„Frii es de See, de wilde See…“ an frii es det Konst!


  1. Sommerausstellung 2018 in der Mühle : Wencke Waidhas-Stubbe

Frii es de feskfang, frii es de jaght, frii es de strönthgang, frii es de naght, frii es de see, de wilde see…

Wencke Waidhas-Stubbe im Gespräch mit Verleger Jens Quedens

Wir stehen vor Wencke Waidhas-Stubbes großformatigem Acrylgemälde „Hoffnung auf See“ und Jens Quedens rezitiert frei aus dem Stand, wie die Sage weiter geht: „Der Amtmann von Tondern, Henning Pogwisch, schlägt mit der Faust auf den Eichentisch: Heut fahr ich selbst hinüber nach Sylt und hol mir mit eigner Hand Zins und Gült. Und kann ich die Abgaben der Fischer nicht fassen, sollen sie Nasen und Ohren lassen, und ich höhn ihrem Wort: Lewwer duad üs Slaav!…“ Ich staune. „Liliencron: Pidder Lüng“, sagt Jens Quedens und fügt schmunzelnd hinzu: „leider auf Sölring“. Quedens hat Wencke Waidhas-Stubbes Geschichten vom Piratenhasen Adrian in schönstes Öömrang übersetzt und ist ihr Verleger.

Das großformatige Acrylbild ist in Wencke Waidhas-Stubbes „AMRUM – Ein Piratenhasen-Malbuch“ abgebildet. Moment mal – Malbuch, Piratenhase, großes Acrylbild – wie geht das denn zusammen? Es geht ganz wunderbar, wenn man die schönen Bilderbücher von Wencke Waidhas-Stubbe kennt und nun die Originalbilder in der Mühle sieht.

 

War die „Hoffnung“ nicht das Schiff von Oluf Jensen, das 1724 von Piraten gekapert worden war, die dann seinen Sohn Hark Olufs entführten und auf dem Sklavenmarkt verkauften, welcher nach zwölf Jahren als gemachter Mann nach Amrum zurückkehrte? Die friesischen Sagen und Erzählungen seien für sie Inspiration, besonders die Geschichte von Hark Olufs, sagt die Künstlerin und legt damit eine Quelle ihres Schaffens offen.

Wencke Waidhas-Stubbe stammt aus Süddorf auf Amrum und hat schon früh angefangen zu malen. Ein Onkel von ihr war Maler. Er habe sie immer unterstützt und ihr das ganze Material, was man zum Malen brauche, geschenkt. „Er hat mir auch mein erstes Bild abgekauft“, erinnert sich die Künstlerin „für 2 DM, auf einem Flohmarkt“ und lacht. „Später hat er es mir gerahmt zur Hochzeit geschenkt.“ Auch von ihren Kunstlehrern habe sie viel gelernt – auf Amrum und auf Föhr, wo Wencke Waidhas-Stubbe Abitur gemacht hat. Dann ging sie nach Hamburg und studierte freie Kunst an der HfbK, der Hochschule für Bildende Künste am Lerchenfeld. Dort habe sie vieles ausprobieren können, sich auch mit Trickfilmtechnik befasst und später noch einen Drehbuchlehrgang besucht.

Neue und alte Abenteuer des Piratenhasen Adrian in Acryl und Aquarell

Nach dem Studium hat sie beim Trickfilm als Produktionsleiterin gearbeitet und dann eine Familie gegründet, lange weder Zeit noch Muße zum eigenen Malen gehabt und eine Sinnkrise durchlaufen. Sie habe sich als Künstlerin gefragt: „Warum male ich? Für wen mache ich das eigentlich?“ und über die Illustration den Sinn an der Malerei wiedergefunden, beschreibt Wencke Waidhas-Stubbe auf der Vernissage am Sonntag ihren Werdegang seit der letzten Ausstellung in der Mühle im Jahr 2002.

