Erstes Kostümringreiten auf Amrum…


„Wir wollten in diesem Jahr gern drei Ringreitturniere für Kinder- und Jugendliche durchführen“ sagte Jasmin Diercks, und so entstand die Idee, für das ausgefallende Süddorfer Turnier zu Beginn der Saison in Norddorf zusätzlich ein Kostüm-Ringreiten als gemischtes Kinder- und Jugend-Turnier anzusetzen, berichte die Jugendwartin des Amrumer Reitervereins. Ein voller Erfolg: Es wurde ein buntes, kleines Reiterfest für Einheimische und Gäste.

Wie bestellt, verzogen sich pünktlich gegen Mittag die grauen Wolken und machten Platz für blauen Himmel und viel Sonnenschein bei leichter Brise. Perfektes Reitwetter und optimal, um Reiter und Pferde in ihren schön auf einander abgestimmten Kostümen zur Geltung zu bringen. Galt es doch bei diesem Turnier nicht nur die Jury durch möglichst viele, möglichst im Galopp gestochene Ringe zu überzeugen, sondern auch mit dem Kostüm die Gunst des Publikums zu erobern.

18 Teilnehmer gingen in fantasievollen Kostümen auf passend dazu geschmückten Pferden an den Start. In wahrhaft standesgemäßer Kleidung ritten auf: das mit dem 2. Platz prämierte „Burgfräulein“ Henrieke Andresen und als einziger Junge im Turnier der mutige „Ritter“ Mathies Bendixen. Das Ringreiten ist ja mit dem Ringstechen verwandt, durch das die Knappen ihre Geschicklichkeit übten und geht vermutlich auf die Lanzenturniere bei den mittelalterlichen Ritterspielen zurück, auf denen sich die höfische Damenwelt beeindrucken ließ.

Da kam die „Post“ aus Nürnberg am Tag zuvor doch gerade recht zum Turnier nach Norddorf und hat sich ganz spontan entschlossen mitzureiten. Es ist ihr erstes Ringreiten überhaupt – und das Kostüm „ konnte nur noch schnell improvisiert werden“. Gern geholfen haben dabei die Mädchen vom Reiterhof Andresen, der für viele der Turnierteilnehmer – wunderbar unterschiedliche – Pferde stellte. Kurzfristig improvisieren mussten auch die fröhlichen zwei „Micky-Mäuse“ vom Bodensee, die ihre letzten Ferientage in Norddorf genossen. „Bei uns in Süddeutschland kennt man das Ringreiten nicht. Das können wir nur hier im Urlaub“, bedauerten die Beiden. Während sie auf ihren Start warteten und erzählten, durfte ich dem zauberhaft zotteligen Islandpony „Kampa“ über die warmen, weichen Nüstern streichen.

Auch der kunterbunte „Papagei“ Mareike Jahn ritt ein kleines, zotteliges Islandpony, das mit genauso bunten Federn geschmückt war wie seine junge Reiterin aus Nebel, die im Alltagsleben gemeinsam mit Ritter und Burgfräulein die Schulbank drückt. Natürlich besucht auch das freundlich wirkende, rosa Monster namens Catty Noir alias Sophie Hinrichs keinesfalls die Monster High School, sondern die dritte Klasse der Öömrang Skuul und tritt beim Ringreiten in die Norddorfer Hufspuren von Papa Arno und Opa Kalle (Karl-Heinz) Hinrichs. Im wirklichen Leben isst der vom Publikum mit Platz drei prämierte Monster-Glitter-Popmusikstar keine mit Käse überbackene Pommes. Die gibt’s nämlich gar nicht auf Amrum. Aber vielleicht gibt es ja irgendwo auf der Insel noch die bunten Prilblumen, die Aenne Andresen mit Fingerfarben auf das helle Fell von „Silve“ gemalt hatte, auf der Emelie Engels als „Hippy“ im Turnier ritt. Zusammen mit den hellblauen Peace-Zeichen auf den Schenkeln des norwegischen Fjordpferdes passten die Blümchen super zum 50. Revival des Sommer of Love.

