Eine große Menschenmenge hatte sich in Norddorf rund um die Dorfmitte am Kinovorplatz versammelt und lauschte gespannt der Geschichte, rund um das Traditionsfeuer des 21.Februar jeden Jahres, von Kai Quedens.
Ein gemeinsamer Fackelzug, begleitet von einer Allee aus Schwedenfeuern, bot jedem Fotografen ein stimmungsvolles Bild und alle waren begeistert von der Atmosphäre. Rechtzeitig waren die großen Biakehaufen von den Feuerwehren entzündet worden und brannten bereits als die Besucher kamen. Windstill, nicht zu kalt und trocken, es waren beste Bedingungen, für das Feuer das damals zur Verabschiedung der Walfänger und zur Austreibung des Winters angesteckt wurde. Auch heute wird der Piader (eine Strohpuppe) als Opfergabe ins Feuer geworfen.
In Norddorf trugen Jonna Claussen und Camille Quedens den Piader den langen Weg und wurden von allen Besuchen und einem Filmteam vom ZDF begleitet. „Wow, sind das viele Menschen”, schauten einige erstaunt „über Tag haben wir kaum jemanden getroffen. Der Strand war fast menschenleer. Wo kommen die jetzt alle her”, fragten sich einige Gäste, die extra dafür nach Amrum gekommen waren.
Eine tolle gemütliche Stimmung war bei allen fünf Biake zu finden. Die Freiwilligen Feuerwehren drehten Würstchen und schanken Glühwein aus, natürlich kamen auch die Softgetränke nicht zu kurz. Die Kinder hatten ihren Spaß beim Schwärzen der Gesichter und ließen kaum eine Nase weiß. Während in Wittdün und Steenodde die Biake nicht ganz so groß waren und es auch keine Verköstigung gab, feierte man dort wie es früher üblich war. „Wir nehmen immer unseren eigenen kleinen Korb mit Essen und Trinken mit. Das war schon immer so und wir mögen das, es hat noch was ursprüngliches”, erzählt eine Steenodderin.
War das Wetter anfangs noch so schön, zog am späteren Abend der Nebel auf, gefolgt von Nieselregen. Die feiernde Landjugend Amrum störte dies nicht, zogen sie mit ihrem Wagen von Biake zu Biake und teilten ihre gute Laune mit den übrigen Biakebesuchern.
Viele Gäste und Insulaner hatten sich an diesem Abend vorher oder nachher einen Tisch im Restaurant reserviert und das traditionelle Essen des Abends „Grünkohl” (was es in vielen verschiedenen Variationen gibt) bestellt. Wo man auch hin hörte freuten sich alle endlich wieder nach den Coronajahren mit Auflagen, Abstand und Maske jetzt normal feiern zu können. Das Resume dieses Abends war einstimmig „Endlich wieder richtig Biake, einfach toll”.
Wer am Tag danach die Nase aus der Tür hielt roch es sofort, die Biakehaufen qualmten und brannten noch. Durch Nebel und Norddorf zogen nicht nur Nebelschwaden. Für die Kinder und Jugendlichen der Öömrang Skuul hieß es an dem Morgen wieder auf zur Schule, doch ein bisschen später als sonst. Die Mädchen und Jungen der ersten und zweiten Klasse hatten noch ein spannendes Abenteuer vor sich, durften sie doch nochmal zum Biake und „nachkokeln”.
Gemeinsam wurde von der Schule zum Nebeler Feuer gelaufen. Rucksäcke auf dem Rücken und los. Fin Zimmermann von der Freiwiligen Feuerwehr Wittdün war mit dem Feuerwehrauto gekommen, um die kleinen Feuerstellen zu machen und Brandwache zu halten.
Henning Claussen von Bäckerei Claussen hatte Stockbrotteig zur Verfügung gestellt und half persönlich allen Kindern wie man den Teig um die Stöcke macht. Vorher hatten die Kinder unter Hilfe von den Lehrerinnen Maike Tadsen, Myriam Traulsen und Betreuerin Franziska Krumbein ihre Stöcker geschnitzt.
Ein großer Spaß für alle als dann auch noch das Fernsehteam vom ZDF kam. Mit ihren schwarzen Gesichtern (das Schwärzen gehörte auch an dem Tag nach Biake dazu) faxten sie vor der Kamera und erzählten fröhlich was ihnen an diesem Ausflug so gut gefällt. Leider verflog die Zeit viel zu schnell. Feuerwehrmann Fin zeigte den Schulkindern noch das Feuerwehrauto und erklärte was wofür ist, dann mußten sie auch schon wieder den Weg zur Schule antreten: „Aber wir waren sogar zweimal beim Biake, das war toll, jetzt freuen wir uns auf das nächste Jahr”. Wann? “Na am 21.Februar, wie immer”, lachten die Mädchen und Jungen bevor sie die Rucksäcke schulterten und in Zweierreihen davon gingen.
Kinka Tadsen erblickte 1972 in Hamburg das Licht der Welt. Aufgewachsen ist sie dann auf Amrum. Abitur hat sie auf Föhr gemacht und sich für eine Fotografenlehre in Bad Oldesloe entschieden. Fotografen- und Lebenserfahrung hat sie in der großen weiten Welt auf diversen Kreuzfahrtschiffen als Bordfotografin gesammelt. 2003 folgte dann die Rückkehr nach Amrum. Seit 2008 gehört sie als freie Journalistin zum Amrum-News Team.