Wie fängt man eine Drohne bei Seegang?


Vorpremiere in Hamburg bei Nacht: Der Regisseur (Mitte) mit seinen Protagonisten

Lust auf Kino? Wenn der Film „Norddeutschland bei Nacht“ in diesen Tagen anläuft, ist Amrums Krabbenfischer Andreas Thaden mit von der Partie. Die Dokumentation von Regisseur Marcus Fischötter zieht einen Kreis von der nächtlichen Schönheit des Bremerhavener Verladekais über Hamburg nach Schleswig-Holstein und in das dunkle Mecklenburg-Vorpommern, wo man der Milchstraße so nah ist, dass dort ein Sternenpark entstehen soll.

Krabbenkutter von oben
© Marcus Fischötter

Schon zu Filmbeginn, wenn der Mond sich im Wattenmeer spiegelt, geht dem Küstenfan das Herz auf. Kurz danach gibts Einblick in den lampenerhellten Alltag auf Andreas Thadens Krabbenkutter. Jetzt, zur Vorpremiere des Films, als im Hamburger Abaton-Kino alle beisammenstanden und dem Publikum Rede und Antwort, da gehörte die Story um den Dreh auf dem Krabbenfänger zu den schönsten Anekdoten. „Eine der heikelsten Geschichten beim Dreh“, wie Fischötter mit einem Grinsen sagte. „Die See ging ziemlich hoch“, erinnert er sich. Und sie hatten – gemeinsam mit Ton- und Kameramann – an diesem Sommerabend 2018 eigentlich gehofft, am späten Abend loszukommen zum Fischen. „Aber wir liefen erst nach Mitternacht aus. Und die See legte sich nicht“, erzählt Fischötter. Das Filmteam also spukte und filmte und versuchte später, die Drohne von einem schwankenden Schiff aus einzufangen. „Da war ständig irgendwas im Weg. Als wir es endlich schafften, das Gerät neben das Schiff zu bekommen, wäre es fast noch abgestürzt, aber der Kameramann hat beherzt zugegriffen.“ Ende gut?

Konnten gemeinsam lachen: Andreas Thaden (links) und Marcus Fischötter

Nein! Als alles abgedreht war und die Seekranken aufs sichere Land hofften, „ da hat uns Herr Thaden eröffnet, dass sein Fang nicht gut genug war und er noch nicht umkehren kann. Was für uns hieß: noch mal fünf Stunden auf dem schaukeligen Schiff.“ Marcus Fischötter lacht. „Das war echt nicht die Nachricht, die wir uns gewünscht hatten.“ Krabbenfischer Andreas Thaden stand belustigt vor Publikum, als Fischötter die Szene bei der Vorpremiere zum Besten gab. „Wieso?“ grinste der Kapitän. „Ich hab’ gedacht, das ist doch wie ‘ne Zugabe.“

Zu den weiteren Lieblingsmomenten für Regisseur Fischötter zählte die Nachtflugrunde über die Bohrinsel Mittelplate beim größten Ölfeld Deutschlands und das gleißende Licht des Stahlwerks in Salzgitter. „Das strahlt, dass du die Augen zulassen musst. Da war ich selbst geflascht“, erzählt Fischötter begeistert.

Der Film soll im Herbst auch im NDR gezeigt werden. Aber jetzt kommt er erst mal in die Kinos. Und läuft bestimmt auch im Amrumer Lichtblick-Inselkino zur Saison.

Norddeutschland bei Nacht: Eine Dokumentation von Markus Fischötter, 93 Minuten. Hier gibts den Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=Fka4tmAEwJs&feature=youtu.be

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Über Undine Bischoff

Journalistin und Texterin. Fuhr mit drei Jahren zum ersten Mal über den Kniep – in einer Schubkarre. Weil ihr Vater da draußen eine Holzhütte baute, zwanzig Feriensommerjahre lang. Betextet Webseiten und Kataloge, schreibt für verschiedene Medien und natürlich für Amrum News.

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One comment

  1. Empfehlenswert – Ich habe ihn gesehen!. Was sich da so alles von der Dämmerung bis zum Morgengrauen in Norddeutschland abspielt. Imposante Luftaufnahmen von vielen Standorten, wie z.B. Raffinerie Hemmingstedt, Kiel, Hamburg, Krabbenfischer auf der Nordsee, Hannover, Wolfsburg und, und, und …!
    Läuft derzeit in vielen Kinos. Im Herbst gibt es diesen phantastischen Film auch im Deutschen Fernsehen.
    Gerd Arnold

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