Wer die letzten Wochen in Wittdün auf der Wattseite den Blick auf das Wasser genossen hat, kam in der Regel nicht drum herum sich zu wundern, was das Schiff „Anke“ täglich in der Fahrrinne machte. Bei Flut lag das Schiff erst in der Fahrrinne, später fuhr es dann für eine kurze Zeit vor die Insel ins Rütergat, nur um diesen Prozess dann erneut von vorne zu beginnen. Nach getaner Arbeit lag das Schiff dann über Nacht am Fähranleger und man konnte sich bei genauerer Betrachtung über große Rohre an Deck wundern.
Wir haben bei Wolfgang Stöck vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt (WSA) mal nachgefragt was „Anke“ hier täglich seit dem 1. Juni macht.
Bereits im Oktober 2019 wurde der Auftrag des hiesigen WSA die Fahrrinne freizuspülen vom WSA Hamburg durchgeführt. Hierbei wurde das sogenannte Wasserinjektionsverfahren angewendet. Bei diesem Verfahren pumpt ein Schiff (Wasserinjektionsgerät) bei Flut Wasser durch einen mit Düsen versehender Rohrbalken in den Untergrund. Hierbei werden die lockeren Sedimente, bei uns insbesondere Sand und Watt, aufgewühlt. Durch den Gezeitenstrom werden diese aufgewühlten Sedimente dann bei ablaufendem Wasser aus der Fahrrinne vor Amrum auf das offene Meer rausgetragen.
Hier vor Amrum wird das Wasserinjektionsverfahren immer wieder in unregelmäßigen Abständen durchgeführt, um die Befahrbarkeit der Fahrrinne zu gewährleisten. Besonders der Abschnitt zwischen dem Fähranleger und dem Seezeichenhafen in Wittdün stellt hier einen wichtigen Abschnitt dar, da der auf der Insel stationierte Seenotrettungskreuzer Ernst Meier-Hedde von der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffsbrüchiger (DGzRS) zu jeder Zeit bei einem Notfall die Fahrrinne passieren können muss.
Bei der Freispühlung der Fahrrinne im Oktober ist nun folgendes Problem aufgetreten: Die in der Fahrrinne abgelagerten Sedimente bestanden nicht nur aus Sand und Watt, sondern auch aus Kieseln und kleineren Steinen. Diese wurden aufgrund ihres Gewichtes von der Strömung nicht abgetragen und lagerten sich erneut ab. Hierbei entstanden Barren, also Untiefen, die sich für den gesamten Betrieb des Seezeichenhafens als problematisch herausstellten.
Der Hopperbagger „Anke“ vom WSA Hamburg ist nun seit Anfang Juni im Einsatz um Abhilfe zu schaffen. Hierzu nutzt das Schiff ein Steckrohr, welches ein Untergrund- und Wassergemisch bei langsamer Vorwärtsfahrt in den Laderaum (engl. hopper) pumpt. Das Wasser, welches bei diesem Prozess mit in den Laderaum gepumpt wird, wird durch einen Überlauf wieder abgelassen, sodass nur festes Sediment im Laderaum verbleibt. Ist der Laderaum voll, so fährt die „Anke“ raus ins Rütergat, einer natürlichen, sehr tiefen Fahrrinne vor Amrum, um dort die Ladung zu verspülen oder zu verklappen.
Diesen Vorgang nimmt die 3-köpfige Crew des Schiffes mehrmals täglich vor und steht nun nach drei Wochen Arbeit kurz vor der Beendigung des Auftrags.
Von der freigespülten und ausgebuddelten Fahrrinne profitieren dann nicht nur der Tonnenleger des WSA und der Seenotretter Ernst Meier-Hedde, sondern auch alle Segler des Amrumer Yachtclubs und Gastlieger mit etwas mehr Tiefgang, die die Fahrrinne passieren – ideales Timing also für den Beginn des Segelsommers 2020.