„Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“, fördert das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFJ) die sprachliche Bildung in der Kindertagesbetreuung. Studien haben gezeigt, dass sprachliche Kompetenzen großen Einfluss auf gesellschaftliche Teilhabe, Bildungs- und Berufschancen haben. Jede 10. Kindertagesstätte bundesweit ist eine „Sprach-Kita“.
Auch auf der Insel Amrum ist der Bedarf an frühkindlicher Sprachförderung groß. Rund 47% der Flenerk und Bütjen Jongen haben aktuell einen erhöhten Förderbedarf, schätzt Kindergartenleiter Lothar Herberger.
Kinder erlernen Sprache in ihrer Lebens- und Erfahrungswelt. Die Anregung aller Sinne gehört zum frühkindlichen Spracherwerb: sich bewegen, matschen, malen, singen, stampfen, schmecken, fühlen… Kinder sind verschieden. Sie haben unterschiedliche Bedürfnisse und Voraussetzungen. Im Kindergartenalltag werden Kinder frühzeitig in ihrer natürlichen Sprachentwicklung unterstützt. Hier können sie lernen, Vielfalt zu thematisieren und wertzuschätzen, Vorurteile zu hinterfragen, die eigene Identität und Gemeinsamkeiten zu entdecken, Gedanken und Gefühle auszusprechen, Regeln auszuhandeln und vieles mehr, was zum Sprechen Anlass bietet.
Bereits 2017 initiierte Herberger auf Amrum einrichtungsübergreifend eine pädagogische Fortbildungsreihe zur sprachlichen Bildung im Vorschulbereich, an der acht Erzieherinnen der Flenerk und Bütjen Jongen erfolgreich teilnahmen. In diesem Jahr wird die Fortbildungsreihe fortgesetzt, so dass sich auch alle neu hinzugekommenen Kolleginnen weiterbilden können. „Perspektivisch soll jede/r Erzieher/in im Inselkindergarten über eine sprachpädagogische Zusatzqualifikation verfügen“, formuliert der einstige Sozialpädagogik-Ausbilder Herberger.
Seit 2019 wurde die Sprachförderung im Inselkindergarten aus Mitteln des Landes finanziert. Nun bewirbt sich der Amrumer Kindergarten für die Aufnahme in das Bundesprogramm „Sprach-Kitas: Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“, das zum Ziel hat, das sprachliche Bildungsangebot in den teilnehmenden Einrichtungen systematisch zu verbessern.
„Wenn wir „Sprach-Kita“ würden, könnten wir allen Jongen täglich zwischen 13 und 14:15 Uhr ein zusätzliches pädagogisches Betreuungsangebot anbieten, in dem Sprache, Musik und Bewegung im Mittelpunkt stehen. Ergänzend würde Margarete Pyhan im Verbund mit anderen Sprach-Kitas von außen fachkompetent begleitet und könnte dieses Know-How in unser Team einbringen“, freut sich der Leiter des Amrumer Inselkindergartens über die Konzeption des Bundesprogramms „Sprach-Kitas“.
Alltagsintegrierte sprachliche Bildung, Vielfalt wertschätzende Pädagogik und Zusammenarbeit mit Familien sollen den Spracherwerb anregen und die Sprachentwicklung aller Kinder fördern. Das kommt insbesondere Kindern, deren Familiensprache nicht Deutsch ist, und der wachsenden Zahl von Kindern, die einer besonderen Förderung beim Spracherwerb bedürfen, zu Gute.
„Für die Gestaltung der Lern- und Bildungsprozesse im Kita-Alltag ist es wichtig, dass sich alle Kinder und ihre Familien unabhängig von ihrer Herkunft und ihrer Lebenssituation wahrgenommen und akzeptiert fühlen. Dazu braucht es eine Kommunikationskultur, die soziale Vielfalt wertschätzt und die Teilhabe aller unterstützt“, schreibt das BMSF. Der Umgang mit vielfältigen Familienkulturen gehöre ebenso dazu wie eine Willkommenskultur in der Einrichtung. Die Art und Weise, wie pädagogische Fachkräfte auf Familien zugingen und zusammenarbeiteten, sei für die sprachliche Bildung von großer Bedeutung. Die pädagogischen Fachkräfte der „Sprach-Kitas“ beraten Eltern, wie sie auch zu Hause ein sprachlich anregendes Umfeld schaffen können. Auch medienpädagogische Fragestellungen und Ansätze sind Teil sprachlicher Bildung, denn in vielen Familien zählen insbesondere die digitalen Medien längst zum alltäglichen Sprachumfeld von Kindern jeden Alters.