Bekanntermaßen herrscht auf Amrum ein Mangel an für „Otto-Normalverbraucher“ bezahlbarem Wohnraum vor. Und man könnte fast meinen, dass bei den horrend hohen Immobilienpreisen auf unserer Insel ein Wohncontainer eine günstige Alternative darstellt. Aber Bebauungsvorschriften lassen nur in Ausnahmefällen das Aufstellen eines derartigen „Gebäudes“ zu. Dennoch gibt es sie – Container auf Amrum. Wenn man genauer hinsieht, kann man feststellen, dass auf unserer Insel eine ganze Reihe containerartiger Einrichtungen zu finden sind, und diese erfüllen zum Teil auch schon sehr lange ihren Zweck.
Wer am Satteldünenwai am Hubschrauberlandeplatz vorbeikommt, kann ihn nicht übersehen. Gemeint ist der in signalrot leuchtende Technikcontainer der neu gestalteten und endlich auf den neuesten Stand der Sicherheitstechnik gebrachten Hubschrauberlandestelle auf der Insel Amrum. Dieser Container entspricht zwar nicht gerade der Vorstellung eines dem Landschaftsbild einer nordfriesischen Insel angepassten Bauwerks, ist aber entsprechend den Vorgaben der Luftfahrtbehörden errichtet worden. Und alle Nutzer des Landeplatzes, sprich Hubschrauberbesatzungen, Feuerwehr und Rettungsdienst und v. a. potentielle „Kunden“ unter den Bewohnern Amrums und deren Gäste können sich glücklich schätzen im Bedarfsfall einen sicheren Transport von der Insel zu erhalten.
Ganz aktuell ist auf dem Pausenhof der Öömrang Skuul gleich ein richtiges Containerdorf entstanden. Im Rahmen der dringend notwendigen Renovierungsarbeiten insbesondere der Klassenräume wurden drei Jahrgangsstufen in Container „verbannt“. Ebenso sind Container für die Bauarbeiter, als Lagerungsräume und Sanitäranlagen, sowie die Bücherei aufgestellt worden. Wie lange diese „Stadt“ benötigt werden wird, steht in den Sternen. Jeder der baut oder gebaut hat, weiß, dass immer mit Verzögerungen bei der Fertigstellung zu rechnen ist.
Als Dauereinrichtung müssen hingegen die beiden Container am Kindergarten angesehen werden. Bereits vor einigen Jahren war die Einrichtung, Dank fleißigen Nachwuchses auf der Insel, aus allen Nähten geplatzt und der Spruch „Raum ist in der kleinsten Hütte“ nicht mehr tragbar. So wurde auch hier zur „Containerlösung“ gegriffen um mehr Kindergartengruppen unterbringen zu können.
Recht kurzfristige Containerstädte entstehen immer wieder mal im Gewerbegebiet neben der ehemaligen Omnibushalle wenn umfangreiche Filmproduktionen auf Amrum stattfinden, so zuletzt zu den Dreharbeiten der Ufa zu „Helgoland 513“ im Februar und März diesen Jahres (Amrum News berichtete).
Am Kniepsand stehen während der Saison gleich jede Menge von Containern und containerähnlichen Bauten. Sie werden als Toilettenhäuschen, DLRG-Stationen, von Strandkorbvermietern und den Surfschulen genutzt und gehören seit langem zum Erscheinungsbild der Insel.
Im Prinzip ist der Container eine sinnvolle und praktikable Erfindung, die weltweit v. a. das Transportwesen revolutioniert hat. Stückgutfrachter sind selten geworden, Containerriesen beherrschen die Weltmeere. Container gibt es noch gar nicht so lange. 1956 wurden in den USA erstmalig Großbehälter für den Transport auf Schiffen und Lastwagen eingesetzt und erst 1966 erreichte das erste Schiff mit Containern Europa. Den Durchbruch für den Erfolg von Gütertransporten mittels Container erzielte das Militär. Während des Vietnamkriegs (1955 – 1975) wurde hierdurch die Frachtversorgung der US-Truppen zunehmend rationalisiert. Heute gibt es verschiedene Containertypen die weltweit durch eine ISO-Norm standarisiert sind und auf deren Grundlage sich auch Lagercontainer und Containergebäude entwickelt haben. Weiterentwicklungen mit stärkerer Belastbarkeit lassen so auch den Bau größerer Gebäude (bis zu 9 Etagen!) und langer Lebensdauer zu. Sie werden z. B. als Hotels, Studentenwohnheime oder auch Notunterkünfte genutzt.
Bei genauer Betrachtung gab es auf Amrum schon zu Beginn des Fremdenverkehrs so etwas wie „Container auf Rädern“. Um den „Verfall der guten Sitten“ entgegen zu wirken wurde um 1900 von Badekarren aus gebadet. Pferde beförderten die Karren und Kurgäste in die Nordsee und holte diese nach dem Bade wieder an Land. Dies geschah streng nach Geschlechtern getrennt, zwischen den räumlich abgegrenzten Damen- und Herrenstränden befand sich ein „Niemandsstrand“ von mindestens 150 Meter Länge!
Nun kann man sich darüber streiten, ob Container im alten „Kapitänsdorf“ Nebel mit den vielen historischen und auch modernen reetdachgedeckten Friesenhäusern nicht das Dorfbild stören. Sicher ist aber, dass die hier geschilderten viereckigen Kästen, zumindest zeitweise, notwendig sind und ihren Zweck erfüllen. Und tatsächlich dauerhaft darin wohnen tut nun wirklich keiner.