Auf den Ausblick in luftiger Höhe müssen Besucher vorerst verzichten und viele Heiratswillige auf einen der romantischsten Trauungsorte auf der Insel.
Alle fünf Jahre ist es erforderlich, den Außenanstrich am Seefeuer Amrum zu erneuern. Durch die extreme Sonneneinstrahlung, die hohe Reflexion der Sonne im Dünensand, dem Flugsand, dem Wind und dem Salz in der Luft ist die äußere Farbschicht extremen Belastungen ausgesetzt.
Am Pfingstsamstag hatten Besucher vorerst das letzte Mal die Gelegenheit eines der Amrumer Wahrzeichen, den Leuchtturm, zu besteigen. Bis zum 31. August 2023 (wetterabhängig!) plant das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt (WSA) Elbe-Nordsee die Unterhaltungsarbeiten durchzuführen. In dieser Zeit ist der Leuchtturm gesperrt und kann von der Öffentlichkeit nicht besucht und bestiegen werden.
Viele Heiratswillige haben sich den Amrumer Leuchtturm ausgesucht um dort ihre gemeinsame Zukunft zu besiegeln. Mit einem herrlichen Ausblick über die Insel zu den Nachbarinseln und Halligen, dem Wattenmeer und der Nordsee startet hier für viele das Eheleben. Aber auch das ist vorerst nicht möglich! Alternativen sind da das Öömrang Hüs, die Amrumer Mühle oder vielleicht auch auf See auf der MS „Eilun“.
Auch die beliebten Leuchtturmtage finden in diesem Jahr wegen der Wartungsarbeiten nicht statt.
Eine relativ lange Zeitspanne, auf den ersten Blick. Aber die Wettererfahrungen der letzten Jahre im Bereich des nordfriesischen Wattenmeeres haben gezeigt, dass es kaum kontinuierliche Schönwetterphasen in einem Stück gibt. Wind, Regen, oder Wind und Regen zusammen sind dabei die größten Feinde eines guten Außenanstriches. Sollte der Wettergott es in diesem Jahr gut meinen und die Arbeiter kommen schnell voran, dann könnten die Arbeiten vorzeitig abgeschlossen werden und der Leuchtturm könnte früher wieder für die Öffentlichkeit geöffnet werden.
„So gesehen ist es kein böser Wille des WSA Elbe-Nordsee, dass der Leuchtturm in der Hauptsaison geschlossen ist, sondern eine vorausschauende Maßnahme“, so Wolfgang Stöck, vom WSA Elbe-Nordsee in Wittdün-Amrum.
Vor 5 Jahren waren die Arbeiten am Leuchtturm bereits nach 6 Wochen beendet, da hatte das Wetter optimal mitgemacht.
Die Arbeiten können nur bei trockenem Wetter durchgeführt werden, bei zu viel Luftfeuchtigkeit bleibt die Farbe nicht haften und bereits ab Windstärke 4 müssen die Außenarbeiten am Turm eingestellt werden, da der Arbeitskorb zu sehr ins Schwanken gerät. In dem Arbeitskorb, ein eigens hergestelltes spezielles, hochziehbares „Personenaufnahmemittel“, finden zwei Personen Platz zum Auftragen der Spezialfarben. Nicht jeder darf dort hinein um in schwindelerregender Höhe zu Arbeiten, nur wer vom Arzt die „Höhentauglichkeit“ bescheinigt bekommt darf hier hoch und den 148 Jahre alten Leuchtturm mit seinen über 960.000 Mauersteine mit einen neuen speziellen Anstrich versehen. Dieser Anstrich lässt von Außen keine Feuchtigkeit ins alte Mauerwerk, allerdings gelangt diese von Innen nach Außen. So kann der Stein „atmen“.
Während der Unterhaltungsarbeiten werden die am Leuchtturm angebrachten Mobilfunk- und Richtantennen zum Arbeitsschutz vor schädlichen Strahlungen von Zeit zu Zeit abgeschaltet. Montag bis Donnerstag von 7 bis 16 Uhr und Freitag von 7 bis 12 Uhr.
Dadurch wird die Nutzung des Mobilfunknetzes und der BOS-Anlage (Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben) eingeschränkt sein.
Der Amrumer Leuchtturm wurde am 01. Januar 1875 eröffnet, hat eine Höhe von 41,80 Meter (63 Meter beträgt die Feuerhöhe). Der weiße Lichtstrahl hat eine Nenntragweite von 43,2 Kilometer.
Er war das erste Leuchtfeuer in Nordfriesland und wurde 1936 elektrifiziert, vorher wurde es mit Petroleum betrieben.
Die Farbgebung des Leuchtturmes war bis zum September 1952 rotbraun, seither hat er seine jetzige Tageskennung (signalrot mit zwei reinweißen Ringen).
Bis zur Automatisierung im Jahr 1984 gab es hier noch einen Leuchtturmwärter.
Im Turm führen 172 Stufen bis nach oben. Von der Plattform auf der Düne sind es nochmal 123 Stufen hinunter zum „Leuchtturmwärterhaus“ (Verkaufskiosk). Insgesamt sind 295 Stufen zu bewältigen, aber die Mühe wird mit einem unvergesslichen atemberaubenden Ausblick über die Insel und darüber hinaus belohnt.
Übrigens auch das bekannteste Wahrzeichen Eiderstedts, der Leuchtturm Westerheversand, wird in diesem Sommer saniert. Der 116 Jahre alte gusseiserne Turm wird alle zehn bis 20 Jahre einer „Schönheistkur“ unterzogen, zuletzt war das 2006 der Fall.
Für die Arbeiten wird der Leuchtturm eingerüstet und mit einer Plane versehen. Der Turm wird sandgestrahlt und neu gestrichen. Bis Ende September müssen die Arbeiten abgeschlossen sein, denn auch hier spielt die Lufttemperatur eine wichtige Rolle und im Herbst kann es bekanntlich stürmisch an der Nordsee werden.