhr.

Auf dem bronzezeitlichen Esenhugh...
Auf dem bronzezeitlichen Esenhugh…

Als erster am Start war Experte Eckhart Schwarz, am bronzezeitlichen Esenhugh und der Steinkammer Ual Höv in Steenodde, das aufgrund seiner Lage – hoch auf dem Gipfel eines Geestkerns – beliebt war als letzte Ruhestätte. Der Mann ist ein Amrumliebhaber seit Jahrzehnten und hat sogar die Lizenz zum Graben, weshalb er auch erzählen durfte, dass er auf dem berühmtesten Hügelgrab der Insel in den 1960er Jahren noch eine herzförmige Pfeilspitze fand, die der Kieler Wissenschaftler Otto Olshausen, der vor über hundert Jahren maßgeblich an den Inselgrabungen beteiligt war, übersehen haben musste. Die Zahl der auf Amrum gefunden wikingerzeitlichen Hügel reduzierte sich deutlich von 138 auf heute gerade mal 20. Die Landwirtschaft forderte plattes Land. Der Esenhugh aber blieb unangetastet, die Kieler Uni schütze ihn durch Kauf. Man vermutet dort als zentrales Begräbnismittel einen Baumsarg oder eine Steinkiste.

Steinkammer Ual Höv
Steinkammer Ual Höv

Weiter zog die wissensbegierige Karawane nach Nebel, um Georg Quedens’ Geschichte zu den touristischen Anfängen Amrums zu hören. Der alte Mann vom Meer, der scheinbar nie ohne seinen Diaprojektor (Bronzezeit!) aus dem Haus geht, erzählte von dem Wandel der wertlosen Dünen zu Goldküsten-Bauland und den Folgen der Entwicklung, sich gegen Kühe und für Feriengäste entschieden zu haben.

Nach einem Essen gings weiter nach Norddorf ins Seeheim. Da gabs dann eine kleine Berichterstattungslücke, weil Jens Quedens, Chef vom Öömrang Ferian nun doch ins Friesische wechselte (Übersetzung am Ende des Textes), gefolgt von einem Vortrag über die Navigationsschulen auf Föhr durch Prof. Dr. Volkert F. Faltings von der Ferring-Stiftung, der die Bedeutung der privaten Navigationsschulen und die Leistungen von Pastor Richardus Petri für die erfolgreiche Seefahrtsgeschichte der Föhrer während des Zeit des Walfanges unterstrich.

Faltings berichtete, dass unter dem Motto Hilfe zur Selbsthilfe der Pastor die erste private Navigationsschule auf Föhr gründete. Später waren solche Schulen in vielen Haushalten Föhrer Seeleute zu finden. Für sehr geringes Entgelt konnte sich jeder diese Ausbildung leisten und so kam es, dass in der Blütezeit des holländischen Walfanges etwa 25% der Walfangflotte mit Föhrer Kommandeuren besetzt war. Faltings wusste zu berichten, dass die Anzahl von Kommandeuren und anderen Schiffsoffizieren, die nicht aus Holland kamen, niemals durch ein anderes Herkunftsgebiet übertroffen wurde.

Zuvor erläuterte Jens Quedens auf Friesisch den Stand der Dinge zum Projekt Walausstellung in der alten Amrumer Schwimmhalle. Inzwischen ist die Präparation des Skelettes fast abgeschlossen, der Umbau der ehemaligen Schwimmhalle sowie die Gestaltung der Ausstellung stehen noch aus. Um diese möglichst attraktiv und zeitgemäß zu gestalten, warb Quedens noch einmal um Spenden für dieses kostenintensive Vorhaben, die gerne an den Öömrang Ferian, Stichwort „Wal-Spende“ auf das folgende Konto der Föhr-Amrumer Bank IBAN DE64217919060020105325, BIC GENODEF1WYK überwiesen werden können. Weitere Infos finden Sie unter www.naturzentrum-amrum.de.

Anschließend klang dieser schöne Tag bei Kaffee und Kuchen aus, bevor es für die Föhrer mit der Fähre zurück auf ihre Insel ging.

Text: Undine Bischoff und Christian Vogel

 

 

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Über Undine Bischoff

Journalistin und Texterin. Fuhr mit drei Jahren zum ersten Mal über den Kniep – in einer Schubkarre. Weil ihr Vater da draußen eine Holzhütte baute, zwanzig Feriensommerjahre lang. Betextet Webseiten und Kataloge, schreibt für verschiedene Medien und natürlich für Amrum News.

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