Seit ca. 1 Woche häufen sich die Magen-Darm Infekte auf Amrum. Betroffen sind insbesondere Kinder und deren Betreuer*innen. In einigen Schulklassen kann aktuell fast die Hälfte der Schüler*innen nicht am Unterricht teilnehmen, auch Lehrkräfte sind erkrankt. Gleichermaßen betroffen sind auch der Kindergarten und Kurkliniken.
Auslöser dieser Krankheitswelle sind Rotaviren, sie konnten in einigen Stuhlproben Erkrankter nachgewiesen werden. Rotaviren sind hochansteckend und werden meistens durch eine sog. Schmierinfektion verbreitet. Insbesondere werden die Erreger durch kleinste Mengen von Stuhlresten an Händen übertragen. Kinder sind v. a. deshalb betroffen, weil sich ein immunologischer Schutz gegen die Infektion erst im Laufe der ersten Lebensjahre entwickelt. Allerdings hält dieser Schutz nicht ein Leben lang an, deshalb kann eine Infektion auch bei älteren Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen erneut auftreten.
Typische Symptome einer Rotavirus-Infektion sind plötzlich auftretendes Erbrechen, wässriger Durchfall und Bauchschmerzen. Begleitend treten häufig auch leichtes Fieber, Husten und Schnupfen auf. Die ersten Krankheitszeichen sind ein bis drei Tagen nach Infektion zu verzeichnen und klingen nach drei bis sechs Tagen von selbst wieder ab, wobei die Viren noch bis zu acht Tagen mit dem Stuhl ausgeschieden werden können und der Erkrankte solange noch als infektiös anzusehen ist.
Bei sehr kleinen Kindern, Säuglinge und Kleinkinder bis zu zwei Jahren, sind schwere Krankheitsverläufe häufiger, da diese besonders empfindlich auf den durch den Durchfall und das Erbrechen immer entstehenden Flüssigkeits- und Salzverlust reagieren. Auch alte Menschen sind gefährdet, da mit zunehmenden Alter das Durstgefühl und die Flüssigkeitsaufnahme nachlassen. Schwindel und Kreislaufprobleme können die Folge sein.
Eine Rota-Infektion ist selbstlimitierend, eine spezifische Therapie gibt es nicht. Antibiotika sind in keinem Fall indiziert, da sie bei Virusinfektionen nicht helfen. Wichtig ist es immer einen Flüssigkeitsverlust zu korrigieren. („Das was unten rausgeht, muss oben nachgefüllt werden!“). Ist eine orale Flüssigkeitszufuhr nicht möglich, z. B. bei anhaltendem Erbrechen, muss ggf. der Wasser- und Elektrolytgehalt durch eine Infusionstherapie ausgeglichen werden. Bei Säuglingen und Kleinkindern kann hierzu ein Krankenhausaufenthalt notwendig sein. Die STIKO (Ständige Impfkommission) empfiehlt für Säuglinge beizeiten eine Schluckimpfung gegen Rotaviren.
In der akuten Krankheitsphase sollte man sich ruhig verhalten (Bettruhe!) und den Kontakt zu anderen Menschen meiden. Gemäß dem Infektionsschutzgesetz sind Erkrankungen durch Rotaviren meldepflichtig. Gemeinschaftseinrichtungen wie Schulen und Kindergärten dürfen nicht besucht werden, Eltern müssen die Gemeinschaftseinrichtung über die Erkrankung informieren. Frühestens zwei Tage (48 Stunden) nach Abklingen der Symptome Durchfall und/oder Erbrechen ist ein Schul- oder Kindergartenbesuch wieder erlaubt. Ebenso dürfen Betroffene, die mit Lebensmitteln zu tun haben, erst zwei Tage nach Abklingen der Krankheitszeichen ihre Tätigkeit wieder aufnehmen.
Strikte Hygienemaßnahmen sind einzuhalten. Sorgfältiges Händewaschen mit Wasser und Seife sollten nach jedem Toilettengang, vor der Zubereitung von Speisen, vor dem Essen und nach jedem Windelwechsel selbstverständlich sein.
In den letzten beiden Jahren sind, nicht nur auf Amrum, kaum Infektionswellen zu verzeichnen gewesen. Magen-Darm- Infektionen waren gleichermaßen wie Infekte der Atemwege in den Arztpraxen zur Ausnahme geworden. Als Grund hierfür können die durch die Mitbürger*innen strikt eingehaltenen und angeordneten Hygienemaßnahmen wie Kontaktvermeidung, Maske-Tragen und Händedesinfektion angesehen werden. Es gibt aber neben „Covid-19“ noch viele andere Infektionskrankheiten die den Menschen mehr oder weniger regelmäßig befallen und die jetzt nach weitgehender Aufhebung der Corona-Regeln eben wieder auftreten. V. a. kleine Kinder holen jetzt (nach 2 Jahren Pause) viele entsprechende Infekte nach und stecken dann auch ihre Geschwister, Eltern und Betreuer*innen an.