Weihnachtsgeschichten gehören zur Adventszeit wie Kerzenschein, Kekse backen und Punsch. Und jeder Mensch und jede Familie hat da seine eigenen Traditionen. Mein Vater (geb. 1920, gest. 2006) hatte beispielweise seine Lieblingsweihnachtsgeschichte, die er jedes Jahr zu Weihnachten auf ein Neues gelesen hat. Wohl schon als Kind und Jugendlicher hat er dies in seiner eigentlichen Heimat, dem Sudetenland, von seinem Vater, also meinem Großvater, übernommen. Mein Großvater war „Oberlehrer“ und wohl sehr traditionell und volkstümlich orientiert. Was lag da also näher, als eine Weihnachtsgeschichte eines Volksschriftstellers seiner Familie vorzulesen.
In „Als ich Christtagsfreude holen ging“ beschreibt Peter Rosegger seine Erlebnisse als 12-jähriger Bergbauernsohn am 24. Dezember. Er wurde von seinen Eltern vom hoch in den Bergen gelegenen Hof ins Tal zum Einkaufen von Lebensmitteln geschickt. Zuerst musste er aber erst zu Geld kommen und anschreiben lassen, dann wäre er beinahe auch noch bestohlen worden. Dank seines Einfallreichtums geht die Geschichte gut aus, jedoch ist er nach seiner Rückkehr auf dem Berghof so erschöpft, dass er den Heiligen Abend verschläft.
Die Geschichte spielt um 1855 in der Steiermark zu einer Zeit, wo auch in Österreich ländliche Armut herrschte. Weihnachten galt als der Höhepunkt des Jahres. Die Erzählung ist geprägt von leisem Humor und schildert mit eiskalten Winterbildern die damaligen Nöte der Landbevölkerung, angstvolle kindliche Begegnungen und wohlige Wärme nach durchstandener Gefahr.
Der Erzähler und Schriftsteller Peter Rosegger (geb. 1843, gest. 1918) ist im Bergbauerndorf Alpl in der Steiermark geboren und aufgewachsen. Er lernte bei einem Wanderschneider, wurde aber schon früh als literarisches Talent entdeckt. Stipendien führten ihn nach Deutschland, Holland, in die Schweiz und nach Italien. Bereits zu Lebzeiten war er ein berühmter und oft gelesener Autor insbesondere von Heimatgeschichten, wobei er „Heimat“ nicht als Land, sondern z.B. seinen Bergbauernhof ansah. Zu seiner Zeit war er nach Jules Verne der meistentliehene Autor in Volksbibliotheken. Er schrieb viele Gedichte, ein Dutzend Romane, weit über 30 Erzählungen, sowie mehrere Autobiographien. Bekannt sind z.B. „Als ich noch der Waldbauernbub war“, „Waldheimat“ und eben auch „Als ich Christtagsfreude holen ging“.
Es gibt mehrere Möglichkeiten die Werke von Peter Rosegger zu hören oder zu lesen. Bücher, E-Books oder Hör-CDs von Peter Rosegger sind im Buchhandel erhältlich oder man kann die Geschichte auch einfach im Internet öffnen, z.B. unter:
http://weihnachtsmann.net/weihnachtsgeschichten/als-ich-christtagsfreude-holen-ging.htm
Dr. Peter Totzauer