Lina Zimmermann startete als Indianer-Trio auf Isländer Bjarky, der von ihrem Vater im Trab und sogar im Galopp (!) geführt wurde. In diesem Team stimmte nicht nur das gut aufeinander abgestimmte Outfit: Lina holte mit 6,5 Ringen den vierten Platz in der sportlichen Wertung. (Respekt!) Wir trafen die erfolgreichen Indianer nach dem Turnier auf dem Rückweg zur Weide in Nebel wieder – als Quartett: Papa auf Drahtesel mit zwei Rädern voran, Lina auf Bjarky am Zügel hinterher.

Im feschen Bayern Dirndl stach die siebenjährige Nele Rolfs, die auch in Wittdün wohnt und auch zusammen mit ihrem Papa an den Start ging, neun Ringe und kam nach gewonnenem Stechen gegen Jaike Andresen auf Platz 2 in der sportlichen Spielwertung. (Respekt!)

Ebenfalls bayrisch in blau-weiß, aber ohne Pferd am Start und deshalb fraglos außerhalb jeder Konkurrenz: Tobias Lemcke und Nicklas Wolff, die sich in Karohemd und Krachlederner hinterm Verpflegungsstand schon mal auf’s Oktoberfest vorbereiteten. Guad g’laund waon’s scho, hatte man den Einduck.

Nicht aus Bayern, sondern aus Stuttgart kommt Familie Berggötz. „Wir fahren bestimmt schon seit zwanzig Jahren nach Amrum“, sagten die beiden jungen Frauen, die zusammen mit ihrem Vater in Norddorf waren. „Ist aber schon ein paar Jahre her, dass wir zuletzt beim Ringreiten mitgemacht haben“, meinten sie. „Auf Zausel bin ich früher auch geritten,“ freute sich Juliette Berggötz, als sie das kleine Shetland Pony von Andresens wiedererkannte – und es klang wie eine liebevolle Kindheitserinnerung an glückliche Urlaubstage auf Amrum. Für dieses besondere Turnier haben die beiden Schwestern extra ein Kostüm für sich und die beiden großen Reitpferde aus dem Stall Andresen mitgebracht. Sie gingen als schnittiger „Rennfahrer“ und Fußball begeistertes „Deutschland“ an den Start – und siehe da, „Rennfahrer“ Juliette Berggötz auf Bonny erreichte mit sechs im Galopp gestochenen Ringen Platz 5 des Turniers. (Respekt!)

Bei den „Großen“ ritten auch „Super-Mario“ (rote Kappe, rot gefärbte Pferdemähne) und sein vom Publikum auf den 5. Platz gewählter kleiner Bruder „Luigi“ (grüne Kappe, grün gefärbte Pferdemähne), die „Fußballerin“ in rotem Trikot (grüner Ball und grünes Tor auf den Schenkeln des Pferdes) und als Vierte in diesem Andresen-Team „die Braut“, die sich was traut. Es war wirklich ein imposantes Bild, das Jaike Andresen im weißen Hochzeitskleid auf ihrem Rappen Rouby bot und auch nicht ganz so einfach, mit einem solchen Kopfputz unbeschadet unter den Gallys durch zu galoppieren. Für ihr Kostüm wurde sie vom Publikum mit dem 4. Platz geehrt und mit neun, selbstverständlich im Galopp gestochenen Ringen lag sie als Zweitbeste in der altersübergreifenden Turnierwertung zunächst gleichauf mit Nele Rolfs, rutschte nach verlorenem Stechen in der Platzierung dann aber auf Rang 3. (Respekt!!!)

Angela Andresen hatte es bereits zur Pause fachkundig vorausgesehen und den leicht verwunderten Eltern wurde schmunzelnd empfohlen, schon mal eine Kinderbowle anzusetzen: Wettkampfsiegerin des Turniers wurde Camille Quedens. Sie ritt als „kleine Braut“ auf dem erfahrenen, mit bunten Tüchern geschmückten Sleipnir aus dem Stall von Maren Blome und stach 13 Ringe, fast alle im Galopp. (Wir gratulieren!) Wer hätte gedacht, dass der 25-jährige Isländer beim Ringreiten in Norddorf für Furore sorgen könnte? Zwar nicht „dahingleitend auf acht Beinen“ wie in der Sage, aber „Sleipnir ist nochmal richtig aufgeblüht, seit Camille ihn in Pflege hat“, sagte Maren Blome, als sie vom Erfolg ihres Pferdes hörte. Irgendwie dann doch sagenhaft.

