…genau dort liegt Amrum. So sah es Rusty Burnhill, ein Engländer, den das Leben für viele Jahre nach Amrum verschlug. Aufgewachsen in der Grafschaft Yorkshire und Cambridge tauchte er als Kunststudent Mitte der sechziger Jahre in die Londoner Musikszene ein. Dort tourte er als Sänger und Frontman der lokal bekannten Band „RocksOff“ durch die Clubs. Wichtige Einflüsse holte er sich in der Wohngemeinschaft mit Gründungsmitgliedern von Pink Floyd, als sie noch nicht weltbekannt waren. In dieser Zeit lernte Rusty seine erste Frau kennen, die familiäre Bindungen auf Amrum hatte. Nach einem kurzen Zwischenstopp in Frankfurt kam er Ende der siebziger Jahre mit seiner kleinen Familie auf die Insel.
Rusty verfügte über vielfältige Talente – Malen, Zeichnen, Dichten und Singen -, die er in England entwickelt und ausgelebt hatte. Auf Amrum angekommen, arbeitete er zunächst für die Kurverwaltung in Wittdün, um seine Familie ernähren zu können. Dies war eine harte Zeit für ihn, da er ein künstlerisches Umfeld und Mitstreiter vermisste. Das änderte sich, als er Kontakt mit Musikern bekam, die ihren Zivildienst bei der Schutzstation Wattenmeer ableisteten und im selben Haus wohnten.
Als Übungsraum diente Egon Matzens kleines Studio in seiner Garage in Wittdün. Hier entstanden die ersten Songs, die Silvester 1984 während eines improvisierten Konzertes einem zuerst erstaunten und dann begeisterten Publikum im Flur des alten Kursaales in Wittdün präsentiert wurden. Dieser unerwartete positive Verlauf motivierte Rusty ein Bandprojekt zu starten und die erste Amrumer Rockband zu gründen: „Rusty Burnhill and the Conditions“ war geboren. Darauf folgten 1986 und 1987 zwei Konzerte, auf denen ein zweistündiges Programm aus eigenen Songs gespielt wurden.
Parallel zu der musikalischen Entfaltung boten sich ihm immer mehr Gelegenheiten sein zeichnerisches und kreatives Talent zu zeigen. Beispielsweise unterstützte er die Schutzstation Wattenmeer und den Öömrang Ferian durch die Gestaltung von Schautafeln und Naturlehrpfaden. Seine künstlerische Handschrift zeigte sich ebenso in Werbekampagnen für den Amrumer Tourismus und Naturschutz. So mancher Amrumer bekam von ihm die passende Illustration für sein Geschäft. Auch für den „Büürstook“, ein friesisches Satiremagazin, lieferte er Karikaturen. Ein besonderer Höhepunkt war für ihn die Rolle des Leiters des Naturzentrums in Norddorf, für das er die Gestaltung der Ausstellungsräume entworfen und wirkungsvoll umgesetzt hat.
Ende 1992 trennte sich die Familie und verließ die Insel. Rusty zog nach Worpswede in die Künstlerkolonie. In den letzten zwei Jahrzehnten lebte er in der Nähe von Hamburg mit seiner zweiten Frau. Die Verbindung nach Amrum ist jedoch nie abgerissen. Im Jahre 2000 spielte Rusty noch einmal mit seiner Band in der Nordseehalle. Außerdem stellte er seine Bilder beim Künstlerevent des Amrumer Rotary Clubs in Norddorf aus. Die Insel Amrum aber war für Rusty vor allem Inspiration für seine Bilder und Songtexte.
Aus seiner Sicht war Amrum nicht England, nicht Deutschland, sondern etwas Eigenes, etwas Unvergleichliches – „East of England, west of Germany lies an island in the middle of the sea“.
Rusty Burnhill starb im Oktober 2016 in Hamburg.
Text: Markus Risch und Daria Enst
Fotos: Privat