Wachstumsprobleme im Kindergarten …


Außerordentliche Mitgliederversammlung des Kindergartenvereins

Team und Leitung des Kindergartens

Der Inselkindergarten wird ab Januar die sechste Gruppe einrichten und erhält einen Containeranbau am Feederhuugam, denn auf der Sitzung des Zweckverbands für Sicherheit & Soziales wurde die Bedarfsplanung für die künftige Kinderbetreuung auf Amrum nach langem Ringen nun voll umfänglich anerkannt (Amrum News berichtete). Langfristig gesehen ist dies vielleicht keine optimale räumliche Lösung, aber in den kommenden drei Jahren können dadurch erst einmal alle angemeldeten Kinder aufgenommen werden.

Nach der Anerkennung der Zahlung von Tarifgehältern ab 2017 und der Einigung über die Betreuungsbedarfsplanung bis Ende 2020 dürfte es bei den Budgetverhandlungen zwischen Kindergarten und Zweckverband jetzt noch um Einzelheiten bei den Personalstunden gehen und wie die angesammelte Mehrarbeit abgebaut werden kann.

Dass es den Flenerk & Bütjen Jongen gelungen ist, den drei Gemeinden in den letzten anderthalb Jahren diesen finanziellen Kraftakt abzuverhandeln, ist nach langen Jahren der Unterfinanzierung durch die öffentliche Hand ein großer Erfolg für die Eltern auf Amrum, von dem noch vor zwei Jahren keiner zu träumen gewagt hätte.

So erschien es nicht nur Amrum News verwunderlich, dass im Bericht des Vorstands auf der Versammlung des Kindergartenvereins, die parallel zur Zweckverbandssitzung am 7. Dezember stattfand, davon nichts zu hören war.

„Wenn es dem Esel zu wohl ist, geht er auf’s Eis“, könnten Spötter angesichts des gerade erzielten politischen Erfolgs über die Turbulenzen auf der Mitgliederversammlung von Flernerk & Bütjen Jongen unken.

Ursprünglich sollten auf dieser außerordentlichen Mitgliederversammlung bloß ein paar unzweckmäßige Paragrafen der Satzung angepasst und zwei Vorstandsposten nachbesetzt werden, doch dann brach sich bei einigen Eltern ein offenbar lang angestauter Frust Bahn. Er entlud sich in der Debatte um einem Antrag zur Geschäftsordnung, ob die Frage diskutiert werden solle, eine Elterninitiative bleiben zu wollen und dafür den Bericht des Kindergartenleiters, (der bekanntlich den Löwenanteil am Erreichten geleistet hat), hinter die Satzungsdiskussion zu schieben.

Der Antrag, die Tagesordnung um diesen Punkt zu erweitern, war in einem anonymen Schreiben am Vortag im Kindergarten ausgehängt worden und wirft mehr als die Frage nach der Etikette im Umgang miteinander auf. Warum trauen sich erwachsene Menschen nicht, ihre Meinung offen kundzutun oder kritisch zu hinterfragen, welchen Beitrag Vorstand, Team und Eltern selbst leisten könnten? Es scheint hier etwas mit der Diskussionskultur im Argen zu liegen, wohl nicht erst seit vorletzter Woche.

Woher die aufgestaute Unzufriedenheit einiger Eltern im Einzelnen resultierte, blieb im weiteren Verlauf der Versammlung leider im Dunkeln. Deutlich wurde nur, dass sich zu wenige Eltern aktiv engagieren und dass der bisherige Vorstand mit seiner Aufgabe sichtlich überfordert war. Sonst hätte ein anonymes Schreiben sicherlich den allgemein üblichen Weg in den Papierkorb genommen und wäre nicht Gegenstand einer Kampfabstimmung geworden, um die Selbstaufgabe einer seit 20 Jahren erfolgreich bestehenden Elterninitiative „ad hoc“ zu diskutieren.

Die laufende Amtsperiode des ehrenamtlichen Vorstands stand unter keinem allzu glücklichen Stern. Es habe keine richtige Amtsübergabe des alten Vorstands gegeben, berichtete die stellvertretende Vorsitzende Susanne Winter, und es kam zu krankheitsbedingten Ausfällen. „Es gab viel aufzuarbeiten, die Finanzen und die Restrukturierung.“ Viel habe zwar an das Steuerbüro abgegeben werden können, vor allem aber an Kindergartenleiter Lothar Herberger. Dennoch blieb eine Menge Arbeit. Offenbar zu viel für die zeitweilig nur noch zu dritt agierenden Susanne Winter, Rieke Rohlmann und Alina Pipke.