Die jüngste Teilnehmerin dieses Ringreitturniers war Enna Johannsen: “Ich bin eine Fee und gehe in die Waldgruppe“ (vom Kindergarten). Klare Ansage. Die Vierjährige ritt nämlich nicht einfach als Fee auf dem altgedienten Shetland Pony Zausel, sondern als kleine grüne „Waldfee“ – und gewann damit den ersten Preis für das schönste Kostüm. Irgendwie auch sagenhaft. (Wir gratulieren!) Jung und Alt im Team der Kleinsten hieß hier vernünftigerweise: bitte schön langsam unter den Gallys und bloß kein unnötiger Stress. Nochmal auf’s Gruppenfoto für die Zeitung? Nö, muss nicht… Da war Zausel sich mit Cleo einig, zwangsläufig. Am Ende gab es Eis am Stiel für alle Teilnehmer des Turniers – auch ohne Pferd.

Hier der guten Ordnung halber noch einmal kurz zusammengefasst die Prämierungen des Publikums für die fünf besten Kostüme bei diesem ersten Kostümringreiten in Norddorf und anschließend die sportlichen Platzierungen des Turniers. Gewertet wurde bei einem so bunt zusammengesetztes Teilnehmerfeld selbstverständlich nach den verschiedenen Kriterien der jeweiligen Altersgruppe.

Kostüme:

  1. Enna Johannsen als Waldfee auf Zausel mit 18 Stimmen
  2. Henrieke Andresen als Burgfräulein auf Toffifee mit 17 Stimmen
  3. Sophie Hinrichs als Catty Noir auf Cleo mit 15 Stimmem
  4. Jaike Andresen als elegante Braut, auf Douby mit 12 Stimmen
  5. Aenne Andresen als Marios kleiner Bruder Luigi auf Quisino mit 11 Stimmen

Ringe:

  1. Camille Quedens als kleine Braut auf Sleipnir mit 13 Ringen
  2. Nele Rolfs im Bayerndirndl auf Cali nach gewonnenem Stechen mit 9 Ringen
  3. Jaike Andresen als Braut auf Douby nach verlorenem Stechen mit 9 Ringen
  4. Lina Zimmermann als Indianer auf Bjarky mit 6,5 Ringen
  5. Juliette Berggötz aus Stuttgart als Deutschland auf Bonny mit 6 Ringen

Am 28. August, eine Woche vor dem Kostümreiten, fand das Kinder-Ringreiten in Norddorf statt, an dem zwölf Kinder und Jugendliche teilgenommen haben. Da Amrum News darüber noch nicht berichtete, hier für alle Freunde des Reitsports auf Amrum auch die Platzierungen dieses Turniers:

In der Gruppe der 9-12 jährigen

  1. Platz mit 8 Ringen Luise Dethlefsen
  2. Platz Nina vom Festland mit 7 Ringen (nach gewonnenem Stechen)
  3. Platz Mathies Bendixen mit 7 Ringen (nach verlorenem Stechen)
  4. Henrieke Andresen mit 6 Ringen
  5. Platz Catharina vom Festland mit 5,5 Ringen

In der Gruppe der 13 – 16 jährigen

  1. Platz Liv Bendixen mit 8 Ringen
  2. Lilly vom Festland mit 5 Ringen

 

Am kommenden Wochenende findet in Norddorf das Ringreiten der Erwachsenen statt. Hier wird auch der neue König oder die neue Königin ausgeritten. Stefanie Wollny und Jaike Andresen können es laut Reglement in diesem Jahr nicht werden. Wir drücken allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern die Daumen und sind gespannt, wer dieses Mal das Rennen macht.

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Über Astrid Thomas-Niemann

Astrid Thomas-Niemann ist gelernte Schifffahrtskauffrau sowie studierte Sprach- und Erziehungswissenschaftlerin. Sie hat viele Jahre als Schifffahrtsanalystin gearbeitet und lebt seit 2015 in Wittdün. Als junge Frau kam Astrid 1981 das erste Mal auf die Insel und besuchte auf Zeltplatz II die Niemanns aus Hamburg, die Amrum seit 1962 urlaubsmäßig die Treue halten, inzwischen bereits in der 4. Generation.

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