„Farbe!“


Lothar Herberger, Sylvia Haumersen, Klara Scheuren und Jule Bauder

Projekt „Emil Nolde & der Inselkindergarten“ gestartet

Sylvia Haumersen, Klara Scheuren und Jule Bauder aus dem Museum Kunst der Westküste auf Föhr hatten sich am Dienstag und Mittwoch mit großem Gepäck auf den Weg nach Amrum gemacht und verwandelten den Inselkindergarten kurzerhand in eine Kreativwerkstatt. Denn in der ersten Phase des Projekts „Emil Nolde und der Inselkindergarten“ geht es zunächst einmal darum, die Farben kennenzulernen. Und während es draußen grau in grau war – und blieb, wurde es in den Räumen von Löwenzähnen und Gänseblümchen immer bunter.

Drei Meeres-Motive Emil Noldes aus dem Gepäck der Kunstvermittlerinnen waren auf der Überfahrt mit Seewasser in Kontakt geraten und sahen ebenso verwaschen aus wie das Wetter draußen, doch wozu gibt es Buntstifte und Wachsmalkreide? „Das ist ein Sonnenuntergang mit einer Sonnenwolke. Da fließt das Wasser rein. Das is’n Surfer, kein Segelboot! Ich nehm’ mal Blau, das sind dann gewässerte Wege.“, wird zwischendurch gefachsimpelt. Als alle Bilder wieder bunt sind und nebeneinander an der Wäscheleine hängen die Erkenntnis: „Jeder malt sein Bild anders!“

Und dann ging es zu Station zwei: der Farberkennung. Der Tisch lag voll mit bunten Zeitschriften und Prospekten und es galt die verschiedenen Farben zu erkennen, auszuschneiden und in ein eigenes Heft einzukleben, das zu Hause mit den Eltern weiterbearbeitet werden kann. „Auf die Plätze fertig los…!“ Gelb, Rot, Blau, Grün, Orange, Lila/violett – fünf Minuten pro Farbe – Klingel. Lieblingsfarbe für die Deckpappe aussuchen, Name drauf und fertig war das Farbenbuch. Erstaunlich, mit welcher Ausdauer es selbst den kleineren Kindern gelang, diese komplexe Aufgabe mit zu bewältigen.

Zum Abschluss des Workshops versammelten sich die Kinder auf dem Fußboden rund um ein großes weißes Blatt Papier, um ein Gemeinschaftsbild vom Meer zu malen. Aber da waren ja nur die drei Farben auf den Farbmischpaletten? Das reicht doch nicht, wenn man schon mal einen Nolde gesehen hat! Also hieß es, neue Farben anzumischen. Nur wie? Gibt Rot mit Blau vielleicht Grün? „Oh, das wird ja Lila!“ und Rot mit Gelb? „Also Grün wird das nicht, dafür braucht man Blau.“ Viele Oh’s und Aha’s, bis aus den Grundfarben Gelb, Rot und Blau nach und nach Grün, Orange und Lila wurden – oder Braun, wenn der Pinsel nicht ausgewaschen war und alles durcheinander geriet. Die Farbtabelle hilft, aber Ausprobieren macht mehr Spaß.

Schon bei den Workshops im letzten Jahr waren die Kindergartenkinder „begeistert vom Farben mischen“, sagt Sylvia Haumersen, die Leiterin der Kunstvermittlung im Museum Kunst der Westküste. Deshalb bot es sich an, das Projekt mit den Flenerk & Bütjen Jongen im Rahmen der Ausstellung „Nolde und das Meer“ zu entwickeln und sich mit diesen Bildern auseinanderzusetzen, die so virtuos und kunsthistorisch radikal in ihrer expressiven Farbigkeit sind.

Ein Novum ist es auch für die Kunstvermittlung des Museums, das didaktische Konzept im ersten Teil der Projektphase erstmalig in einer KITA vor Ort außerhalb der eigenen Museumswerkstatt umzusetzen. Dank Sylvia Haumersens langjähriger pädagogischer Erfahrung im Elementarbereich und prima Unterstützung durch Volontärin Klara Scheuren, FKJlerin Jule Bauder und das Team des Amrumer Kindergartens wurde es ein großer Erfolg. Ach, fast hätte ich Pelikan „Hugo“ vergessen, den die Kinder schon von Föhr kennen, aber der ging dann doch lieber mit Lothar Herberger ins Büro. Bilder erklären kann die Handpuppe schließlich jeden Tag.

Das „Malen“, „Schnippeln“, „Kleben“ und „Pinseln“ – besonders das Malen – hat den Flenerk & Bütjen Jongen nicht nur großen Spaß gemacht, sie haben auch viel gelernt.

Nächste Woche fahren sie nach Alkersum ins Museum Kunst der Westküste und vertiefen die Kenntnisse der Farbenlehre vor Noldes Originalen, experimentieren mit Temperafarben und werden erfahren, dass sich ganz ohne die „Lieblingsfarben“ der großen Löwenzahn-Mädchen („Gold“, „Glitzer“, „Pink“ und „Bunt“) glühender Himmel und schimmerndes Meer erschaffen lassen.

 

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Über Astrid Thomas-Niemann

Astrid Thomas-Niemann ist gelernte Schifffahrtskauffrau sowie studierte Sprach- und Erziehungswissenschaftlerin. Sie hat viele Jahre als Schifffahrtsanalystin gearbeitet und lebt seit 2015 in Wittdün. Als junge Frau kam Astrid 1981 das erste Mal auf die Insel und besuchte auf Zeltplatz II die Niemanns aus Hamburg, die Amrum seit 1962 urlaubsmäßig die Treue halten, inzwischen bereits in der 4. Generation.

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