Die als Beisitzerin aus dem Vorstand scheidende Alina Pipke legte der Versammlung in einer extra für die Sitzung vorbereiteten Präsentation dann nahe, den Inselkindergarten einem interessierten externen Trägerverein mit Sitz in Flensburg anzudienen – als „ersten Anstoß einer Diskussion, wie sich der Kindergarten weiterentwickeln soll“. Die Risiken der externen Trägerschaft durch einen Verein, der selbst immer wieder mit eigenen Problemen zu kämpfen hat, wurden nicht dargestellt.

Von Amrum News nach der konkreten Begründung für den Vorschlag befragt, sagte Frau Pipke, der Arbeitsaufwand im Kindergartenverein sei für Ehrenamtliche zu hoch und präzisierte, dass der Zweckverband darum gebeten habe, diese Diskussion zu führen.

Was dann in einer, teilweise von Fassungslosigkeit geprägten, Diskussion folgte, glich einer Kapitulationserklärung des bisherigen Vorstands gegenüber seinem Amt. Denn während der längeren Abwesenheit von Vereinsvorsitzendem Rian Toda wurden offenbar bereits Gespräche mit der Geschäftsführerin des externen Trägervereins vom Festland zwecks Übernahme des Amrumer Kindergartens geführt, ohne Vereinsauftrag und hinter dem Rücken von Leitung, Team und Eltern. Ein grober Vertrauensbruch.

Warum der Vorstand die persönliche Überforderung nicht thematisiert habe oder zurückgetreten sei, fragten sich einige halblaut im Publikum. Jemand sagte, es sei Sand im Getriebe. Andrea Hölscher brachte die Stimmung der Versammlung auf den Punkt, als sie einwarf: „Es gibt den Kindergarten schon so lange, immer wieder hatten wir mal Hochs und mal Tiefs. Vorstand, Eltern, Leitung und Erzieher müssen zusammen an einem Strang ziehen. Sonst geht es nicht.“

In der folgenden Satzungsdiskussion sorgte dann ein rechtlich nicht haltbarer Vorschlag zur künftigen Besetzung der Vorstandsposten nochmals für Turbulenzen, der aber keine Mehrheit fand, und so blieb es bei der bisher gültigen Regelung.

Nach dem kurz gehaltenen Bericht von Lothar Herberger über die Personalbesetzung der fünf bestehenden Gruppen, 17 zusätzliche Einzelförderungen und drei pädagogische Weiterbildungsmaßnahmen wurde in geheimer Abstimmung nachgewählt.

Andrea Hölscher übernimmt vom erkrankten Thomas Schwartz das Amt des Schriftführers und Anniki Teige wurde für die ausgeschiedene Alina Pipke zur neuen Beisitzerin gewählt. Nicht zuletzt erhoffen sich die Eltern durch die Wahl der stellvertretenden Kindergartenleiterin in den Vorstand, verloren gegangenes Vertrauen zwischen Vereinsvorstand und Team wieder herzustellen, um gemeinsam eine tragfähige Basis für den Kindergartenverein zu entwickeln. Der materielle Rahmen dafür ist jetzt vorhanden. Es kann gelingen, wenn sich mehr Eltern als im letzten Jahr persönlich einbringen.

Kommentar der Autorin:

Kennen Sie vielleicht ein Unternehmen, eine Organisation oder einen Verein, der binnen drei Jahren rasant gewachsen ist, zwei selbstständige Einheiten mit völlig unterschiedlich gelebten Philosophien fusioniert, in dieser Zeit zweimal den Trainer und die Führungsriege gewechselt hat, wirtschaftlich hart ringen muss und erfolgreich ist, laufend neues Personal einarbeitet und weiterbildet, die Aufgaben aber trotzdem nur mit permanenter Mehrarbeit bewältigen kann und unter diesen Bedingungen keine Probleme im Vorstand hat (ob ehrenamtlich oder hochdotiert)? Ich nicht. Lasst mal die Kirche im Dorf…

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Über Astrid Thomas-Niemann

Astrid Thomas-Niemann ist gelernte Schifffahrtskauffrau sowie studierte Sprach- und Erziehungswissenschaftlerin. Sie hat viele Jahre als Schifffahrtsanalystin gearbeitet und lebt seit 2015 in Wittdün. Als junge Frau kam Astrid 1981 das erste Mal auf die Insel und besuchte auf Zeltplatz II die Niemanns aus Hamburg, die Amrum seit 1962 urlaubsmäßig die Treue halten, inzwischen bereits in der 4. Generation.

