Üüs aran geht los: Ab Mitte November ist Einzug. Wenige Wohnungen sind noch frei…


Das genossenschaftliche Wohnbauprojekt Üüs aran – friesisch für “unserer Zuhause” – ist fast fertig. “Unsere Mitglieder können schon sehen, wie sie bald wohnen werden”, sagt Ulf Jürgensen vom Vorstand. Die ersten werden Mitte November einziehen. Die Baufertigstellung laut Plan ist 1. Dezember. In den Häusern ist der Innenausbau in vollem Gange. Schönes Laminat liegt, viele Bäder sind fertig, bald kommen die Küchen. Überall haben die zukünftigen Mieter kräftig mitentschieden. “Und bei allem sind wir im Kostenrahmen geblieben”, sagt Jürgensen. “Darauf sind wir stolz.” Können sie auch. Mit über dreißig Mitgliedern ist Üüs aran schon keine kleine Genossenschaft mehr. Und Konsens zu halten über drei Jahre und etliche Planungen ist auch so einfach nicht. “Wir haben aus den jeweils drei Mitgliedern vom Vorstand und Aufsichtsrat eine Steuerungsgruppe gebildet und dann gemeinsam mit den anderen alles entwickelt”, sagt Jürgensen. Alle drei Wochen haben sie sich in den letzten Jahren getroffen und vieles entschieden, von baulichen Fragen bis zu künftigen Mitbewohnern.

Schöne Aussicht! Die Wohnung dazu ist noch frei
Schöne Aussicht! Die Wohnung dazu ist noch frei

Thomas Schwarz ist einer von ihnen. Der 33-jährige aus Bayern hatte sich bei Üüs aran vorgestellt. Den Wohnungstipp bekam er von einer Kollegin seiner Frau, beide Kinderkrankenschwestern an der Fachklinik Satteldüne. Mittlerweile hat Familie Schwarz Nachwuchs (11 Monate) und freut sich riesig über eine Wohnung im sogenannten Familienhaus, dem größten der drei Objekte in der Mittelstraße 34. “Die Küche wird lavafarben”, sagt Schwarz und grinst. Der gestalterische Freiraum gefällt ihm. Schwarz wäre auch bereit, bei der nächsten Generalversammlung für einen Vorstandsposten zu kandidieren. “Wenn ich schon in so einem Projekt wohnen darf, dann möchte ich auch meinen Teil dazu beitragen. Ich bin zwar kein Handwerker, kenne mich aber mit Zahlen aus”, sagt Schwarz, der früher im Qualitätsmanagement eines Handwerksbetriebes beschäftigt war. Thomas Schwarz hat Mukoviszidose. Amrums saubere Luft tut ihm gut. Seine Wohnung wird öffentlich gefördert; wie siebzehn andere auch von den insgesamt 32 Wohnungen.

Tatsächlich stellte sich erst im Lauf der Zeit heraus, dass der Bedarf an öffentlich geförderten Wohnungen höher ist als erwartet. “Irgendwie sind wir anfangs davon ausgegangen, dass die Leute schon adäquat verdienen werden, wenn sie den hohen Lebenshaltungskosten auf der Insel stand halten”, sagt Jürgensen. “Man denkt ja immer, die Arbeitgeber werden das schon berücksichtigen. Ist aber eben nicht so.” Gäbe es ein nächstes Projekt, dann würde er die Quote für öffentlich geförderten Wohnraum gleich zu Beginn höher ansetzen wollen. Jürgensen ist kein Stadtplaner, er betreibt in dritter Generation die Jugendherberge in Wittdün (mit diesem bombastischen Kniepsandblick). Aber wenn man ihn in Sachen Wohnbebauung reden hört, wünscht man ihn sich als Quartiersbeauftragten für alle gentrifidingsbums bedrohten Großstadtviertel. “Attraktive Wohnquartiere entstehen aus der Mischung”, sagt Jürgensen. “Wir haben hier versucht, einen guten Querschnitt der Bevölkerung zu erreichen.” Auch haben die Üüs-aran-Entwickler guten Rat nicht in den Wind geschossen: “Man hat uns gesagt, wir sollten auf jeden Fall barrierearm bauen. Das fanden wir anfangs völlig überzogen. Aber jetzt haben wir alles: Fahrstühle, breite Türen, große Bäder, keine Schwellen. Und sind echt glücklich damit.” Unter den Genossenschaftsmitgliedern sind denn auch einige Alte, die genau aus diesem Grund mit dabei sind. “Ich gucke da in die Zukunft und will es mir wirklich möglichst leicht machen”, sagt eine alte Dame, die demnächst von der Südspitze in die Mittelstraße zieht.

