Nachdem auf dem Geschäftsführerposten der Tourismus-Agentur Schleswig-Holstein (TASH) die letzten Jahre ein Kommen und Gehen herrschte, hofft die neue Chefin Dr. Bettina Bunge jetzt auf Konstanz und formuliert ein nächstes Ziel: „Ich möchte einen Marketingplan für ganz Schleswig-Holstein erarbeiten, damit wir wissen, wo wir gezielt verstärken, wo kooperieren und wo wir Lücken füllen sollten.“
Die 50-jährige Tourismusexpertin ist seit November im Amt. Bunge kommt von Dresden Marketing, war früher in Hamburg und Frankfurt am Main und ist jetzt oberste Werberin für das Reiseziel Schleswig-Holstein. Bunge war auf Einladung von Amrums Tourismuschef Frank Timpe auf die Nordseeinsel gekommen und nutze jeden Schritt beim Sightseeing für Gespräche über künftige Anknüpfungspunkte. „Ich wollte Amrum wieder entdecken und die Arbeit von Herrn Timpe kennen lernen. Ich wollte wissen, welche Wünsche er an das Landesmarketing hat und wo er Entwicklungspotenzial sieht“, sagt Bunge.
„Es ist wichtig, dass wir uns absprechen, denn es gibt ja hier im Norden auch Unterschiede in der Gästeausrichtung“, sagte Timpe. Wenn das Landesmarketing in Richtung Ankurbelung des Auslandsgeschäfts denkt und dabei zum Beispiel das nördliche Nachbarland Dänemark fokussiert, ist das nicht die Zielgruppe, die für Amrum an erster Stelle steht. „Zu uns kommen viel mehr Schweizer und Österreicher als Dänen, daher wäre uns mit einer Unterstützung für Maßnahmen in den südlichen Nachbarländern sehr viel mehr geholfen“, sagt Timpe. „Genau solche lokale Fachkompetenz müssen wir für unser überregionales Marketing nutzen und dabei sinnvoll unterstützen“, gab Bunge zurück.
Zwei weitere Punkte waren die Ankurbelung des Nebensaisongeschäfts und des Tagungsmarktes. Bisher zehn Prozent der Übernachtungen generiert Amrum in den Monaten November bis März. Da sei noch jede Menge Potenzial, sind sich Bunge und Timpe sicher. In Sachen Tagungsgeschäft/Führungskräftetreffen und Mitarbeitermotivation baut Bunge derzeit ein Schleswig-Holstein Convention Bureau als übergeordnete Koordinationsstelle auf, das Tagungsanfragen gezielt in die Städte und Gemeinden weiterleiten kann, wo sie hinpassen. „Beim Thema Entschleunigung würde sich die Ruhe Amrums natürlich anbieten, fand Timpe.
Der Punkt Zusammenarbeit steht bei Bettina Bunge hoch auf der Agenda, neben einem effizienten Mittel- und Personaleinsatz. Sie wolle mehr Transparenz schaffen und für eine bessere Regelkommunikation sorgen. „Wir müssen immer vom Gast her denken. Welche Themen machen aus, dass die Gäste uns attraktiv finden?“ Was im Jargon der Spezialisten heißt: Anlassorientiertes Themenmarketing auf Basis der Stärken Schleswig-Holsteins.
„Als Landesmarketing-Organisation sollten wir immer die Rollenverteilung im Land beachten: Was kann das Landesmarketing tun und was die regionalen und lokalen Tourismusexperten,“ sagt Bunge. Für Amrum ist der Nordsee Tourismus-Service (NTS) in Husum oft der erste Ansprechpartner. Im NTS sind neben Amrum auch Föhr, Sylt, Helgoland, die Halligen, Pellworm und einige Festlandsgemeinden bis runter nach Dithmarschen als Gesellschafter miteinander verbunden und organisieren gemeinsame Marketing- und Presseaktivitäten. „Diese Regionalvertretungen, die ja oft sehr gezielt arbeiten, müssen auch gestärkt werden“, sagt Timpe.
Die Zahlen geben ihm Recht. Die Nordseegemeinden konnten sich 2017 im Vergleich zum Vorjahr bei ihren Gästeankünften um 10,6 Prozent steigern und übertrafen damit auch die Ostsee (+ 6,8%) und das übrige Schleswig-Holstein (+ 4,5%). Und wie wird der Sommer 2018, der mit dem unglaublichen Hitzewetter? „Wir gehen von einem sehr guten Ergebnis aus. Wenn alles stimmt, können wir den Rekord des letzten Jahres übertreffen“, sagt Bunge. „2017 zählten wir im Juni, Juli und August in Schleswig-Holstein bereits 13 Millionen Übernachtungen.“
Was die überregionale Werbe- und Strategiearbeit effektiver machen könnte, ist ein von der Landesregierung in Aussicht gestelltes höheres Budget. Die in 2018 zur Verfügung stehenden 2,3 Millionen Euro sollen – wenn es gut läuft und der Landtag zustimmt – bereits nächstes Jahr um 500.000 Euro erhöht werden.