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3 comments

  1. Sybille Hasenclever

    Ich war auf der gleichen Veranstaltung und hab mit Verärgerung den Bericht gelesen.
    Als Mutter von vier Kindern verfolge ich seit mehr als 10 Jahren die Geschicke des Kindergartens und kann sagen, dass wir weder Esel sind, noch ist uns zu wohl. Vielmehr ist diese stetig wachsende Elterninitiative ein schwerer Tanker geworden, und es ist jedem ehrenamtlichen Laien, der sich zutraut ihn auf Kurs zu halten, hoch anzurechnen.
    Unnötig die Arbeit erschweren tun dann Artikel wieder dieser, in dem Zitate aus dem Zusammenhang gerissen (Äußerungen von Andrea Hölscher habe ich eindeutig als Motivation für alle verstanden und nicht als Generalkritik) oder falsch wiedergegeben werden. (Alina Pipke hat nicht nahegelegt sich einem Träger „anzudienen“. Sie hat lediglich die Möglichkeit dargelegt) Auch einen Vertrauensbruch konnte ich diesbezüglich nicht ausmachen. Es soll wohl erlaubt sein, sich zu informieren.
    Dem Vorstand lapidar eine Kapitulationserklärung zu unterstellen, empfinde ich darüberhinaus als Zumutung. Denn wer sich die Mühe macht, in die Details zu gehen und nicht nur interpretiert, sondern hinterfragt (Woher kommt denn der Unmut in Teilen der Elternschaft?), dem wird deutlich, wieviel Kraft der Vorstand in diesen Verein mit seinen vielen Interessen steckt, und wieviel Kraft er da auch lässt.
    Ein Abkanzeln von Aussen, wie in diesem Artikel geschehen, ist da wenig hilfreich und wird die Bereitschaft von Laien, sich zu engagieren, nicht erhöhen.
    Die Autorin verfolgt das Geschehen rund um die Kinderbetreuung auf Amrum schon länger, und ihr ist ganz offensichtlich der Geduldsfaden gerissen. Persönlich kann ich dafür Verständnis aufbringen. Wer sich aber in der Rolle des Berichterstatters von solchen Motiven lenken lässt, sollte die Finger davon lassen.

    Sybille Hasenclever

  2. Sehr geehrte Frau Thomas – Niemann,
    mich persönlich schockiert der Bericht, verletzt mich zutiefst persönlich und in der Ausübung meines Ehrenamtes. Viel Freizeit, Engagement und Herzblut habe ich bis jetzt für das Ehrenamt im Vorstand aufgebracht.
    Auf diesem Wege möchte ich mich einmal bei meiner Familie für ihre Geduld und das Verständnis bedanken, wenn doch mal eine Vorstandsitzung etwas länger gedauert hat. Bei allen Anderen bedanke ich mich für das entgegengebrachte Vertrauen.
    Dank Ihres Artikels, Frau Thomas – Niemann, werde ich nun die Feiertage zum Nachdenken nutzen und das Neue Jahr wird dann zeigen wohin und wie der Weg verlaufen wird.
    Ich wünsche allen eine besinnliche Weihnachtszeit und einen guten Rutsch ins Neue Jahr.
    Susanne Winter

  3. DANKE für eure engagierte Vorstandsarbeit, das sage ich von Herzen nicht nur als 3-fach Mutter, sondern auch als Teammitglied in Elternzeit.
    Ich bin immer noch ein wenig sprachlos und traurig über diesen sehr einseitigen Artikel.
    Ob die Elterninitiative noch zeitgemäß ist, wird alle Jahre wieder thematisiert. Nicht verwunderlich bei ständiger Vergrösserung… Ob ein Träger unsere Probleme lösen kann, kann ich nicht beurteilen. Ohne engagierte Eltern funktioniert eine Elterninitiative jedoch nicht. Die Wenigen für ihren Mut und ihren Einsatz noch öffentlich zu kritisieren und bloss zu stellen, scheint nicht besonders hilfreich.
    Danke auch an Sybille Hasenclever für ihren treffenden Kommentar.
    Allen trotzdem fröhliche Weihnachten und die besten Wünsche für 2018!
    Anja Drews

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