Letzte Runde: Die Häuser sind fast fertig
Letzte Runde: Die Häuser sind fast fertig

Dringend erwartet wird Üüs aran allemal. “Allein für die Aufrechterhaltung der notwendigen Wirtschaftskraft (Tourismus, Dienstleistung, Handwerk, etc.), benötigt Amrum eine – gemessen an der Einwohnerzahl – erhebliche Anzahl qualifizierter Fachkräfte.” So steht es in einem Strategiepapier, das als Diskussionsgrundlage das Wohnprojekt im Januar 2013 ins Rollen brachte. Wahrlich ein hehres Ziel auf dieser Insel: Menschen ein Wohnen zu ermöglichen, das über der Grasnarbe stattfindet, ohne den Uncharme aufgelassenener Ferienwohnungen mit horrender Miete, und einfach Lust darauf macht, im Leben auf Amrum eine dauerhafte Perspektive zu sehen.

Dabei ist die Form einer Genossenschaft geeignet, solche Undinge wie auf Wittdüns Südspitze zu vermeiden. Dort sollte damals auch Wohnraum für Einheimische geschaffen werden, die, als sie das Eigentum erst einmal hatten, damit machen konnten, was sie wollten. Und das war: Ferienwohnungen! Das geht bei Üüs aran  nicht. Solange man mag, ist man Eigentümer mit allen Rechten und Sicherheiten. Aber wer auszieht, bekommt seine Anteile zurück. Und der nächste, der sie erhält, wird wieder ein auf Amrum Lebender beziehungsweise Arbeitender sein. So sieht es die Satzung vor. Dabei gehört das Grundstück neben dem idyllischen Kurpark weiterhin der Gemeinde und wurde mit einem Erbpachtvertrag langfristig für diese Nutzung gesichert.

Die Wohnungen galten vielen lange als “zu teuer” oder “bestimmt schon voll”. Inzwischen erscheinen sie angesichts der Immobilienpreisentwicklung eher als angemessen und – eben noch nicht voll. Vier Wohnungen sind noch zu haben. Eine schöne 2-Zimmer-Terrassenwohnung, eine im Obergeschoss mit raumbreiten Fenstern und freiem Blick auf den Kurpark, sowie eine Drei- und eine Fünf-Zimmer-Wohnung. Sie sind sowohl als freie Mietobjekte zu erwerben als auch über Genossenschaftsanteile. “Wäre doch schön, wenn wir voll eröffnen”, sagt Ulf Jürgensen.

Die zukünftigen Bewohner freuen sich auf ein Projekt mit Zukunft, was noch Raum lässt für neue Ideen. Für November plant man bei Üüs aran einen Tag der offenen Tür. Jetzt, wo fast alle Türen drin sind.

Wer Interesse an einer der Wohnungen hat, kann sich bei Thomas Schwarz melden: Telefon 0176 83326838, Mail: onl_sw2510@gmx.de. Darunter dürfen auch maximal zwei Amrumer Arbeitgeber sein, die Wohnraum für ihre Angestellten erwerben möchten. Die Mietobjekte werden auf der Wohnungsseite von Amrum News annonciert. Auch wer erst für später sucht, sollte nicht zögern, mal nachzufragen. “Wir legen jetzt Wartelisten an”, sagt Ulf  Jürgensen.

 

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Über Undine Bischoff

Journalistin und Texterin. Fuhr mit drei Jahren zum ersten Mal über den Kniep – in einer Schubkarre. Weil ihr Vater da draußen eine Holzhütte baute, zwanzig Feriensommerjahre lang. Betextet Webseiten und Kataloge, schreibt für verschiedene Medien und natürlich für Amrum News.

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One comment

  1. Sehr schön!

    Mit Interesse habe ich die Entwicklung des Wohnungsbauprojektes verfolgt, nun wird es also wahr.
    Bei Bedarf und mit Glück, lässt sich das vielleicht auch in Nebel und/oder Norddorf erweitern. Ich hoffe die Gemeindeverwaltungen und Bürgermeister finden dann auch dort ein geeignetes, schönes Grundstück.
    Von Amrumern, für Amrumer.

    Auf jeden Fall viel Glück wünsche ich.

    Marcus Haage

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