Die Lichterwoche auf Amrum… Ein ganz besonderes Lichtschauspiel


Die Amrumer Windmühle

Am Sonntagabend kam die Lichterwoche von „Kystlys”, das sind Rolf Arno Specht und Mareike Helbing, mit der beleuchteten Uthlande nach Amrum. In den Friesenfarben Gelb-Rot-Blau erstrahlte die Fähre der W.D.R., was viele gerne gesehen und fotografiert hätten, jedoch durch terminliche Missverständnisse enttäuscht wurden. Ein paar Nachtschwärmer fingen das bunte Licht dann um 22 Uhr noch am Fähranleger ein.

Das Kino strahlt hier mal von aussen …
Am Dienstagabend wurde die alte Amrumer Windmühle illuminiert. Das Wahrzeichen auf der höchsten Erhebung der Insel strahlte in den Farben Grün und Gelb. Ein dramatischer Wolkenhimmel hing über dem Lichterschauspiel, doch zum Glück blieb es trocken. Viele waren gekommen, um sich die beleuchtete Windmühle anzuschauen und zu fotografieren. „So habe ich die Mühle noch nie gesehen”, „fantastisch” und „einfach toll”, waren nur einige der Stimmen der Besucher. Groß und Klein, Einheimische und Gäste – ein Treffen der Generationen, denn diese Lichterwoche gab es noch nicht auf Amrum. Es trafen sich viele, doch achteten auch hier alle auf Abstand. Die Handykameras und Fotoapparate standen gar nicht still. Während einige mit Stativ und großen Objektiven kamen, freuten sich andere über tolle Handybilder.
„Es ist uns ein Anliegen, dass die Menschen davon Fotos machen, diese teilen und andere damit begeistern”, erzählen Mareike und Arno von Kystlys (dänisch für Küstenlicht). Der Leuchtturm in ihrem Schriftzug bezeugt die Leidenschaft der beiden für die Küste. Seit 2015 illuminieren die beiden Fotografen Gebäude und Objekte, setzen Fassaden in ein neues Licht und erzeugen faszinierende Illuminationen in Innenräumen. Angefangen hat es bei Arno vor der eigenen Haustür, im Ruhrgebiet. „Die alten Zechen und deren Umgebung einmal anders zu zeigen, war mein Bestreben, nachdem ich dort oft fotografiert habe”, erzählt er. Ein Profi in seinem fotografischen Handwerk als Mediengestalter und Grafiker, kam dann das Filmen dazu und die Beleuchtung. „Es ist eine spannende Arbeit und hier auf Amrum haben wir uns natürlich auch viele Gedanken über die Lichtsetzung gemacht”, erklärt Mareike, die für die gesamten Lichterwochen auf Föhr und Amrum ihren Urlaub opferte und im Anschluss wieder in einem Medienhaus arbeitet.
Seeheim und Hüttmannwiese

Bis spät in die Nacht hinein wird gearbeitet. Circa 150 Scheinwerfer werden verbaut und verpackt, Speicherkarten geleert und Akkus geladen. Ein 16-Stunden-Tag ist üblich. „Es macht mir immer noch Spaß und ich freue mich jeden Tag darauf, das ist doch fast wie Urlaub”, lächelt Mareike und bekommt gerade über Funk Informationen von Arno. Ein eingespieltes Team sind die beiden, was bei dem intensiven Arbeitspensum sehr wichtig ist. An diesem Tag kam noch fast zwei Stunden zusätzliche Aufbauzeit dazu, denn alle Scheinwerfer mussten wasserfest gemacht werden, immer wieder kamen beim Aufbau am Nachmittag Regentropfen von oben.

