Folgenschweres Anlegemanöver bei Sturm Nadia …


Der Stahlpoller wird gerammt …

Als am vergangenen Wochenende das Sturmtief Nadia über Norddeutschland hinweg zog, wurden teilweise die Fährverbindungen an Nord- und Ostseeküste aufgrund des hohen Wasserstandes und des stürmischen Windes unterbrochen.  Auch einige Abfahrten der Wyker Dampfschiffsreederei waren betroffen. Bei orkanartigem Sturm sind besonders die An- und Ablegemanöver eine Herausforderung für den Kapitän. So auch für die letzte Fähre, die am Samstag, den 29.1.2022 den Hafen von Wittdün anlief. Bei der Anfahrt an den westlichen Anleger 1 herrschte heftiger Wind in Böen bis zur Windstärke 12 und erheblicher Seegang aus nordwestlicher Richtung. Die Fähre musste den ersten Anlauf abbrechen, da sie anscheinend den Bug nicht gegen den Wind drehen konnte. Bei der Rückwärtsfahrt wurde dann der Schiffsbug zur Leeseite versetzt und rammte einen Stahl-Poller, der diesem Druck nicht standhielt, wegknickte und versank.  Das Anlegermanöver konnte erfolgreich wiederholt werden und Schiff, Besatzung und Passagiere blieben unversehrt. Der Stahlpoller war allerdings verschwunden und lag nun als gefährliches Unterwasserhindernis nahe der Anlegestelle nördlich der Hebebühne im Wasser.

Für die Versorgungsbetriebe Amrum, die für den Wittdüner Fähranleger verantwortlich sind, galt es nun, dieses Unterwasserhindernis zu lokalisieren und zu bergen. Da selbst bei Ebbe nicht zu sehen war, wo genau sich der abgebrochene Stahlpoller befindet, musste ein Taucherteam beauftragt werden. Am vergangenen Dienstag kam dann eine auf Unterwasserarbeiten spezialisierte Firma auf die Insel, um die Bergungsarbeiten durchzuführen. Für die Spezialisten war dieses kein ungewöhnlicher Auftrag. Das Tauchen bei noch immer stürmischen Bedingungen, so gut wie keiner Sicht bei schlickigem Wasser und Wasser/Lufttemperaturen um die 3 Grad, haben den Taucher nicht besonders beeindruckt. Die Taucherglocke war mit einem starken Scheinwerfer ausgerüstet und über Funk wurde der Taucher zur vermeintlichen Lage des Pollers geleitet. Luftblasen, der Versorgungsschlauch und eine Sicherungslinie zeigten immer die Unterwasserposition des Tauchers an.

Wie sich herausstellte, ist der Stahlpoller auf einer Höhe vom etwa 3m abgebrochen, ein Teil steckte noch im Grund und ein etwa 5m langes Stück lag im Bereich neben der Hebebühne.  Für den Taucher galt es nun, den aus dem Grund ragenden Stumpf abzubrennen und an beiden Teilen je eine Befestigungsmöglichkeiten anzubringen, damit ein Hebegeschirr zur Bergung angelascht werden kann. Hierfür war der Taucher mehrere Stunden unter Wasser. Auf die Frage, ob es denn unter Wasser nicht zu kalt sei, antwortete er: „Hier oben an Land ist es kälter, unter Wasser ist kein Wind.“

Am Donnerstagnachmittag waren alle Vorbereitungsarbeiten abgeschlossen und ein Kran sollte die Teile bergen. Leider stellte sich heraus, dass die Hebekapazität des Kranes nicht ausreichend war, die Stahlpoller bewegten sich kein Millimeter. Am Freitagmorgen startete der 2.Versuch mit einem stärkeren Kran. Die etwas kleinere, etwa 3m lange Stahlröhre konnte nach einigen Schwierigkeiten geborgen werden und wurde auf der Mole zwischengelagert.  Das abgebrochene 5m lange Stück ließ sich nicht bewegen, obwohl das ausgerechnete Gewicht unter der Kapazität des Kranes lag. Anscheinend hat es sich irgendwie am Grund festgehakt. Der Taucher konnte keine Ursache hierfür feststellen.  Die Reste des Pollers wurden mit einer Boje gesichert und nun wird in der kommenden Woche ein weiterer Bergungsversuch mit dem Tonnenleger „Amrum Bank“ des Wasser- und Schifffahrtamtes unternommen. Wenn alle Teile geborgen sind, muss ein neuer Stahlpoller eingespült werden.  Für die Versicherung der WDR sicherlich ein insgesamt kostspieliges Anlegemanöver.

 

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Über Ralf Hoffmann

Ralf Hoffmann wurde 1955 in Schleswig geboren und zog mit seinen Eltern und Geschwistern 1962 nach Amrum. Nach dem Abitur in Niebüll studierte Ralf Luft und Raumfahrttechnik in Berlin. Die ersten 6 Berufsjahre verbrachte er als Entwicklungsingenieur bei VW und danach wechselte er als Aerodynamischer Entwicklungsingenieur zu Ford nach Köln. Als Leiter der Aerodynamischen Entwicklung für Ford Europa und die letzten 15 Jahre als Manager Aerodynamik und Motor- und Komponentenkühlung war er weltweit verantwortlich und viel unterwegs, um die jeweiligen Prototypen unter Hitze und Kälte zu testen. Nach all den Jahren auf dem Festland sind Ralf und seine Frau Karin nun wieder nach Amrum zurückgekehrt.

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