Ausgrabungen auf Amrum


Dark Blome, Tom Hillienhoff (BFD), Jakob Behrmann (BFD), Lea Neiner (FÖJ) und Marina Jenuwein (FÖJ) beim Ausgraben

Auf Amrum gibt es eine Reihe von Hünengräbern, von denen einige in der Vergangenheit freigelegt wurden. In dem westlich von Norddorf gelegenem „Düüwdääl“ wurde in den 30-iger und 40-iger Jahren des letzten Jahrhunderts eine größere Grabanlage aus der jüngeren Stein- und der Bronzezeit freigeweht. Es handelt sich um eine Gruppe von 3 Grabhügeln, ein nördlich davon gelegener Erdwall, ein vorgeschichtliches Ackersystem und Teile eines Urnenfriedhofes.

Da Norddorfer Einwohner und auch Urlauber die Grabanlagen auf der Suche nach Fundstücken immer wieder durchwühlten, haben die Archäologen Dr.K.Stegen, Dr. J.Brandt und Dr. O.Rocha in den Jahren 1945/46 sowie 1948 die Grabstätte freigelegt und umfangreiche Untersuchungen durchgeführt. Die Ergebnisse wurden 1951 von Dr. J.Brandt veröffentlicht. In dem von Karl Kersten und Peter La Baume 1958 veröffentlichten „Vorgeschichte der nordfriesischen Inseln“ werden die Ausgrabungen der drei Grabhügel und die vielen Fundstücke detailliert beschrieben.

Der Teilweise freigelegte Grabhügel III

Grabhügel I hatte einen Durchmesser von etwa 20 m und eine Höhe von 2 m. In diesem Grabhügel gab es 7 unterschiedlich große Gräber. In Grab 1 bildeten zahlreiche faust- bis kopfgroße Steine eine Grabkammer mit einer Größe von 5m Länge, 3 m Breite und 1 m Höhe.  In dieser befand sich ein 2,50 langer Baumsarg. Grabbeigaben waren leider schon von der Norddorfer Bevölkerung entfernt worden. Das Grab II liegt schräg über dem Grab I und die Größe der Grabkammer von 2,50 m x 1 m lässt auf ein Kindergrab schließen, da der Baumsarg höchsten eine Länge von 1,50 m gehabt haben kann. Bei Grab 3 und 4 handelt es sich um auch Baumsarggräber, sie liegen am Süd-Ost Rand des Hügels. In beiden Gräbern waren noch Knochenreste einer unverbrannten Leiche zu finden. Im Grab 5 im inneren Steinkreis konnten im Bohlensarg an den Armen der Leiche 2 Bronzeringe und eine Bernsteinperle gefunden werden. Grab 6 und 7 liegen am südwestlichen Hügelrand direkt am Steinkreis. In beiden Gräbern wurden keine Grabbeigaben gefunden. Neben diesen größeren Gräbern wurden im gesamten Hügelmantel noch viele weitere Bestattungen durchgeführt, man fand 86 Urnen mit vielen kleineren Grabbeilagen.

Westlich des Hügels I lag der größere Grabhügel II mit einem Durchmesser

Grundriss des Grabhügel 1 nach Dr. J.Brandt

on 25 m und einer Höhe von 2,50 m. In diesem Hügel befanden sich 5 größere sogenannte Körpergräber der älteren bis mittlere Bronzezeit sowie weitere 47 Urnen. In Grab 2 wurde unter anderen noch ein gut erhaltenes Bronzeschwert gefunden. In Grab 3 fand man neben einem Bronzeschwert noch eine Bronzefibel.

Der Grabhügel III hatte einen Durchmesser von 16-17m und eine Höhe von 1,5 m und enthielt 3 Grabstätten, die von einem Steinkreis umgeben waren. Insgesamt 17 Urnen konnten geborgen werden. Zahlreiche weitere Tonscherben lassen noch weitere Urnengräber vermuten, diese wurden jedoch von „Hobbyarchäologen“ zerstört.

Über die Jahre sind die freigelegten Gräber aber wieder zugeweht und von dichtem Heidekraut überwachsen.  Der Grabhügel III wird nun vom Öömrang Ferian teilweise wieder freigelegt. Der Vorsitzende Jens Quedens, Dark Blome und die vier Freiwilligen, die zur Zeit im Rahmen des Bundesfreiwilligendienstes (BFD) und des Freiwilligen Ökologischen (FÖJ) Jahres ein Jahr auf Amrum verbringen, haben in mühsamer Arbeit etwa 30- 60 cm mit Heidewurzeln durchsetzen Sand abgetragen.

Der Öömrang Ferian möchte die Geschichte auf Amrum sichtbar machen“ so Jens Quedens, „den meisten Urlaubern und Einheimischen ist nicht bekannt, dass es im Düüwdääl drei größere Grabhügel aus der Bronzezeit gab“.

Die Freilegung des Grabhügels erfolgt in Abstimmung mit Stefanie Klooss, der zuständigen Referentin des Archäologischen Landesamtes für Nordfriesland. Das Landesamt für Archäologie wird auch bei der Gestaltung der Infotafeln Unterstützung leisten.

„Leider müssen wir immer wieder feststellen, dass Steine von freigewehten Grabstellen entfernt werden und damit sogar neue “ Steinformationen“ gebaut werden“ so Jens Quedens, der auchVertrauensmann des Archäologischen Landesamtes Schleswig-Holstein ist.

Fotos: Jens Quedens

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Über Ralf Hoffmann

Ralf Hoffmann wurde 1955 in Schleswig geboren und zog mit seinen Eltern und Geschwistern 1962 nach Amrum. Nach dem Abitur in Niebüll studierte Ralf Luft und Raumfahrttechnik in Berlin. Die ersten 6 Berufsjahre verbrachte er als Entwicklungsingenieur bei VW und danach wechselte er als Aerodynamischer Entwicklungsingenieur zu Ford nach Köln. Als Leiter der Aerodynamischen Entwicklung für Ford Europa und die letzten 15 Jahre als Manager Aerodynamik und Motor- und Komponentenkühlung war er weltweit verantwortlich und viel unterwegs, um die jeweiligen Prototypen unter Hitze und Kälte zu testen. Nach all den Jahren auf dem Festland sind Ralf und seine Frau Karin nun wieder nach Amrum zurückgekehrt.

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