Amrumer Yachtclub bereitet sich auf die kommende Saison vor …


Das Baggerschiff „Peter Madsen“

Zurzeit ist der Yachthafen des Amrumer Yachtclubs genau wie alle anderen Yachthäfen an der Nord– und Ostsee gesperrt und das Ein- und Auslaufen ist untersagt.  Auch wenn noch nicht klar ist, wie lange die Einschränkungen aufgrund der Corona- Krise noch andauern, laufen die Vorbereitungen für die kommende Segel- und Motorbootsaison weiter. Da die Berufsschifffahrt noch arbeiten darf, konnte man in den vergangenen Tagen das Spülschiff „Jan“ der Firma Meyer van der Kampenaus Varel und das Baggerschiff „Peter Madsen“aus Dänemark im Wittdüner Hafen bei der Arbeit beobachten. Beide Schiffe haben Sedimente aus dem sehr verschlickten Yachthafen entfernt und somit die Wassertiefe wieder vergrößert.  Alle 2- 3 Jahre hat sich soviel Schlick im Bereich des Yachthafen angesammelt, dass die meisten Segel – und Motorboote aufgrund der geringen Wassertiefe nur relativ kurz vor /nach Hochwasser ein- und auslaufen können. Bei Ebbe liegen dann alle Boote auf dem Trockenen bzw. fest im weichen Schlick.

Die Sedimentablagerung ist für alle Häfen im Wattenmeer ein großes Problem.  Nicht nur die Wassersporthäfen, auch die Häfen der Berufsschifffahrt müssen immer wieder ausgebaggert werden, um passierbar zu bleiben. Dieses ist mit sehr hohen Kosten verbunden.

Der Yachthafen bei Ebbe

Da der Hafen des Amrumer Yachtclubs im Bereich des Nationalparks Wattenmeer liegt, müssen vor dem Ausbaggern und Spülen umfangreiche Genehmigungen beim Umweltministerium (MELLUND), der Nationalparkverwaltung (LKN)und beim Wasser- und Schifffahrtamt (WSA)beingeholt werden. Hierzu werden Schlickproben im Hafen entnommen und hinsichtlich des Schad- und Nährstoffgehaltes untersucht. Für das Verklappen des Baggergutes gibt es klar definierte Grenzwerte, die nicht überschritten werden dürfen.  Es darf auch nur bis zu einer Wassertemperatur vom Maximal 12 °C und bis Ende April Baggergut ausgebracht werden. Für die dafür vorgesehen Gebiete muss eine detaillierte „Auswirkprognose“ erstellt werden, sowohl für den Bereich, in dem das Baggergut entnommen wird wie auch speziell für die Bereiche, in denen das Baggergut verklappt wird. Die Auswirkprognose beurteilt den Einfluss auf die im Meeresboden lebenden Organismen, Meerespflanzen (Algen), Fische, Schalentiere, Meeressäuger (Seehunde, Kegelrobben), sowie die im Wattenmeer vorkommende Vogelwelt, inklusive Rast und Zugvögel.  Hierbei wird sowohl eine Artenschutzrechtliche Beurteilung durchgeführt als auch eine Verträglichkeit mit dem §34 Bundesnaturschutzgesetzund der Meerestrategie Rahmenschutz-Richtlinie(MSRL).  Im Vergleich zu früheren Genehmigungen muss jetzt auch noch die Konformität der Baggerarbeiten mit der Wasserrahmenrichtlinie(WRRL) der EU nachgewiesen werden. Ziel dieser Richtlinie ist es, europaweit alle Gewässer in einen „guten ökologischen“ und „guten chemischen Zustand“ zu bringen. Das Genehmigungsverfahren dauert einige Monate und es entstehen Kosten im unteren 5-stelligen Bereich.

Das Spülschiff „Jan“

Im Amrumer Yachthafen wurden Spülungen nach dem Wasserinjektionsverfahrenund herkömmliche Baggerarbeiten durchgeführt. Bei Wasserinjektionsverfahren werden große Mengen Wasser mit relativ geringem Druck in den Schlick gespült, wodurch ein Wasser- Sediment Gemisch entsteht, welches durch die natürliche Ebbströmung wieder ins offene Meer abtransportiert wird. Das Spülschiff „Jan“ von der Firma Meyer & van der Kamp (Länge 42 m, Breite von 12,50 m) hat hierzu Pumpen mit einer Leistung von 3 x 297 kW. Innerhalb weniger Stunden waren die Nord- und die Ostseite des Schwimmsteges bis auf eine Tiefe > 2m bei normalem Niedrigwasser freigespült. Leider lässt die Breite des Spülschiffes ein Arbeiten zwischen den Stegen des Yachtclubhafens nicht zu und so musste hier ein kleineres Baggerschiff ans Werk.  Die Firma Peter Madsen aus Dänemark hat diese Arbeit in den vergangenen Jahren schon öfter durchgeführt. Das Baggerschiff MS Peter Madsen(Länge 30 m, Breite 7,5 m) hat dann an mehreren Tagen die Boxengasse zwischen den Stegen und einige besonders verschlickte Bereiche von insgesamt etwa 1500 m 3Sediment befreit.

Durch Setzungserscheinungen wird es in den nächsten Wochen zu einem Ausgleich zwischen den gebaggerten/gespülten Bereichen und den übrigen Flächen kommen, wodurch die Wassertiefen im gesamten Hafenbereich des Amrumer Yachtclubs deutlich zunehmen werden.

Nördlich des Schwimmsteges (Gastliegerbereich) beträgt die Wassertiefe bei NW (Niedrigwasser) jetzt in den meisten Bereichen mehr als 2 m. Zwischen den beiden Brücken fällt der Hafen bei komplettem Niedrigwasser in einigen Bereichen zwar immer noch fast trocken aber das Benutzerfenster hat sich deutlich vergrößert, die meisten Boote können jetzt sicherlich bis zu 3 Stunden vor/nach Hochwasser problemlos ein- und auslaufen.

Die Bagger- und Spülarbeiten belasten den Vereinshaushalt erheblich, ein großer Teil der Mitgliederbeiträge und Einnahmen von den  Gastliegern muss regelmäßig wieder in die Vertiefung des Hafens investiert werden.

„Wir sind froh, dass wir unseren Vereinsmitgliedern und auch den zahlreichen Gastliegern wieder einen attraktiven Hafen anbieten können“ so der stellvertretende Vorsitzende des Amrumer Yachtclubs, Helge Flor, „und wir hoffen natürlich, dass wir bald wieder loslegen können“.

 

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Über Ralf Hoffmann

Ralf Hoffmann wurde 1955 in Schleswig geboren und zog mit seinen Eltern und Geschwistern 1962 nach Amrum. Nach dem Abitur in Niebüll studierte Ralf Luft und Raumfahrttechnik in Berlin. Die ersten 6 Berufsjahre verbrachte er als Entwicklungsingenieur bei VW und danach wechselte er als Aerodynamischer Entwicklungsingenieur zu Ford nach Köln. Als Leiter der Aerodynamischen Entwicklung für Ford Europa und die letzten 15 Jahre als Manager Aerodynamik und Motor- und Komponentenkühlung war er weltweit verantwortlich und viel unterwegs, um die jeweiligen Prototypen unter Hitze und Kälte zu testen. Nach all den Jahren auf dem Festland sind Ralf und seine Frau Karin nun wieder nach Amrum zurückgekehrt.

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