… 60 Jahre später:
Ein idyllische Hinterhof in Hamburg – Eppendorf mit altem Baumbestand, einem Teich, einem Bachlauf, Rasenflächen, Sitzplätzen, lud uns Hausbewohner ein, zu Ruhe, Erholung und Begegnungen mit Nachbarn. So hatten wir über Jahre Gelegenheiten zu Gesprächen, es entstanden sogar Freundschaften.

Der Name des Hauses und der Vermieterin kamen Frau Gerber nun wieder in den Sinn, sie war begeistert. Frau Tönissen war die Großmutter meiner Freundin Maren Hogrefe ( heute Sliwka ) aus Steenodde. Oft haben wir Ihre „Oome“ besucht, bei schlechtem Wetter durften wir in „Klaar Kimming“ übernachten. Das geschah gelegentlich in der dunklen Jahreszeit, wenn wir nachmittags Unterricht in Nebel hatten und wegen der Dunkelheit nicht mehr nach Steenodde radeln mochten, wir hatten ja an unseren zusammengeschraubten Fahrrädern keine Beleuchtung.
Frau Gerber erzählte: „Mein Mann war Pressefotograf einer Zeitung in Halle*, er hat auf Amrum wunderbare Fotos gemacht, so auch von der damals 17 – jährigen Tochter Inge Tönissen.
Inge hatte ihre Friesentracht angezogen, ein besonders schöner Anblick“. Ich konnte nun ergänzen, dass Inge Tönissen ( s. Foto ) die Mutter meiner Freundin Maren ist.

Im Jahr 2000 waren seit diesem Ereignis mehr als 60 Jahre vergangen und doch waren mir gerade diese Personen sehr vertraut.
Frau Gerber berichtete nun, dass ihre Flitterwochen jäh endeten:
Die Inselbahn stampfte an einem schönen Tag überladen mit Menschen an „Klaar Kimming“ vorbei in Richtung Wittdüner Mole. „Was ist passiert?“ fragten Gerbers die aufgeregten Passagiere und erfuhren, dass Deutschland seit dem 01.09.1939 Krieg führt und alle Deutschen sich zu ihren Posten und Arbeitsstellen zu begeben hätten. Das junge Paar Gerber hatte keine Wahl. Sie fuhren schweren Herzens nach Halle in ihre neue Wohnung, doch sie hatten sich vorgenommen noch einen Tag, unbemerkt von anderen Personen, zu verbringen. Am Folgetag ging Herr Gerber in die Redaktion, um sich pflichtgemäß zu melden.
Ihm wurde jedoch mitgeteilt, dass er nun der letzte verfügbare Pressefotograf sei, daher nicht zum Wehrdienst einrücken müsse, man brauche ihn vor Ort, die anderen Fotografen seien schon eingezogen worden.
So blieb Herr Gerber in Halle, wurde nicht Soldat und hat den Krieg gesund überlebt.
Frau Gerber und Ihr Partner Herr Meisel sind inzwischen verstorben.
*Namen und Ort geändert
Anke Petersen, geb. Jakobs
im August 2019