Masken made auf Amrum …


Schon wieder ausverkauft: Eike Schau und Marret Dethlefsen (v. l.) beim Neubestücken

„Wollen wir nicht etwas Produktives machen?“ Mit der Frage fing es an. Keine Gäste auf der Insel, die Pensionen leer, kaum ‘was Neues zu tun. „Und mehr als dreimal kann man den Garten ja auch nicht umgraben“, sagt Marret Dethlefsen. Weil ihre Schwester Eike Schau sonst die Kostüme fürs Schulkinder-Theater näht, lag etwas Produktives nahe. „Eike hatte eine Seite im Internet gefunden, wo sich Pflegeheime listen konnten, wenn sie Masken brauchen, das fanden wir gut.“ Dann legten die Schwestern los.

Bei der Arbeit im „Atelier“: Eike Schau

Die ersten 160 Stück gingen in ein Heim nach Hessen. Dann 100 zur Caritas nach Düsseldorf. Während ihre Schwester vorschnitt, kam Eike Schau aus dem Handarbeitsmodus gar nicht mehr raus. Die Nachfrage war immens. Als die beiden –  fröhlich gestimmt – ihr Angebot bei Ebay-Kleinanzeigen einstellten, guckten sofort 1000 Leute: „Ich hatte plötzlich 200 Bestellungen am Tag“, sagt Eike Schau. Mittlerweile hat man das Angebot wieder rausgenommen und konzentriert sich auf die Amrumer und die Inselgäste in der Ferne.

Echte Schätzchen dabei …

Ein Aufruf über den Inselfunk trieb Spender von schönen Stoffen und Gummibändern in Schaus Haus in Norddorf – was aber nicht lange reichte. Den Nachschub muss man dann strategisch planen. „Es gibt Lieferzeiten von zwei bis drei Wochen für Stoffe und Gummibänder. Und die Preise sind exorbitant gestiegen. “ Weshalb man den Verkaufspreis von 3,50 auf 4,50 Euro anpassen musste. Herrliche Muster sind dabei: Neben Punkten und Streifen auch Froschkönige und andere Tiere, Blümchen und schlichte, feine – fürs kleine Schwarze am Theaterabend (kleiner Scherz!). „Wir haben Gästen Masken geschickt, und sie haben uns Gummibänder zurück geschickt. Toll, oder?!“ Die Schwestern freuen sich. „Wir wollten einfach etwas zu tun haben.“

Volles Programm!

Eine Nähmaschine hat Eike Schau schon verschlissen – und sofort eine neue bestellt.  Mittlerweile hat auch die Arztpraxis einen Schwung Masken. Bei Claudia Derichs und Peter Totzauer kommt die Gabe gut an – klar. „Sobald Patienten auch nur in der Nähe, sind, tragen wir hier Masken.“

„Diese einfachen OP-Schutzmasken, Massenware eigentlich, kosten inzwischen im Durchschnitt 1,50 Euro“, sagt Peter Totzauer. Und vor Corona? „Ach, ein Tausendstel“, sagt er, und winkt ab. Die Praxis hat sich auf jeden Fall mit einer ordentlichen Spende bedankt!

Smok, wie der Friese sagt … hübsch!

Für die tägliche Arbeit hat sich das Team geteilt „Da soll es dann auch keine privaten Kontakte untereinander geben“, sagt Totzauer. Vormittags arbeiten vier, nachmittags drei. Und zusätzlich zu den Chefs noch zwei weitere Ärzte. „Wir haben zusammengesessen und besprochen, wer mit wem, damit die, die auch mal miteinander kochen in einem Team bleiben. Falls also jemand positiv getestet wird, muss bloß die Hälfte von uns in Quarantäne.“  Totzauer selbst hat wenig Praxisberührung, berät telefonisch, macht Besuche in der Pflegestation und fährt den Rettungswagen. Da drin ist im Moment nicht viel los, „normalerweise wären wir hier ja aber auch viermal so viele Menschen.“

Zugänge zur Praxis werden nach Anruf so geleitet, dass sich sowohl im Wartebereich wie auch beim Hintereingang durch den Garten ins Sprechzimmer die Berührungspunkte so klein wie gestalten. Für Virentests fährt Claudia Derichs in Schutzmontur so zeitig los, dass die Abstriche noch mit auf die Vormittagsfähre kommen.

„Für die jetzige Situation sind wir mit allen Sachen zufriedenstellend ausgerüstet“, sagt Totzauer. Überhaupt, der Zusammenhalt auf der Insel zeige sich auch in dieser Situation. In den zwei Inselapotheken halte man Medikamente vor, die vielleicht relevant sein könnten. Loben tut der Arzt ausdrücklich die Bereitschaft vieler Insulaner, sich nach Rückkehr aus dem Urlaub in freiwillige Quarantäne begeben zu haben.

Ordentlich Abstand im Wartzimmer

Neben Masken gab es noch 40 Liter Desinfektionsmittel aus der Louisen-Apotheke in Wittdün. Inhaberin Julia Kruggel sagt gleich vorweg: „Die Einwirkzeit ist entscheidend für die Wirkung.“ Mindestens 30 Sekunden sollte das Desinfektionsmittel in den Händen verteilt werden. Nur hochprozentiger Alkohol erfüllt dabei seinen Zweck, und der war am Markt zwischenzeitlich schwer zu kriegen. Mittlerweile sind Brennereien eingesprungen, und die Lage entspannt sich weiter. Die „Corona“-Zeit hat auch das Infektionsschutzgesetz erreicht, und inzwischen ist Apotheken erlaubt, Desinfektionsmittel selbst herzustellen, was längst nicht einfach ein Zusammenschütten ist, denn „die Dokumentation muss lückenlos erfolgen“, sagt Kruggel. „Das weiß kaum jemand, aber auch wir, die wir die Stoffe erhalten, müssen jeden einzelnen Rohstoff noch einmal auf Identität und Reinheit prüfen.“ Eine kleine Flasche Desinfektionsmittel stehen zu haben, kann die Apothekerin jedem empfehlen. „Zum Beispiel im Auto, wenn ich viel ein- und ausgestiegen bin und Besorgungen gemacht habe.“ Die Inselapotheken halten 100 ml-Fläschchen vor.

Wichtig sei nach wie vor der Abstand, sagt Kruggel, „und für der Normalbürger reicht eine ganz einfache Schutzmaske. Die dient hauptsächlich zum Schutz der anderen.“ Sinn der speziellen Filtermasken hingegen sei, den zu schützen, der sie aufhat. Vor Feinstaub oder – eine Klasse höher –  vor Virenlast. „Aber es wäre überhaupt nicht sinnvoll, wenn ganz normale Menschen jetzt diese FFP-Masken wegkaufen“, stellt die Apothekerin klar.

Keep it also simple: Kaufen kann man die hübsch verpackten Amrumer Masken der Schau-Schwestern in Norddorf vor dem Haus Degelk 2 oder bestellen über den Instagram-Account: amrumschau.

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Über Undine Bischoff

Journalistin und Texterin. Fuhr mit drei Jahren zum ersten Mal über den Kniep – in einer Schubkarre. Weil ihr Vater da draußen eine Holzhütte baute, zwanzig Feriensommerjahre lang. Betextet Webseiten und Kataloge, schreibt für verschiedene Medien und natürlich für Amrum News.

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