Corona und kein Ende …


Noch immer unter uns …

Zwei Jahre lang waren die Insel Amrum und deren Bewohner*innen zu Recht stolz darauf, dank guter Aufklärung und Einhaltung der jeweils bestehenden Hygienekonzepte, nur sehr wenige an Covid-19 Erkrankte vermelden zu müssen. Dies hat sich leider mit der Lockerung und z. T. Wegfall der Corona-Maßnahmen seit März diesen Jahres geändert. Konnte der Norden Deutschlands zumeist mit deutlich niedrigeren Fall- und Inzidenzzahlen im Vergleich zu den meisten anderen Gebieten aufwarten, hat sich dieses nahezu umgekehrt. Am 26. April wurden für den Kreis Nordfriesland 620 Neuerkrankungen bei einer 7-Tage-Inzidenz von 1793 gemeldet, am 27. April waren es 647 neu nachgewiesene Fälle bei einer Inzidenz von 1680. Es muss jedoch noch von sehr viel höheren Zahlen ausgegangen werden, da in die Statistiken lediglich die als positiv getesteten PCR-Abstriche eingehen, nicht die sog. Schnelltests, die jeder in Eigenregie durchführen kann (und sollte). Nicht bei allen positiven Schnelltests werden PCR-Abstriche angefertigt, auch machen nicht alle bei Erkältungssymptomen einen Test. Die zwischenzeitlich anmutende Entspannung der Erkrankungswelle über die Osterfeiertage ist schlichtweg mit der geringeren Anzahl an durchgeführten Tests zu erklären.

Leider sind auch auf Amrum weiterhin täglich mehrere Neuerkrankungen zu vermelden. Es gibt wohl mittlerweile keine Familie, keinen Betrieb und keinen Bekannten- und Freundeskreis mehr, in denen keine positiven Fälle mit Durchführung von Isolations- und Quarantänemaßnahmen aufgetreten sind. Gott sei Dank sind die Krankheitsverläufe, insbesondere bei gegen Corona Geimpften, wenn denn überhaupt Symptome auftreten, in den meisten Fällen eher milde. Von vielen Erkrankten wird berichtet, dass sie das Gefühl einer „Grippe“ haben, wobei die Erkältungszeichen zumeist nach wenigen Tagen abklingen. Zurück bleibt dann oft noch ein mehrere Tage anhaltendes Müdigkeits- und Erschöpfungsgefühl. Von mehreren Patienten wird auch berichtet, dass sie für einige Tage ihren Geschmacks- und Geruchssinn verloren haben, bzw. Gerüche und Geschmäcker falsch, zumeist unangenehm, empfunden haben. Diese Symptome weisen auf eine neurologische Störung, verursacht durch die Covid-19-Viren, hin. Wissenschaftler vermuten, dass, als Folge einer heftigen Immunreaktion, die Geruchs- und Geschmacksrezeptoren insbesondere der Nervenzellen der Nase in Mitleidenschaft gezogen werden.

Amrum steht mit den vielen Erkrankten nicht alleine da, auch die anderen Inseln und Halligen sind betroffen. Wie aus der Presse zu erfahren war, sind von den 80 Bewohnern auf Hallig Hooge 10 erkrankt (12,5 %).  Ähnliche Zahlen sind auch für Amrum anzunehmen, was bedeutet, dass auf Amrum in den letzten Wochen rund 290 Personen erkrankt sind oder waren. Hinzu kommen in den Arztpraxen noch täglich Anrufe von Urlaubern oder Lehrer*innen von Klassenfahrten mit positiven Schnelltests.

Die hohe Anzahl an Erkrankten bringt die sog. systemrelevante Infrastruktur mitunter an den Rand der Leistungsfähigkeit, so mussten ja auf Amrum u. a. eine Arzt- und die beiden Zahnarztpraxen auf Grund von Quarantänemaßnahmen vorübergehend schließen, auch einige Lokale und Handwerksbetriebe hatten eine entsprechende Zeitlang den Betrieb eingestellt. Eine Patientenversorgung ist v. a. im medizinischen Bereich mittlerweile nicht mehr durch schwere Krankheitsverläufe gefährdet, sondern auf Grund von Personalmangel.

