Schneckenkorn tötet Ridgeback-Hündin


Die Wittdünerin Brinja Terborg mit ihrer Ridgeback Hündin Kiki (Privatfoto)

Eine Tragödie unvorstellbaren Ausmaßes ereilte die Wittdünerin Brinja Terborg Anfang dieser Woche. Innerhalb von nur 30 Minuten erlag ihre Rhodesian Ridgeback Hündin Kiki den Folgen einer schweren Vergiftung. Die Ursache: Schneckenkorn! Das Mittel, das eigentlich nur die lästigen Weichtiere im Garten bekämpfen soll, ist leider auch für Haustiere und selbst Kleinkinder gefährlich. Und zwar so toxisch, dass es zum Tod führen kann – wie Brinja Terborg selbst erleben musste. Ihre Hündin war im besten Alter, 7 Jahre. Also kein Welpe mehr, die besonders anfällig für Vergiftungen sind.

Die Symptome zeigten sich innerhalb kürzester Zeit. “Das Gift benötigt nur 15 Minuten, bis es im Magen-Darm-Trakt ankommt”, erzählt Brinja. Kiki bekam plötzlich extrem hohes Fieber, Krämpfe am ganzen Körper, große Pupillen und zitterte. Ihr Frauchen konnte nichts mehr für sie tun. “Mir war sofort klar, dass sie vergiftet wurde. Die Anzeichen waren eindeutig”, erzählt Brinja. Im Anschluss habe sie sich an die Recherche gemacht, was die Ursache für den plötzlichen Tod ihres Hundes gewesen sein könnte. Nachdem sie blaue Krümelchen auf der Decke von Kiki und einen großen, angebrochenen Sack Schneckenkorn auf der Gemeinschaftsterrasse fand, die allen Mietern frei zugänglich ist, war Brinja sich sicher. “Es passt einfach alles. Die Symptome, die Krümel, der umgekippte Sack.” Ein Gespräch mit der Nachbarin ergab auch, dass diese erst kürzlich das Gift gegen die Schädlinge gestreut hatte. Natürlich nicht wissend, wie hochgradig gefährlich das Pestizid wirkt. “Für Hunde schmecken die blauen Körnchen leicht süßlich, was es natürlich besonders attraktiv macht”, sagt Brinja.

Etwa 30 bis 50 Vergiftungsfälle durch Schneckenkorn registriert das Giftinformationszentrum-Nord (GIZ-Nord) laut Zentrumsleiter Dr. med. Martin Ebbecke jährlich. Das GIZ-Nord ist die erste Anlaufstelle bei Verdacht auf Vergiftungen im Raum Bremen, Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Unterschieden nach Mensch oder Tier wird bei der Erfassung nicht, tödlich enden würden die meisten Fälle nach Kenntnis von Ebbecke auch nicht. Wie viele Vorkommnisse aber auch tatsächlich bei GIZ-Nord gemeldet würden, ist unklar.

Schneckenkorn enthält klassischerweise Metaldehyd, ein Molluskizid, das als Pflanzenschutzmittel in der EU durchaus zugelassen ist. Allerdings gibt es mittlerweile viele weniger toxische Alternativen, die keine Gefahr für Haustiere und Menschen darstellen sollen. Diese Produkte enthalten Eisen-III-Phosphat, das auch im Bioanbau zugelassen ist. Das enthaltene Salz lässt die Schnecke quasi von innen vertrocknen. Um welches produkt es sich bei dem Gift der Nachbarin handelte, ist unklar. Die Verpackung war leider nicht mehr vorhanden. Denn ob die Eisen-Präparate wirklich unschädlich für andere Tiere sind, da bleibt Brinja skeptisch. “Eigentlich”, so sagt sie, “haben alle Tiere ihre Daseinsberechtigung – auch die Schnecken. Und gerade in unserer wundervollen Amrumer Natur mit all ihren Schutzgebieten sollten alle Lebewesen ihren Platz haben.” Wer als Gartenbesitzer allerdings besonders geplagt ist, kann es mit Hausmitteln wie Kaffeepulver, Kochsalz oder Kupferdraht versuchen. Weniger Zartbesaitete sammeln die Kriechtiere und zerschneiden sie.

Brinja Terborg ist zwei Tage nach dem Tod von Kiki zum Wittdüner Edeka-Markt gegangen, um auch dort auf das Thema aufmerksam zu machen und um Achtsamkeit zu bitten. Bei dem hier verkauften Produkt handelt es sich allerdings um eines mit dem Inhaltsstoff Eisen-III-Phosphat, das laut Hersteller ungefährlich ist. Wenn es nach Brinja Terborg geht, würde sie das Pestizid dennoch gerne aus dem Sortiment nehmen lassen. “Das bringt mir meine Hündin zwar nicht wieder, aber vielleicht rettet es vielen anderen Hunden und Katzen das Leben.” Ihr gehe es vor allem darum, Bewusstsein für das Thema zu schaffen. Gerade ältere Insulanerinnen und Insulaner setzten das Gift weiterhin aus Gewohnheit und Bequemlichkeit ein. Wie hochgradig toxisch es ist, ist vielen nicht bewusst. Brinja hofft nun, da sie ihren Fall öffentlich gemacht hat, dass Gartenbesitzer auf den Einsatz des Pestizids verzichten und ökologische Alternativen verwenden. Gerade hier, in unserer wunderschönen intakten Inselnatur!

Über Nina Löschner

Nina Löschner kam 1989 kurz vor dem Mauerfall in Ost-Berlin zur Welt. Aufgewachsen auf dem Brandenburger Land zog es sie nach der Schule zurück in die Hauptstadt. In Berlin studierte sie Kunstgeschichte und Englisch, arbeite anschließend im Projektmanagement eines Auktionshauses und schließlich sieben Jahre lang als Redakteurin für Funk und Fernsehen. 2022 nahm sie sich eine berufliche Auszeit und absolvierte einen Freiwilligendienst im Naturschutz auf Amrum. Doch die Insel ließ sie nicht mehr los - und so brach sie alle Zelte in der Hauptstadt ab. Heute arbeitet Nina als Leiterin der Schutzstation Wattenmeer in Wittdün.

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One comment

  1. Schneckenkorn tötet jedes Jahr auch viele Igel nur dadurch das sie da durchlaufen und sich später putzen.
    Dieses Gift gehört schon längst verboten.
    Überhaupt sollte man im privaten Bereich auf jegliches Gift verzichten. Man kann auch mit der Natur leben. Funktioniert bei uns seit vielen Jahren.

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