TH Wasser Y – Person im Watt – Leuchtturm Wriakhörn Inselstr 127 stand gestern um 14:09 Uhr auf den Funkmeldern von Feuerwehr und Rettungsdienst. „TH Wasser Y“ bedeutet Technische Hilfeleistung im Wasser, das „Y“ steht für Person in Lebensgefahr. Gemäß der auf der Rettungsleitstelle in Harrislee hinterlegten Ausrückeordnung wurde Vollalarm für alle Hilfskräfte der Insel Amrum ausgelöst. Das bedeutet, dass alle Feuerwehren, der Rettungsdienst inklusive Notarzt, die DGzRS, die Polizei, sowie der in St. Peter Ording stationierte Offshore Rettungshubschrauber „Northern Rescue 01“ alarmiert wurden.
Was war geschehen? Eine Spaziergängerin war bei Ebbe an der Wasserkante am Kapitän des Wittdüner Kniepsandes Richtung Nebel unterwegs als sie feststellte, dass sie sich bei auflaufendem Wasser auf einer Sandbank vor dem eigentlichen Kniep befand und ihr ein großer Priel einen trockenen Weg zum Strand versperrte. Als das rasch ansteigende Wasser sie schließlich von allen Seiten umgeben hatte, betätigte sie von ihrem Mobiltelefon aus den Notruf 110, berichtete dem Leitstellenbeamten der Polizei von ihrer misslichen Lage und bat um Hilfe. Sie gab an, dass sie sich in Höhe etwa zwischen Wriakhörnsee und Leuchtturm im Wasser befindet und konnte sogar grobe Koordinaten vom Notfallort angeben, die sie über eine App auf ihrem Smartphone abgelesen hatte. Die Polizeileitstelle leitete die Daten an die Rettungsleitstelle weiter, die dann den Alarm auslöste.
Schnell war klar, dass die Person nicht im Watt war, sondern sich auf der Seeseite der Insel befinden musste. Die von der Leitstelle primär angegebene Einsatzstelle Inselstr. 127 (FKK-Zeltplatz) stelle sich dann als unsinnig heraus, da die Rettungskräfte von dort aus überhaupt nicht auf den Kniepsand, geschweige denn an die Wasserkante, gelangen konnten. Nach Auswertung der durch die betroffene Person angegebenen Koordinaten konnte die Leitstelle dann ermitteln, dass sich der Notfallort in etwa Höhe des Rettungspunktes 1.23 (siehe Orientierungskarte „für alle Fälle“ der Amrum Touristik) befinden musste. Dies ist wohl einer der am schwierigsten mit Fahrzeugen zu erreichende Ort am Kniepsand, in etwa 1,5 km südwestlich des Wriakhörnsees. Einsatzkräfte der Feuerwehren begaben sich mit einem Traktor des Wittdüner Bauhofs sowie mit dem Trecker des Süddorfer Strandkorbvermieters, jeweils von Wittdün bzw. Süddorf kommend in Richtung des Notfallortes. Die geländetauglichen Fahrzeuge des Rettungsdienstes (RTW und NEF) fuhren bei „Köhns Übergang“ auf den Kniep, die Fahrzeuge der Feuerwehr verblieben an den Strandübergängen. Die Traktoren mit den Feuerwehrleuten sowie das allradbetriebene NEF erreichten schließlich ca. 30 Minuten nach Auslösen des Alarms den Ort des Notfallgeschehens.
Beim Eintreffen der Einsatzkräfte stand die Person bis zu den Hüften in der Nordsee, in etwa 50 m von der Wasserkante entfernt. Sie konnte zu verstehen geben, dass sie zwar erschöpft sei, es ihr ansonsten aber gut gehen würde. Zwei Feuerwehrmänner wateten zu ihr und konnten sie letztendlich sicher ins Trockene begleiten. Das mittlerweile von der Seeseite kommende Tochterboot „Lotte“ der DGzRS, sowie der über der Einsatzstelle kreisende RTH „Northern Rescue 01“, mussten nicht mehr weiter eingreifen und konnten aus dem Einsatz entlassen werden. Mit einem der Traktoren wurde die Gerettete zum dem sich 500 m vor der Einsatzstelle im Kniepsand festgefahrenen RTW transportiert, wo sie vom Rettungsdienst und vom Notarzt untersucht wurde. Bis auf triefend nasse Bekleidung war ihr Gott sei Dank nichts geschehen.
Der RTW wurde dann samt der Patientin von einem der Traktoren auf festen Untergrund geschleppt. Thorsten Ertl, Strandkorbvermieter Süddorf und Feuerwehrmann, musste dann noch einmal in Richtung Einsatzstelle zurückfahren, um das sich nun auch festgefahrene NEF sicher „an Land“ zu ziehen. Nach einem erneuten Check durch den Rettungsdienst konnte sich die Patientin dann, zwar mit ihrer nasser Bekleidung, aber ansonsten unversehrt, selbstständig in ihre Ferienunterkunft begeben. Sie war etwas erschrocken darüber, was für einen Aufwand ihr Missgeschick verursacht hat (4 Feuerwehren, Polizei, Rettungsdienst/Notarzt, Rettungshubschrauber, DGzRS), äußerte jedoch auch ein großes „Dankeschön“ an alle an ihrer Rettung Beteiligten.
Was für Schlüsse kann man aus diesem Notfallgeschehen ziehen?
Es ist für Ortsunkundige nicht ratsam bei Niedrigwasser und auflaufender Flut eng an der Wasserkante zu laufen. Regelmäßig begeben sich Personen in Gefahr durch Prielbildung vom sicheren Strand abgeschnitten zu werden.
Der Notruf für Feuerwehr und Rettungsdienst ist „112“ (110 ist der Notruf der Polizei).
Angaben wie “ich kann den Leuchtturm sehen“, sind wenig hilfreich (am Kniepsand sieht man den Leuchtturm kilometerweit).
Das Aufstellen der Notfalltafeln mit Standortkennziffern und Hinterlegung der Geo-Koordinaten bei der Rettungsleitstelle hat sich wieder einmal als absolut sinnvoll und hilfreich herausgestellt.
Die hervorragende Zusammenarbeit aller Hilfskräfte, hier insbesondere von Feuerwehr und Rettungsdienst, kann erneut betont werden. Danke auch an die DGzRS und an den Rettungshubschrauber!