Maskenpflicht bei der Praxis an der Mühle

Auch wenn die derzeit kursierende Omikron-Variante bezüglich schwerer Krankheitsverläufe nicht so gefährlich zu sein scheint wie die zu Beginn der Pandemie aufgetretenen Corona-Viren (Delta-Variante), ist dennoch Vorsicht geboten. Omikron ist hochansteckend und v. a. Ungeimpfte bzw. nicht ausreichend geimpfte Menschen haben oftmals einen längeren Krankheitsverlauf mit deutlich schwereren Symptomen gegenüber Geimpften. Es gilt daher weiterhin die von der Stiko (Ständige Impfkommission) Empfehlung sich impfen zu lassen. Eine erste Auffrischungsimpfung (Booster-Impfung) sollen alle Menschen ab 18 Jahren erhalten, eine 4. Impfung (2. Booster) alle ab 70 Jahren (diskutiert wird eine Empfehlung ab 60 Jahren), alle Bewohner von Alten- und Pflegeinrichtungen, alle Beschäftigte in Gesundheits- und Pflegediensten, sowie alle Immunsupprimierten ab 5 Jahren. Die Arztpraxen und Kliniken der Insel Amrum sind gerne weiter bereit Impfungen vorzunehmen. So hat die Praxis an der Mühle in 2022 bereits wieder 715 Corona-Impfungen durchgeführt (im Jahr 2021 waren es fast 4000, Amrum News berichtete darüber). Weiterhin gilt, dass Impfinteressenten sich bitte telefonisch anmelden mögen um eine gute Planung der Impftermine gewährleisten zu können.

Auch kann man nur die Empfehlung aussprechen auch weiterhin bei regelmäßigen Aufenthalten in sensiblen Bereichen (Kliniken und andere medizinische Einrichtungen, Gemeinschaftseinrichtungen, Läden, Gastronomie und Hotelgewerbe etc.), sowie bei Auftreten von Erkältungssymptomen regelmäßig Schnelltests durchzuführen. Gleiches gilt für das (richtige) Tragen eines geeigneten Mund-Nasen-Schutzes. So verlangt z. B. die Praxis an der Mühle das Tragen einer FFP2-Maske auch im Außenbereich des Praxisgebäudes.

 

 

Print Friendly, PDF & Email

Über Peter Totzauer

Dr. med. Peter Totzauer, Facharzt für Allgemeinmedizin, Facharzt für Anästhesie, Notfallmedizin, Spezielle Schmerztherapie, geb. 1954 in Fürth/Bay.,hat, bedingt durch den Beruf des Vaters, als Kind u.a. 4 ½ Jahre in Frankreich gelebt. Abitur 1974 in Köln, Studium der Humanmedizin an der Universität Bonn. Seit 1982 ärztlich tätig, davon viele Jahre als Oberarzt in der Anästhesie und als Leitender Notarzt in Euskirchen. War 2007 für ein halbes Jahr im Rahmen einer „Auszeit“ vom Klinikalltag bei seiner Lebensgefährtin Claudia auf Amrum. Dies hat ihm so gut gefallen, dass er seit Ende 2008 seinen Lebens- und Arbeitsmittelpunkt ganz auf die Insel verlegt hat und hier seit 2010 mit in der „Praxis an der Mühle“ arbeitet. Er hat zwei erwachsene Kinder, sein Sohn ist niedergelassener Physiotherapeut in Neuss, seine Tochter ist Lehrerin an der Öömrang Skuul.

schon gelesen?

Vom Fischen und Jagen in alten Tagen (Teil 2)

  Schollen und Butt für die Hausversorgung Der bisher beschriebene Fischfang wurde nur von wenigen …

One comment

  1. Zur Ehrenrettung möchte ich doch sagen, dass zum Bsp. die Bewohnerzahl in SH im Vergleich zu NRW sehr gering ist weiter weniger Nahbarländer hat da ist es eben einfacher, der Lage Herr zu werden.
    Bei uns wird beim Einkaufen immer noch zu 90 % Maske getragen.
    Ursula Schinkel

Schreibe einen Kommentar

WP2Social Auto Publish Powered By : XYZScripts.com