Dieses ist kein Text über irgendwas, sondern ein Appell für mehr rücksichtsvolles Miteinander im Inselverkehr. In Norddorf auf dem Strunwai, jenem leider viel zu schmalen Verbindungsweg zwischen Dorf und Strand, kam es kürzlich zu einem Unfall, weil der Fahrer eines Lieferwagen die Kurve kurz vorm Naturzentrum derart schnitt, dass eine entgegenkommende Radfahrerin nur den Ausweg sah, sich vom Rad zu schmeißen, um nicht unter die Räder zu kommen. So geht’s nicht! Daher appelliert Norddorfs Bürgermeister Christoph Decker an alle, die sich auf diesem Weg bewegen: „Nehmt Rücksicht aufeinander!“ Die Gemeinde könnte die Benutzung der Straße auch einschränken. „Aber wir tun es nicht. Wir lassen sie auf für alle, die sie brauchen.“ Dazu gehören neben den Gästen natürlich die Strandkorbverleiher mit ihren Traktoren, die Restaurantmitarbeiter und der Lieferverkehr.
„Die Straße ist jetzt im Sommer der Lebensnerv zum Strand“, sagt Decker. „Dementsprechend stark frequentiert ist sie.“ Während Radfahrer und Fußgänger im Urlaubsmodus die Straße entlang pendeln, stehen Lieferanten oft unter Zeitdruck und auf dem Gaspedal. „Wir setzen auf die einzig praktikable Lösung, und die heißt gegenseitige Rücksichtnahme“, sagt Decker.
Norddorfs Bürgermeister hofft, dass auch die Restaurants ihre Zulieferer für das Thema sensibilisieren und derart auf sie einwirken, dass auf diesem gerade mal knapp über 1000 Meter langen Straßenstück nur so schnell gefahren wird, dass niemand zu Schaden kommen kann – auch wenn er sich fehl verhält. Die Fußgänger ihrerseits sollten sich auf den Bürgersteig beschränken und damit die Straße freihalten.
Dass Urlaubsgäste nicht immer die Straßenverkehrsordnung im Kopf haben, ist Fakt. Damit muss im Sommer jeder auf der Insel leben. „Aber niemand will doch damit leben, einen Radfahrer oder Fußgänger auf dem Gewissen zu haben“, sagt Decker mit Blick auf das Hinterher.
Das Problem wird noch verstärkt, weil die Straße in keinem guten Zustand ist. „Sie ist voller Schlaglöcher und birgt, da ihre Breite nur ein Fahrzeug ausreicht, natürlich Gefahrenpotenzial.“ Es gab in den vergangenen Jahren immer wieder Angänge, dies zu ändern. Bisher ohne Maßnahme. Für die kommende Legislaturperiode will der Bürgermeister das Thema auf der Agenda halten. „Auch das Badekabinenhaus muss in einen zeitgemäßen Zustand versetzt werden. Und das beinhaltet auch die Zuwegung. Wir müssen die Straße so ausbauen, dass sie den Anforderungen genügt.“ Decker hat dabei auch den demografischen Wandel Richtung Immobilität im Kopf. „Die Gäste werden immer älter. Wir müssen also langfristig auch sehen, wie sie sicher an den Strand kommen.“
Decker weist ausdrücklich darauf hin, dass die Gemeinde nicht mit Maßnahmen drohen will, die eine Durchfahrt einschränken. „Die Freiheiten, die wir gewähren, sollen es keinem schwerer machen.“