Mitten in der Nacht ging die Reise los. Schäferin Janine „Nine“ Jochimsen verlud ihre 49 Mutterschafe mit Lämmern in Struckum und bekam pünktlich die 5 Uhr morgens Fähre nach Amrum. Strahlender Sonnenschein begrüßte die Schäferin am Norddorfer Teerdeich und ihre Schafe freuten sich auf Dünenblick und Nordseebriese. Über die Sommermonate ist sie mit ihren Schafen auf der Insel, um Deich/Deichvorland und eventuell auch die Heideflächen der Insel gefräßig zu bearbeiten.
Ihre Geschichte als Schäferin begann vor ca vier Jahren. Doch die Liebe zu den Tieren und der Natur sind ihr in die Wiege gelegt. Nach den ersten Lebensjahren auf Amrum zog sie mit ihrer Mutter und Schwester nach Struckum und wuchs mit Islandpferden und Hund auf. Immer wieder kam sie mit ihrer Familie zu Urlauben nach Amrum und es verband sie eine enge Freundschaft zur Insel. „Es war schon immer ein Traum von mir, hier einmal zu leben und arbeiten“, erzählt die Schäferin beim Interview auf dem Norddorfer Deich.
Nach dem Schulabschluss machte sie einen kleinen Abstecher in die Landwirtschaft, allerdings „lief es da nicht so richtig rund“, erzählt sie. Doch schließt sich eine Tür, öffnet sich eine neue und so kam sie ins Gespräch mit dem Schäfer Wilhelm Hecker, bei dem sie als Kind schon mit geholfen hat, beim Scheren und auch in der Lammzeit . Bei ihm konnte sie in die dreijährige Lehre gehen.
Die märchenhafte Vorstellung mit einem Filzhut und krüppeligen Spazierstock ruhig durch die Lande zu streifen und an der Seite ein treuer Hund, der Gedanken lesen kann, gibt es wohl nur im Film, denn das wahre Leben eines Schäfers/Schäferin sieht anders aus. „Natürlich gibt es die schönen Stunden, wie jetzt hier zu sitzen, bei Sonnenschein und leichtem Wind, den Tieren zu zuschauen. Das ist einer der Gründe warum ich diesen Beruf gewählt habe. Doch auch die Arbeit hat mich nicht abschrecken können, denn nächtelanges Wachen während der Lammzeit, stundenlanges Zäune-bauen, Schafe scheren, Klauen schneiden, gehören einfach dazu“, berichtet sie in einem kleinen Ausschnitt aus ihrem Alltag.