Wencke Waidhas-Stubbe lebt mit ihrer Familie in Geesthacht bei Hamburg. In den Adrian-Geschichten habe sie auch ihre Kindheit auf Amrum wiedergefunden, sagt die Künstlerin, die als Illustratorin auch Sachtexte und fremdsprachliche Kinderbücher illustriert. Sie freue sich, dass ihre Bilder nun in der Mühle hingen und sei bis zur Hängung ganz schön aufgeregt gewesen, aber die ganze Familie habe mit angefasst und ihr jüngerer Sohn Nicolas sogar ein eigenes Bild zur Ausstellung beigesteuert.

2007, ihr erster Sohn Ricardo war gerade geboren, entstanden das erste Piraten-Hasenbild und auch die Idee zur Geschichte. 2013 war das erste Piratenbuch vom Hasen Adrian fertig („Piratenhase Adrian – Arjan Siaruuwer“). Inzwischen ist bereits die zweite Adrian-Geschichte auf Deutsch und Amrumer Friesisch (Öömrang) im Quedens Verlag erschienen: „Adrian in Seenot – Arjan uun Sianuad“ und – soviel darf verraten werden – eine dritte ist in Arbeit. Einige Originale für die neue Geschichte hängen schon an den Wänden der Mühle.

Landschaften und Stillleben in unterschiedlichen Techniken

Es sind muntere, liebenswerte Figuren, die Wencke Waidhas-Stubbe malt – Hase, Maus, Seehund, sogar die „bösen“ Möwen… Man erfasst sofort die Situation, in der Hase und Maus stecken und kann sich selbst in die Geschichte hinein versetzen, spürt die Atmosphäre. „Hier“, sagt Lennard Langfeld, der stellvertretende Vorsitzende des Amrumer Mühlenvereins und zeigt auf ein Bild, das schon einen roten Verkauft-Punkt trägt, „da ist der Leuchtturm und da ist die Mühle – hat sie gut überlegt. Genauso sieht es auf dem Weg hierher aus. Was sie in ihrer Kindheit und Jugend hier auf Amrum erlebt hat, findet man wieder.“

Wencke Waidhas-Stubbe malt aber nicht nur Piratenhasen-Bilder, sondern auch sehr schöne Landschaften und Stillleben. Aquarelle in schönen Blautönen und Fliederfarben: Dünen, Strandübergang und Meer. Blumen, Gärten und Watt in kräftigen, farbenfrohen Acrylbildern. Im Moment male sie gern in Acryl, sagt Wencke Waidhas-Stubbe, es böten sich ihr mit der Technik mehr Gestaltungsmöglichkeiten. Und was sagt einer ihrer früheren Lehrer? „Die Ausstellung ist schön geworden. Mir gefällt die Vielfalt. Unterschiedliche Techniken und Illustration…“

Am liebsten würde Wencke Waidhas-Stubbe einen Trickfilm aus den Piratenhasen-Geschichten machen. Das Konzept dafür steht, sogar das Drehbuch hat sie schon geschrieben – fehlt bloß noch die Finanzierung

 

Die Ausstellung ist noch bis zum 30. Oktober 2018 zu sehen.

Öffnungszeiten der Mühle in Nebel: täglich von 10.30 Uhr – 13.00 Uhr und 14.30 – 17.00 Uhr. Montags bis 16.00 Uhr und sonntags ab 11.00 Uhr.

 

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Über Astrid Thomas-Niemann

Astrid Thomas-Niemann ist gelernte Schifffahrtskauffrau sowie studierte Sprach- und Erziehungswissenschaftlerin. Sie hat viele Jahre als Schifffahrtsanalystin gearbeitet und lebt seit 2015 in Wittdün. Als junge Frau kam Astrid 1981 das erste Mal auf die Insel und besuchte auf Zeltplatz II die Niemanns aus Hamburg, die Amrum seit 1962 urlaubsmäßig die Treue halten, inzwischen bereits in der 4. Generation.

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