Gefühlt ist der Sommer Wochen her, und das Wetter hat sich wieder eingeregnet. Also alles tiptop mit den Süßwasserspeichern unter uns? „Der Niederschlag im Moment ist hauptsächlich für die ausgetrocknete Vegetation“, sagt Christoph Hagenbruch, auf Amrum Chef der Versorgungsbetriebe und damit oberster Wassermann. „Unten in der Linse kommt davon noch nichts an.“ Allerdings ist der Beitrag des Niederschlags zur sogenannten Grundwasserneubildung im Sommer ohnehin gering. Rund 85 Prozent wird von der Vegetation aufgenommen oder verdunstet. Auch von den heftigen Regenfälle am letzten Samstag mit Niederschlagsmengen von über 40 Millimetern dürfte kaum ein Tröpfchen in den unterirdischen Wasserspeichern ankommen. „Bis der immer noch trockene Oberbodenspeicher gefüllt ist, braucht es schon 80 bis 100 Millimeter “, schätzt der Geschäftsführer des Wasserbeschaffungsverbandes Föhr Hark Ketelsen.
Auch für die Wasserwerker war es ein Spitzensommer. Auf Amrum war der 27. Juli der Spitzentag im Wasserbrauch: 2.310 Kubikmeter. Das sind in Litern 2.310.000, und bei einem über den Daumen pro Person gerechneten Tagesverbrauch von 125 Litern für Toilette, Wäsche und Trinkwasser, wären das rein rechnerisch 18.000 Menschen gewesen, die sich aus den Wasserspeichern bedient hätten – Gewerbe mit eingerechnet. „Da war die Insel voll, das haben wir gemerkt“, sagt Hagenbruch.
Auf Föhr wurden in den Monaten Mai, Juni, Juli insgesamt nur 30 Millimeter Niederschlag gemessen. Das sei ein Sechstel der üblichen Menge, sagt Ketelsen. Der Wasserverbrauch im Spitzenmonat Juli lag bei 160.000 Kubikmetern. „Einen ähnlich hohen Verbrauch hatten wir zwanzig Jahre lang nicht, und annähernd so hoch erinnere ich nur den August 2003 mit 140.000 Kubikmetern.“ Ketelsen schätzt die Jahresfördermenge 2018, also das Wasser, was entnommen wird, auf 1.040.000 Kubikmeter, im Gegensatz zu 930.000 bis 950.000 wie üblich. Auch auf Amrum wird die Menge höher sein; im letzten Jahr lag sie bei 370.000 Kubikmetern. „Mehr als 450.000 dürfen wir derzeit per anno nicht entnehmen“, sagt Christoph Hagenbruch. Die Menge ist eine behördliche Zuweisung.
Fünf Brunnen pumpen auf Amrum Wasser aus der Süßwasserlinse. Im Bereich des Wasserwerks Nebel-Westerheide liegt sie etwa 12 Meter unter der Geländeoberfläche. Wobei man sich so eine Wasserlinse nicht wie ein Bassin vorstellen darf, sondern als Schicht aus Sand und Kies, deren Zwischenräume Süßwasser speichern. Auf Amrum ist die Schicht im Mittel etwa 40 Meter dick. „Gemessen am Rauminhalt, beträgt das Porenvolumen, wo Flüssigkeit gespeichert werden kann, etwa 30 Prozent“, führt Ketelsen aus. Föhr hat insgesamt 17 Pumpen, 7 davon im Wasserwerk Föhr-West in Hedehusum und 10 in Wrixum. Dort in Föhr-Ost ist der Geestkern sehr viel ausgedehnter. Bis zu sechs bis acht Meter liegt der Wasserspeicher unter der Flur. In den flacheren Gegenden sind es manchmal nur zwei Meter. „Unser Grundwasser reicht bis zu einer Tiefe von 50 bis 60 Metern“, sagt Ketelsen. Der tiefste Brunnen entnimmt Wasser aus 80 Metern Tiefe. Um auf der ganzen Insel die gleiche hohe Trinkwasserqualität anbieten zu können, hat man oft in Föhr-West, wo die Belastung mit Nitrat im Grundwasser tendenziell etwas höher ist, nur ein oder zwei Brunnen betrieben und Wasser von Föhr-Ost herübergeleitet. „Wir hatten bislang deutliche Überkapazitäten was die Brunnnenförderung angeht und mussten nie alle Pumpen nutzen. Allerdings haben wir in diesem Sommer die Erfahrung gemacht, dass wir glücklich sein können, so viele Pumpen zu haben. Wir hatten unter dem Strich keine Probleme, haben aber unsere Grenzen gesehen und müssen dafür sorgen, dass wir unsere Kapazitäten erhöhen und speziell in Föhr-Ost die Gewinnung mehr stärken, eventuell mit mehr Brunnen oder größeren Pumpen, auch damit wir den Nitratgrenzwert sicher einhalten können“, fasst Ketelsen die Situation nach dem Hitzesommer 2018 zusammen. Wobei er ausdrücklich betont, dass der Nitratwert stets unter dem gesetzlichen Grenzwert lag.
Christoph Hagenbruch, der viele Berufsjahre in subtropischen Ländern zugebracht hat, weiß es zu schätzen, wenn Hitzeperioden ohne einschneidende Wassersparmaßnahmen überbrückt werden können. „Aber trotz der günstigen hydrogeologischen Bedingungen sollte man sich bewusst machen, dass das Grundwasser schützenswert ist und die Entnahme nicht überstrapaziert werden sollte.“ Die Kritik schließt auch die speienden Wassersprenger in den Gärten vieler Häuser ein, die während der diesejährigen Trockenperiode oft zu beobachten waren.
Was den kommenden Winter betrifft: Jeder vierte Tropfen wird die Reservoire wieder auffüllen. Das aktuelle hydrogeologische Gutachten hat bestätigt, dass rund 25 Prozent der jährlichen Niederschlagsmenge für die Trinkwasserversorgung der Inseln nutzbar ist.