Auch der nächste Abend im Ortskern von Norddorf, dem Seeheim und der Hüttmann-Wiese, stand unter nassen Wolkenbrüchen. Trotz des Regenwetters kamen wieder viele, um sich das Lichtwerk von Kystlys anzuschauen. Mystisch sah es aus mit den im Wind schwankenden Bäumen, die sonst im Dunklen untergehen und nun lebendig grün leuchteten. Einen Kontrast dazu bildete das rote Seeheim und die blau angestrahlten Strandkörbe. So ungemütlich das Wetter für viele war, so interessant waren die Lichtspiegelungen, die durch den Regen am Boden entstanden. Zur Freude mancher Fotografen, die wunderschöne Bilder gemacht haben. Leider wurde zu später Stunde der Sturm so stark, dass nicht nur der Regen zunahm, sondern auch der Wind aufdrehte und Strandkörbe umblies. „Schade, dass das Wetter nicht so mitspielt, doch da haben wir ja leider keinen Einfluss drauf”, sagen die beiden Lichtkünstler, die jeder Witterung trotzen und froh sind, dass alle Lichter heil blieben.
Mystisch … das Gebäude der Amrum-Touristik und W.D.R.

Auch der nächste Tag versprach keinen klaren Himmel, doch vorerst blieb es trocken. Das Gebäude der Amrum-Touristik und W.D.R. erstrahlte rot und blau. Der Brückenzugang zur Fähre wurde blau intensiviert und die Poller im Wasser zeigten sich leuchtend rot. Auf dem Filetstück am Eingang zum Fähranleger illuminierten Mareike und Arno die Strandkörbe im warmen Gelbton, grüne Gräser, rote Tonne und Holzpfähle wurden farblich verstärkt. Es war ein beleuchteter Rundgang über den Fähranleger, auf dem am Abend sonst nicht viel los ist, außerhalb der Fährzeiten.

Besonderer Effekt durch vorbeifahrenden Bus

Insulaner und Gäste waren der Lichterwoche gefolgt, an jedem Tag bestaunten viele die ihnen so bekannten Objekte, wie sie in ganz anderem Licht schienen. „Es ist uns wichtig, dass an diesen Lichtertagen die Menschen zusammenkommen, sich auch mal wieder sehen, sich austauschen”, erklärt Arno und erzählt die Geschichte einer Frau, die Jahrzehnte in einem Ort an der Küste lebte und die Kirche des Nachbarortes nicht kannte. Erst Kystlys und die Lichterwoche brachte sie dazu, einmal einen Blick zu wagen. Das freut die beiden und auch die vielen Bilder, die die Menschen gemacht haben und miteinander teilen. Natürlich fotografieren Mareike und Arno auch, doch das steht nicht an erster Stelle, ist jedoch fester Bestandteil ihrer Arbeit.

Gespenstisch … der Fähranleger

Die ganze Küste von Holland über Deutschland bis Dänemark sind die zwei unterwegs mit ihrer Lichtkunst, immer aus der Suche nach neuen Projekten. Die Liebe zur Küste und deren Bewohnern hat sie auch dazu gebracht, gleich Niederländisch und Dänisch zu lernen. Es ist ihnen wichtig, mit den Menschen „direkt” sprechen zu können, persönlich und nah. Diese Leidenschaft spiegelt sich auch in ihren illuminierten Projekten wieder. Viel Planung und Überlegung geht den Aufträgen voraus. Was steht als nächstes an? „Mal schauen. Wir sind intensiv dabei, einen Leuchtturm in Szene zu setzen, doch das bedarf sehr viel Bürokratie”, erzählt Arno und hofft auf eine Zusage.

Der Ortseingang von Wittdün einmal anders …

Wer Interesse an Kystlys hat, kann faszinierende Bilder und Informationen über das nächste Projekt über Facebook, Instagram oder die Homepage verfolgen: www.kystlys.eu

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Über Kinka Tadsen

Kinka Tadsen erblickte 1972 in Hamburg das Licht der Welt. Aufgewachsen ist sie dann auf Amrum. Abitur hat sie auf Föhr gemacht und sich für eine Fotografenlehre in Bad Oldesloe entschieden. Fotografen- und Lebenserfahrung hat sie in der großen weiten Welt auf diversen Kreuzfahrtschiffen als Bordfotografin gesammelt. 2003 folgte dann die Rückkehr nach Amrum. Seit 2008 gehört sie als freie Journalistin zum Amrum-News Team.

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